Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Wladimir Klitschko Die zweite Karriere

Ob Wladimir Klitschko noch einmal in den Boxring steigt, lässt der 41-Jährige offen. Aber für sein Leben nach dem Sport trainiert er schon jetzt. Denn: „Was dich nicht umbringt, macht dich stärker.“
07.06.2017 - 22:08 Uhr Kommentieren
Der Profi-Boxer will künftig Managern helfen, sich im Job durchzusetzen. Quelle: dpa
Wladimir Klitschko präsentiert seine Marke

Der Profi-Boxer will künftig Managern helfen, sich im Job durchzusetzen.

(Foto: dpa)

Es ist die wohl schwierigste Disziplin, in der sich Spitzensportler beweisen können: den eigenen Ruhm nach dem Ende der athletischen Laufbahn in eine sinnvolle zweite Karriere zu überführen. Beispiele, wie man es nicht macht, gibt es reichlich. Von Boris Beckers Wimbledon-Ruhm beispielsweise ist wenig mehr geblieben als Werbepartnerschaften von tendenziell abnehmender Bedeutung.

Für Wladimir Klitschko soll es besser laufen. Mit großem Aplomb hat er im kleinen Saal der Hamburger Elbphilharmonie seine eigene unternehmerische Vision präsentiert. Unter der Dachmarke „Klitschko“, geschrieben in kraftvollen Versalien, sollen in Zukunft die Aktivitäten der Klitschko-Brüder gebündelt werden. Wobei sich Wladimir den eigenen berühmten Nachnamen natürlich mit seinem Bruder Vitali teilen muss, der einerseits in Hamburg im Publikum saß. Der aber andererseits als Oberbürgermeister von Kiew bereits sehr eindeutig einen anderen Weg für seine postathletische Karriere eingeschlagen hat.

Aber Moment mal, apropos postathletisch, da war doch was ...

Genau. Die halbe Sportwelt wartet derzeit auf eine Antwort auf die Frage, ob Wladimir Klitschko seine Profikarriere bereits als beendet betrachtet. Oder ob er nach seiner Niederlage gegen Anthony Joshua Ende April sein Recht auf eine Revanche in Anspruch nehmen wird. Eine klare Aussage gab es dazu in der Elbphilharmonie nicht. Nur so viel sagt Klitschko: Er werde sich innerhalb der kommenden zwei Wochen entscheiden. Einen winzigen Hinweis, wie die Antwort ausfallen könnte, gab er mit folgendem Satz: „Ich bin für den sportlichen Bereich fast kurz vor der Rente. Fast.“ In jedem Fall sei es wichtig, die zweite Karriere schon dann zu planen, wenn die erste noch nicht vorbei sei.

Vieles von dem, was hinter der Unternehmensmarke Klitschko steht, ist noch im Vagen, oder wie es Wladimir Klitschko blumig ausdrückte: „Die Marke Klitschko ist ein Schiff, das sich auf eine neue Reise vorbereitet.“

Zu Umsatz- oder Mitarbeiterzahlen will Klitschko keine Angaben machen. Am eindeutigsten konturiert sind jene Bereiche, die am nächsten am Profisport dran sind: Die Sportmanagementagentur K2. Klitschko Shoes, die Submarke, unter der eine eigene Sportschuhlinie entsteht. Oder das Klitschko-Museum in Kiew.

Auch bei der etablierten Zusammenarbeit mit McFit sind die Fronten klar: Die Klitschko-Brüder sind bereits seit vielen Jahren Testimonials für die Fitnessstudiokette. Auch wenn Klitschko sagt: „Ich will das Wort Sponsor so langsam wegnehmen, weil das vielleicht ein bisschen einseitig klingt.“ Eben zu sehr nach Sportler, zu wenig nach Unternehmer.

