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Taxfix-Gründer Lino Teuteberg (links im Bild) und Mathis Büchi

Die Gründer wollen die Steuererklärung vereinfachen.

(Foto: Taxfix)

Taxfix Diese Gründer wollen mit ihrer App den Steuermarkt revolutionieren

Taxfix hilft Arbeitnehmern bei einer der unangenehmsten Aufgaben: der Steuererklärung. Dabei setzen die Gründer auf Wege, für die sie sogar Fan-Mails bekommen.
03.09.2019 - 15:27 Uhr Kommentieren

Frankfurt Wenn Mathis Büchi von seiner Passion erzählt, geht es um Filme und Design. Dass sich der 33-Jährige nun schon seit drei Jahren täglich mit dem trockenen Thema Steuererklärung beschäftigt, scheint dazu kaum zu passen. Schließlich gibt es zwischen Abgabenordnung und Steuerurteilen nicht viel Raum für künstlerisches Wirken – solange man keine einfallsreichen Steuersparmodelle entwirft.

Doch Büchi geht es nicht um Steuertricks. Gemeinsam mit Lino Teuteberg, 33, hat er die Smartphone-App Taxfix entwickelt, mit der vor allem junge Menschen einfach und schnell ihre Steuererklärungen erledigen sollen.

Was den geborenen Schweizer daran reizt: „Wir lösen mit unserer App ein echtes Problem, das Millionen Leute betrifft, und können dadurch etwas bewegen“, sagt Büchi. Steuerformulare seien langweilig, grau und unsexy. „Deshalb gibt es viel Potenzial, diese schreckliche Nutzererfahrung zu verbessern“, ist er überzeugt. Und dabei brauche es viel Vorstellungskraft und Liebe zum Detail – ähnlich wie bei Filmprojekten.

Zwei Jahre nach dem Marktstart der App können die Gründer schon einige Erfolge verbuchen. Wie Geschäftsführer Büchi am Montag bekanntgab, sei die App bereits 1,5 Millionen Mal heruntergeladen worden. Täglich leite Taxfix bis zu 3 300 Steuererklärungen an deutsche Finanzämter weiter.

Die durchschnittliche Zahl der übermittelten Erklärungen verrät Büchi nicht, doch im Vergleich zum vergangenen Jahr liegt der neue Spitzenwert deutlich höher: 2018 seien pro Tag maximal 800 Steuererklärungen über die App versandt worden. Für Anschub sorgte dabei auch eine große Finanzierungsrunde – ein Teil des Geldes wurde für Werbung genutzt.

Im Mai erhielt Taxfix rund 27 Millionen Euro von Valar Ventures – dem Fonds des Starinvestors Peter Thiel – sowie von Creandum und Redalpine. Gemeinsam hatten diese acht Monate zuvor schon rund zwölf Millionen Euro in das Start-up gesteckt.

„Eine so große Finanzierungsrunde hatten wir eigentlich gar nicht geplant“, sagt Büchi. „Doch nachdem wir schon Anfang des Jahres sehr schnell gewachsen sind, haben wir ein Angebot bekommen, das wir nicht ablehnen konnten.“ Auch nach den Finanzierungsrunden gehören den Gründern nach eigenen Angaben noch 35 Prozent am Unternehmen.

Die Entscheidung für ein weiteres Investment sei ihm nicht schwergefallen, sagte James Fitzgerald, General Partner von Valar Ventures. Es sei Zeit für eine digitale Revolution auf dem Steuermarkt. „Taxfix hat seine einzigartige Stärke bei der Entwicklung von Lösungen in diesem Bereich bewiesen“, sagt er.

Die Besonderheit der App: Die Nutzer werden über einen Chat durch die Steuererklärung geführt. „Unsere Idee war es, in der App ein einfaches Gespräch zu simulieren, so wie auch ein Mitarbeiter eines Lohnsteuerhilfevereins mit dem Kunden sprechen würde“, sagt Büchi. Im Durchschnitt müsse ein Nutzer 70 aus mehr als 3 000 möglichen Fragen beantworten und brauche dafür durchschnittlich 22 Minuten.

