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Trüffel-Unternehmerin Olga Urbani Mit harter Hand und feiner Nase

Olga Urbani führt den Weltmarktführer für Trüffel. Doch 2017 ist ein Horrorjahr: Weil kaum Pilze wachsen, kommt sie mit der Lieferung nicht nach. Trotzdem will die Italienerin wachsen – unter anderem mit Eis.
05.11.2017 - 16:28 Uhr Kommentieren
Die Trüffelhändlerin aus Umbrien übernahm vor sieben Jahren das Familienunternehmen. Quelle: Olga Urbani
Olga Urbani

Die Trüffelhändlerin aus Umbrien übernahm vor sieben Jahren das Familienunternehmen.

(Foto: Olga Urbani)

Mailand Frauen in Führungspositionen in Italien? Die sind noch immer rar wie Trüffeln. Und sie müssen sich behaupten. „Ich bin nicht nur CEO, sondern auch Eigentümerin, das hilft“, sagt Olga Urbani trocken.

Die Unternehmerin leitet in fünfter Generation das Familienunternehmen Urbani Tartufi, gegründet in dem kleinen Ort Scheggino nahe bei Perugia in Umbrien. Eine Holding mit einem Produkt: Trüffeln, weiße, schwarze, in Gläsern, als Öl, als Nudeln oder als fertige Pastasauce. 300 Mitarbeiter, 70 Prozent davon Frauen, ein Jahresumsatz von 60 Millionen Euro, das sind die Kennzahlen eines Weltmarktführers in der Edel-Nische.

Die 53-Jährige übernahm vor sieben Jahren nach dem Tod des Vaters das 1852 gegründete Familienunternehmen. Onkel und Cousins arbeiten mit ihr, aber sie ist die Chefin. „Einfach war es nicht, aber ich habe mich reingekniet und gepowert“, sagt sie. „Anders wär es nicht gegangen in der italienischen Männerwelt.“ Denn die vielen Frauen bei Urbani sind nicht im Management, sondern dafür verantwortlich, das kostbare Rohprodukt, das lizenzierte Trüffeljäger anbieten, zu verarbeiten. Die kleinen und großen Trüffeln müssen von Hand gesäubert und je nach Gebrauch verpackt werden. „Wenn ein Chefkoch in den USA eine ganze Trüffel bestellt, geht die noch mit Erde dran in einem Körbchen verpackt mit ,Priority’ ins Flugzeug und wird sofort ausgeliefert. In spätestens 24 Stunden ist sie da“, sagt die schlanke Frau, deren Söhne Luca und Francesco auch schon im Unternehmen arbeiten, obwohl sie es eigentlich nicht wollte.

Doch 2017 sei ein ganz schreckliches Jahr für Trüffeln, klagt sie. Gesucht werden die unter der Erde bei Bäumen wachsenden Pilze in Umbrien und im Piemont von September bis Dezember. „Aber es gibt einfach keine, so schlimm war es seit 40 Jahren nicht“, sagt sie. „Das Ökosystem ist aus den Fugen, selbst jetzt im November ist es noch so warm.“ Der Kilopreis liege schon bei 6.000 Euro: „eine Schande“. Täglich hätten sie Orders von 400 Kilo, aber nur zehn Kilo vorrätig. „Wir sind sicher das einzige Unternehmen, bei dem die Spanne zwischen Angebot und Nachfrage so hoch ist“, meint sie.

Urbani kauft Trüffeln in Europa ein und sogar in Australien und exportiert in 70 Länder, allein in den USA gibt es fünf Filialen. 100 Tonnen Trüffeln pro Jahr werden gehandelt. Dazu kommen 1.000 Tonnen Steinpilze, die als zweiter Geschäftszweig getrocknet verkauft werden. Bestseller ist die fertige Pastasauce aus schwarzen Trüffeln und anderen Pilzen, die „salsa tartufata“, sagt die Chefin. „Und das Trüffelöl, alles bio ohne Zusätze und Geschmacksverstärker.“

Deutschland sei ein wichtiger Markt. Beliefert würden italienische Supermärkte, Delikatessgeschäfte und Sterne-Restaurants. Ihr Unternehmen führt sie mit eiserner Hand. In Industriekreisen wird sie als Unternehmerin geschätzt. Auf Verbandsebene setzt sie sich für Frauen in Führungspositionen ein, und das Quotengesetz mit Sanktionen, das seit 2011 in Italien gilt, hält sie für richtig. „Selbst die Chefkochs sind alle Männer“, klagt sie, dabei seien Frauen besser, präziser und effizienter. Ihre Pläne? Wachsen. Den Vertrieb verbessern. „Jeden Morgen fange ich wieder von vorne an“, sagt sie. „Das nächste Projekt ist Trüffel-Eis.“ Und was mag sie selbst am liebsten? „Einfachen Risotto und darüber weiße Trüffel gehobelt, es gibt nichts Besseres im Leben.“

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