Wesentlich anspruchsvoller als die für umtriebige Profisportler durchaus typischen Aktivitäten ist da schon das Beratungsprodukt, mit dem die „Klitschko Management Group“ reüssieren will. Es trägt den Namen „Challenge-Management“ und soll einen Weg bieten, über die typischen Boxertugenden Beweglichkeit, Ausdauer, Koordination und Konzentration produktiver mit beruflichen Problemen umzugehen. Die zunächst einmal nicht mehr als Probleme gesehen werden sollen, sondern als „Challenges“: O-Ton: „Längst geht es nicht mehr nur um reine Change-Prozesse und somit die Anpassung einzelner Ablauf- oder Organisationsvorgänge, sondern um eine permanente und proaktive Bewusstseins- und Verhaltensänderung des Ganzen.“

In einem halbjährigen Weiterbildungskurs an der Universität St. Gallen hat Wladimir Klitschko, promoviert in Pädagogik, dieses Challenge-Management bereits unterrichtet - für rund 15 000 Euro Gebühr pro Teilnehmer. Wem das zu teuer ist: Am 17. August erscheint Klitschkos Buch, das ebenfalls „Challenge-Management“ heißt.

Auch bei der Hausmesse Saphire des Softwarekonzerns SAP in Orlando hat Klitschko seinen Ansatz Mitte Mai präsentiert. Bernd Leukert, Produkt- und Innovationsvorstand bei SAP, zählte zu den Gästen, die Klitschko für seine Unternehmenspräsentation in die Elbphilharmonie eingeladen hat. Leukert schwebt eine Verbindung zwischen dem bei SAP gepflegten Managementansatz des Design-Thinkings und Klitschkos Challenge-Management vor. Design-Thinking soll nach Leukerts Vorstellung helfen, Denkblockaden zu durchbrechen und für innovative Produkte sorgen. Challenge-Management wiederum soll dafür sorgen, dass diese Produkte auch ein Markterfolg werden.

Coaching für die Telekom

Auch mit der Deutschen Telekom unterhält Klitschko eine Kooperation. Hagen Rickmann, Geschäftsführer der deutschen Firmenkundensparte der Telekom, stand in Hamburg ebenfalls auf der Bühne. Er hofft, dass die Telekom mit Hilfe von Challenge-Management künftig besser und schneller auf Marktherausforderungen reagieren kann. Rickmanns Lieblingsbeispiel: Die Telekom hat sich viel zu lange auf dem ebenso bequemen wie lukrativen Geschäftsmodell SMS ausgeruht. „Dann kam WhatsApp und hat mal eben diesen Markt schöpferisch zerstört.“

Klitschko, so viel ist klar, will für seine Unternehmenspartner künftig mehr sein als ein Testimonial oder ein Motivationsredner. Er ist fest davon überzeugt, dass er mit der Methode des Challenge-Managements einen Weg gefunden hat „um Erfolg zu decodieren“. Weshalb das neue Logo der Klitschko-Gruppe auch aus einem Barcode besteht. Innerhalb der nächsten vier Jahre, so Klitschko, wolle er wissenschaftlich beweisen, dass seine Erfolgsformel stimmt. Klingt nach einem anspruchsvollen Vorhaben.

Aber Wladimir Klitschkos Lebensweg liefert schließlich selbst ein ungewöhnliches Beispiel dafür, dass der steinige Weg tatsächlich zu den Sternen führen kann. Geboren in Kasachstan als Sohn einer Russin und eines Ukrainers, aufgewachsen in der Ukraine, kam Wladimir über seinen älteren Bruder Vitali zum Boxen. „Ich hasste das Boxen anfangs“, bekennt Wladimir Klitschko. Während sein Bruder ein geborener Boxer sei, habe er erst dazu gemacht werden müssen.

Auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Karriere hielt Klitschko dann drei der vier Weltmeistertitel im Schwergewicht. „Was dich nicht umbringt“, sagt er, „macht dich stärker.“ Wobei der Grat zwischen diesen Antipoden im Boxen schmaler ist als in anderen Sportarten.

Startseite
Mehr zu: Wladimir Klitschko - Die zweite Karriere
0 Kommentare zu "Wladimir Klitschko: Die zweite Karriere"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%