Tech-Industrie Warum das Start-up CTRL-Labs so interessant für Facebook ist

Sein soziales Netzwerk Facebook hat CTRL-Labs gekauft.
Düsseldorf Künftige Generationen werden fragen, wo bei Harry Potter der Zauber ist: Die magischen Fähigkeiten, die sich Joanne K. Rowling für den Zauberlehrling ausgedacht hat, werden Wirklichkeit. Stichwort: Steuerung nur durch Gedanken. Thomas Reardon, Gründer des Unternehmens CTRL-Labs, nennt es das „Brain 2.0“.
Sein Start-up ist der neueste Zukauf von Facebook. Zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Dollar soll der Techriese laut dem Finanzdienst Bloomberg für die Übernahme von CTRL-Labs zahlen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Reardon, der einen PhD-Titel in Neurowissenschaften der Columbia-Universität in New York trägt, ein selbst gegründetes Start-up bei einem Konzern unterbringt. Der 1969 im US-Bundesstaat New Hampshire geborene Unternehmer war mit 19 Jahren schon Mitgründer des Softwareunternehmens Advogadro, das von Openwave übernommen wurde. Reardon wechselte schließlich zu Microsoft, wo er zehn Jahre im Entwicklungsteam für den Internet-Explorer als Manager arbeitete.
Was sein jüngstes Unternehmen so interessant für Facebook macht, präsentierte er kürzlich auf der Technologiemesse „Web Summit“ in Lissabon. Was man dabei sieht, ist vor allem Reardon, der am Arm ein Band mit Chips und Elektroden trägt. Seine Hand erscheint live als Silhouette auf den Bildschirmen. Sie färbt sich tief pink, wenn er sie anspannt.
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Vom Rest muss man Reardon auch ein bisschen etwas glauben: dass er selbst die Präsentation steuert, dass der in die Luft zeichnende Helfer die Farben und Linienbreite bestimmt, die auf der Leinwand zu sehen sind, dass der Assistent schließlich bewegungslos einen animierten Dinosaurier über Hindernisse springen lässt. „Sie sehen, er bewegt sich überhaupt nicht und kann trotzdem die Sprünge mit 15 Millisekunden Genauigkeit kontrollieren“, sagt Reardon. In ein paar Minuten könne das jeder lernen.
Das Armband erkennt die Signale, die über die Nerven vom Hirn in die Finger gesendet werden. Dabei ist die Absicht entscheidend. Der Mensch könne dabei tatsächlich etwas ganz anderes machen, sagt Reardon. Controller, Tastatur, Maus, Touchscreen – CTRL-Labs könnte all das überflüssig machen.
Zum Schluss zeigt Reardon ein Video, in dem Finger auf den Tisch tippend einen Text erzeugen. „Ich will nicht mehr die Autokorrektur auf dem iPhone korrigieren, und ich will keine Kurznachrichten mehr schicken“, sagt Reardon. „Da wollen wir wirklich stark sein.“
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