In der Rolle des „Robin Hood“ der Kleinanleger ist Fuchsgruber bekannt geworden. Drei Jahrzehnte lang jagte er mit seiner Detektei im saarländischen Ottweiler und einer Handvoll Mitarbeiter die internationalen Pleitiers und Betrüger des grauen Kapitalmarkts. Er spürte Millionen hinterher, die Anleger in windigen Finanzprodukten versenkt hatten. Zahlreiche Medien boten dem Detektiv eine Bühne.
Er war der perfekte Experte, kannte sich aus mit den komplizierten Finanzskandalen, hatte immer ein griffiges Zitat auf Lager und stand obendrein auf der richtigen Seite. Fuchsgruber kämpfte unablässig für den Häuslebauer, den einfachen Sparer, den kleinen Mann – jedenfalls schien es so.
Das Bild vom strahlenden Helden hat Risse bekommen. Vor einem Jahr berichtete das Handelsblatt, dass die Staatsanwaltschaft Saarbrücken seine Wirtschaftsdetektei durchsucht hat. Es gab mehrere Anzeigen wegen Betrugs und Untreue. Bei einem Treffen mit dem Handelsblatt stritt er alle Vorwürfe ab und verwies auf die vielen Feinde, die er sich in seinem Job mache. „Solche Verfahren dienen auch zu meiner Entlastung“, sagte er. „Sie sehen mich hier ganz entspannt.“
Nun könnte es allerdings mit seiner Entspannung vorbei sein. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat Fuchsgruber angeklagt. Die Behörde wirft ihm in 143 Fällen gewerbsmäßige Untreue vor, in 39 Fällen Betrug und Untreue, in 53 Fällen Untreue. „Die hohen Fallzahlen kommen zustande, weil die einzelnen betroffenen Anleger zusammenaddiert worden sind“, sagt Dennis Zahedi, ein Sprecher der Behörde. Viele der Opfer sollen ausgerechnet Privatanleger sein.
Die Anklage listet mehrere Tatkomplexe auf. Bei einem geht es um das „Dominon“-Schneeballsystem eines verurteilten Anlagebetrügers. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken ist überzeugt, dass der Detektiv in diesem Fall erhebliche Beträge der Anleger sichern konnte. Nur soll er das Geld dann nicht ausgeschüttet haben. Ein zweiter Komplex befasst sich mit den dubiosen Leasingsfonds CLF und MLR, die sich in Abwicklung befinden. „Fuchsgruber hat von Anlegern Gelder bekommen, um in ihrem Namen Klagen einzureichen, diese Prozesse hat er jedoch nie geführt“, sagt Sprecher Zahedi.
Damit nicht genug, auch drei Fälle von Insolvenzverschleppung und eine Urkundenfälschung sollen in der rund 80 Seiten starken Anklageschrift aufgeführt sein. Der Gesamtschaden könne bei knapp einer Million Euro liegen, schreibt die „Saarbrücker Zeitung“, die als Erstes über die Anklage berichtet hat.
Plünderte der „Robin Hood“ also selbst seine Kunden, die Kleinanleger, aus? War er nur mit seinem Job überfordert? Die Sache mit der Anklage stimme, bestätigt Fuchsgruber dem Handelsblatt am Telefon. „Aber ich wehre mich vollumfänglich gegen Vorwürfe und sehe auch einer Gerichtsverhandlung zuversichtlich entgegen.“ Mehr könne er nicht verraten, weil er sich erst mit seinem Verteidiger abstimmen müsse.
Egal, wie gravierend die Vorwürfe sind, im persönlichen Gespräch ist Fuchsgruber stets freundlich und zuvorkommend. Er pflegt einen netten Plauderton und strahlt einen professoralen Charme aus. Es ist leicht vorstellbar, dass sich Anleger in Sorge um ihr Vermögen von diesem Charisma überzeugen lassen.
Detektei inzwischen insolvent
Doch es gab die vielen Beschwerden, die sich in ihrem Muster gleichen. Fuchsgruber komme als strahlender Helfer in einen Finanzskandal, ließe sich von möglichst vielen Anlegern mandatieren, kassiere – und liefere schließlich keine oder nur mangelhafte Ergebnisse. Das erzählt auch Udo P. aus Hamburg. Der Anleger hatte Fuchsgruber engagiert, um 120.000 Euro nachzuspüren, die er bei einem Finanzdienstleister verloren hatte. Der Hamburger klagte erfolgreich auf Rückzahlung von 3 000 Euro Honorar. Fuchsgruber sagt: Er habe in Telefonkonferenzen über den Recherchestand informiert.
Möglicherweise war auch alles eine Frage des Geldes. Die Detektei hatte schon 2017 einen tiefroten Bonitätsindex bei Creditreform, inzwischen ist sie insolvent. Gläubiger sollen bislang Forderungen von rund 770 000 Euro beim Insolvenzverwalter angemeldet haben.
Beim Treffen mit dem Handelsblatt vor einem Jahr hatte Fuchsgruber akute Geldnöte bestritten. „Seit Jahren versucht man, mich fertigzumachen. Ich stelle mich deshalb zahlungsunfähig, damit die anonymen Heckenschützen aus ihren Löchern kommen“, sagte er. So klingen typische Fuchsgruber-Sätze. Sie lassen reichlich Interpretationsspielraum, es fehlt nicht viel zur Verschwörungstheorie.
Der Detektiv hat das Saarland inzwischen verlassen, er ist erst nach Düsseldorf und dann nach Duisburg gezogen. Er sei bereit zu kämpfen, sagt er. „Ich würde die Verhandlung als sehr spannend einschätzen.“ Dann könnten Dinge ans Licht kommen – welche, sagt er nicht.
Fuchsgruber bleibt im Ungefähren, so ist er schwer greifbar. Darin ähnelt er wirklich Robin Hood. Ob er vor der großen Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Saarbrücken auf diese Art seine Unschuld beweisen kann, das ist eine andere Frage.
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