Das Format spreche vor allem junge Leute im Alter von durchschnittlich 28 Jahren an. „Mehr als 60 Prozent unserer Kunden machen dank unserer Hilfe zum ersten Mal eine Steuererklärung“, so der Wahl-Berliner – und meist lohne sich das. Pro Woche würden Steuerrückzahlungen in Höhe von mehr als fünf Millionen Euro an seine Kunden fließen.

Ohne die App würden sich viele gar nicht um eine Steuererstattung bemühen, ist er sicher. „Wir bekommen viele Fan-Mails, das ist ein tolles Gefühl für uns“, sagt er. Die Übermittlung der Steuererklärung kostet 35 Euro. Wenn die Steuererstattung unter 50 Euro liegt, ist der Dienst kostenfrei. Bei 80 Prozent der Steuerfälle von Arbeitnehmern könne die App genutzt werden, sagt Büchi. Allerdings ist Taxfix für komplexe Fälle bisher noch nicht geeignet.

Per Smartphone an den Fiskus

Eine Steuererklärung im Chat-Format bietet auch die App Steuerbot, die zur Haufe-Gruppe gehört. Beim Anbieter Wundertax können Nutzer ebenfalls per Smartphone ihre Erklärung abgeben, dieses Unternehmen setzt jedoch auf eine Mischung aus Fragen und Formularen.

Die Konkurrenz stört Büchi nicht. „Unsere größte Herausforderung ist die Skepsis der Leute. Viele sind nicht zur Abgabe der Steuererklärung verpflichtet und möchten sich auch nicht damit beschäftigen“, sagt er. Da müsse Taxfix viel Aufklärungsarbeit leisten.

Vor Taxfix haben Büchi und Teuteberg 2013 bereits das Unternehmen Smallpdf gegründet, eine Software zum Bearbeiten von PDF-Dateien. Die beiden kennen sich bereits seit mehr als 20 Jahren und sind gemeinsam in der Nähe des Zürichsees aufgewachsen.

Sie seien beste Freunde, berichten beide. „Mathis ist unglaublich ambitioniert, stellt sich aber auch immer wieder selbst infrage“, sagt Teuteberg. „Wir fordern uns gegenseitig heraus und unterstützen uns.“ Wenn es doch mal Streit gebe, würden sie sich schnell wieder versöhnen.

Für wenig Reibung sorge aber schon die klare Aufgabenteilung, meint Teuteberg. Er selbst hat Design studiert und ist für die Funktionen und die Gestaltung des Produkts verantwortlich. Büchi führt die Geschäfte und kümmert sich um das Marketing und den Kontakt zu Investoren. Dabei wollte er ursprünglich Architekt werden.

Mit 20 zog es ihn nach New York. „Am Zürichsee ist es zwar sehr schön, aber auch sehr langweilig“, sagt er. Nach einem Praktikum habe er aber gemerkt, dass die Architektur doch nicht seine Passion ist und konzentrierte sich auf Design- und Filmprojekte – beispielsweise Imagefilme für Unternehmen. „Das hat mir schon in der Schulzeit großen Spaß gemacht“, berichtet Büchi.

In Hongkong und Korea habe er dann aber doch noch etwas „Solides“ studiert: International Business. „Ich hatte nie gedacht, dass ich das mal machen würde, tatsächlich war es aber nicht so langweilig wie befürchtet“, scherzt er. Auch Konzepte für ein Unternehmen zu erstellen sei eine kreative Tätigkeit. Nach den internationalen Stationen ist er mit seinem Unternehmen, das bereits mehr als 100 Mitarbeiter hat, jetzt in Berlin angekommen.

Taxfix soll expandieren. Die nationalen Steuersysteme seien zwar sehr unterschiedlich, aber die App sei so aufgebaut, dass sie einfach an die jeweiligen Steuerregeln angepasst werden könne. Eine italienische Website ist schon online. Mithilfe der Investorengelder soll die Internationalisierung schnell voranschreiten.

Wann er in der Schweiz startet, verrät er noch nicht. Zumindest in der Freizeit kehrt er aber gerne an den Zürichsee zurück, um mit seiner Frau zu wandern.

Mehr zum Thema: Lesen Sie alles weitere zum Thema Steuererklärung in unserem 37-seitigen Ratgeber-Dossier – mit Tipps für Arbeitnehmer, für Familien, Studenten, Immobilienbesitzer, Anleger und Rentner.

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