Tag des Familienunternehmens BMW-Großaktionärin Susanne Klatten redet Klartext

Die Milliardärin beim Tag des Familienunternehmens in Berlin.
Berlin Der Andrang im großen Palaissaal des Hotels Adlon am Brandenburger Tor ist nach dem Mittagessen nicht kleiner geworden. Am Vormittag noch hatten Spitzenpolitiker das Wort beim Tag des Familienunternehmens. Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz, sein französischer Amtskollege Bruno Le Maire und der britische Finanzminister Philip Hammond sprachen ebenso zu den 300 Familienunternehmern wie CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer.
Jetzt drängen sich die Gäste wieder in den kühlen Saal mit den zwölf Kronleuchtern, während draußen am Brandenburger Tor Touristen bei 30 Grad in der Sonne Selfies schießen. Die Unternehmer wollen wissen, was ihnen Susanne Klatten zu sagen hat.
Äußerst selten setzt sie sich der Öffentlichkeit aus. Die Kameras, die noch vor wenigen Stunden auf die Politiker gerichtet waren, sind längst abgebaut, als die Großaktionärin von BMW die Bühne betritt. Sie spricht als Unternehmerin zu Unternehmern. Bei jedem anderen Publikum hätte sie einfach als reichste Frau Deutschlands gegolten. In diesem Kreis ist das anders.
Sie weiß, dass nur ihr Interviewer, der Publizist und Verleger Dominik Wichmann, Fragen an sie richtet – Fragen, die sie offenbar nicht unvorbereitet treffen. Als dreifache Mutter stellt er sie vor, als studierte Betriebswirtin, als Unternehmerin, die sich niemals auf ihrem Erbe ausgeruht habe.
Ihre Feuertaufe als Unternehmerin erlebte sie mit Altana, dem Unternehmen, das sie von ihrem Vater geerbt hatte. „Wir haben verkauft“, sagt sie. „Durch den Erlös hatte ich die Möglichkeit, selbst zu investieren.“ Zunächst in SGL Carbon, aber auch wieder in Altana, „meiner unternehmerischen Heimat“. Tatsächlich konnte sie Altana schließlich sogar von der Börse nehmen.
Susanne Klatten hält 20,9 Prozent an BMW und sitzt im Aufsichtsrat des Autobauers. Als stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende hält sie zudem 100 Prozent an Altana, bei SGL Carbon führt sie den Aufsichtsrat selbst und hält 28 Prozent. Ihre eigene Skion GmbH gehört ihr ebenfalls komplett.
Die 56-Jährige spricht von ihren zahlreichen Lernerfahrungen, die ihre Laufbahn begleiteten. So musste sie lernen genau hinzuschauen, musste sich auch mal von Dingen trennen, wenn sie nicht mehr passten. Das war mitunter schmerzlich, vor allem bei Altana. Und dann verfolgte sie immer wieder die bohrende Frage: „Was hätte mein Vater jetzt gemacht?“ Was sie aber besonders lernen musste, war, nicht immer alles wissen zu müssen, aber alles fragen zu dürfen. Ein Privileg, wie sie sagt.
Ihre unternehmerische Pubertät war zu dem Zeitpunkt beendet, als sie selbst investiert habe. Sie fügt hinzu: „Ich stieß in ein Umfeld, in dem mein Vater nicht bekannt war.“
Ihre Initiative Unternehmertum, ein der Universität München angegliedertes Gründerzentrum, ist ihr eine Herzensangelegenheit, das spürt man, und in diesem Zusammenhang hat sie eine Botschaft an die Familienunternehmer: Unterstützt die Gründer! Sie denke derzeit darüber nach, vor allem solche Gründer zu unterstützen, die keinen Exit suchen, sondern zu neuen Familienunternehmen werden.
Befragt zu ihren Ideen zum Thema Nachfolge, der wichtigsten Sollbruchstelle bei Familienunternehmen, nennt sie drei Botschaften. Erstens: Gehöre auch sie selbst zu denen, die keines ihrer Kinder unglücklich machen wollen. Zweitens: Man kann von der nächsten Generation nicht 130 Prozent Hingabe erwarten. Drittens: Man macht Unternehmen nie für seine Kinder, man muss selbst Freude daran haben. Ein gutes Schlusswort.
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