Hotelportal Warum Trivago Start-ups Starthilfe gibt

„Unsere Profitabilität zu verbessern, steht nun im Fokus.“
Düsseldorf „Ihr habt eine geniale Idee für die Hotel-Tech-Branche und seid auf der Suche nach Support?“ Das Hotelvergleichsportal (Slogan: „Hotel? Trivago“) hatte für Donnerstag pfiffige Gründer nach Düsseldorf geladen. Ein halbes Dutzend durfte zum Pitch in der Zentrale antreten.
Das Event im Rahmen der Düsseldorfer Start-up-Woche fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Schließlich geht es um Technologien, die Trivago möglicherweise einen entscheidenden Vorsprung im harten Wettbewerb bringen können.
Obwohl selbst dreizehn Jahre jung – quasi noch mitten in der Pubertät – gibt das Hotelsuchportal bereits Nachhilfe im Gründen. Trivago gilt längst nicht mehr als Start-up – sondern als „Grown-up“: Mit 1400 Mitarbeitern und einer Milliarde Euro Umsatz ist das an der Nasdaq gelistete Portal schon ein Großunternehmen.
Trivago will seine Erfahrungen mit jungen Gründern teilen – und gleichzeitig von deren frischen Ideen profitieren. Der Austausch ist also nicht uneigennützig. Die drei Gewinner-Start-ups vom Donnerstag bekommen ein kostenloses Coaching. Überzeugt eine Idee, kann sich Trivago auch eine gemeinsame Zukunft vorstellen – in Form einer langfristigen strategischen und finanziellen Unterstützung.
„Das Niveau war sehr hoch“, sagt Elie Matta, Head of Corporate Development von Trivago. „Wir sind ständig in Gesprächen mit einem Haufen Start-ups. Dabei schauen wir nicht nach einem großen Übernahmeziel, sondern nach Technologie, die zur Vision von Trivago passt. Dann greifen wir auch ganz schnell zu.“
Gerade hat Trivago die Partnerschaft mit der Innovationsplattform Plug and Play im Silicon Valley bekannt gegeben. 2006 gegründet hat Plug and Play bisher mehr als 6000 Start-ups auf die Beine geholfen und mit 220 Unternehmen zusammengebracht.
Zu den Erfolgsstorys zählen Dropbox, Paypal und Soundhound. „Für ein effektives Ökosystem, das auf Open Innovation basiert, brauchen wir zukunftsgerichtete Unternehmen wie Trivago, die mit Start-ups zusammenarbeiten“, sagt Saeed Amidi, Gründer und CEO von Plug and Play.
Trivago sucht bei Plug and Play die Kooperation mit Start-ups rund um die Themen Reise und Gast, um sein eigenes Portal zu verbessern. „Der Austausch mit Start-ups kann helfen, Technologiechancen von strategischer Bedeutung zu entdecken, Innovation zu beschleunigen und die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern“, glaubt Trivago-Manager Matta.
„Grown-ups wie Zalando oder Trivago haben mittlerweile eine feste IT-Infrastruktur, eine große Organisation und somit verlängerte Entscheidungswege. Das geht zu Lasten von Agilität und Innovation“, beobachtet Philipp Depiereux, Gründer der Digitalberatung Etventure, die heute zu EY gehört.
Vor dem Hintergrund könne man nicht mehr einfach und schnell mal etwas ganz anderes machen. „Und die Firmen sind auch nicht unbedingt gewillt, ihr eigenes Geschäftsmodell zu hinterfragen – denn es funktioniert ja“, so Depiereux.
Einen wesentlichen Vorteil hätten Grown-ups aber im Vergleich zu Traditionskonzernen: Die eigene Start-up-Zeit liege noch nicht so lange zurück, daher gebe es eine größere Offenheit für neue Technologien. Auch der kulturelle Unterschied sei nicht so eklatant wie zwischen einem Start-up und einem Dax-Unternehmen. „Insofern sind Kooperationen mit Start-ups einfacher und auch eine Integration eher möglich als im Konzern“, konstatiert der Etventure-Chef.
Wie viele Konzerne investiert Trivago nicht nur in ausgewählte Start-ups, sondern kauft so manches gleich ganz, wenn es passt. So wie die Rheinfabrik, Base7Booking oder zuletzt Tripl.
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