KPM-Eigentümer Woltmann Eine Stiftung für die Porzellan-Kultur

Die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin blickt auf mehr als 250 Jahre Geschichte zurück.
Berlin Unternehmer sind Menschen, die Chancen nutzen, wenn sie sich ihnen bieten. Vor zehn Jahren bekam der Alleininhaber der Allgemeinen Beamten Kasse Kreditbank, die sich heute Allgemeine Beamtenbank nennt, die Chance, die Königliche Porzellan-Manufaktur (KPM) in Berlin zu erwerben. Letztlich seien es nur 20 Minuten gewesen, dann habe seine Entscheidung fest gestanden, KPM vor der Insolvenz zu kaufen. Seitdem hat Jörg Woltmann rund 50 Millionen Euro in die Königliche Porzellan-Manufaktur investiert, jeden halben Arbeitstag und so manche schlaflose Nacht. Er hat die Erkenntnis gewonnen, dass „Geld nicht glücklich macht.“ Unternehmer sein schon.
KPM sei mit so viel Freude, aber auch mit viel Sorgen verbunden, sagt er. Immerhin eine Sorge kann er demnächst teilen: Das kulturelle Erbe der KPM, die zuvor sieben Königen und Kaisern gehörte, soll künftig von dem Unternehmen in eine prominent besetzte Stiftung übergehen. Neben Woltmann wird sie vom ehemaligen Kulturstaatssekretär André Schmitz sowie vom Aufsichtsratsvorsitzenden der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG, Ulrich Maas, geführt.
Die Ziele: Die Kosten für die Pflege des Kulturgutes, das Vorhalten der 150.000 Formen und die vielen Ausstellungen von der Manufaktur zu trennen und es Sammlern und anderen Stiftungen zu ermöglichen, an die Stiftung Königliche Porzellan Manufaktur Berlin zu spenden.

„Geld macht nicht glücklich.“
Ob das auch Unternehmen selbst eines Tages in die Stiftung überführt wird, will Woltmann noch nicht sagen. Zurzeit liegt der Antrag auf Gemeinnützigkeit beim Finanzamt, eine halbe Million Euro stiftet Woltmann schon zu Beginn selbst.
Dass er mit Geld umgehen kann, hat er bereits zu Studentenzeiten bewiesen, als er mit Autos handelte, und seitdem immer wieder. 1979 gründete er eine Bank, nach der Wende kaufte er Grundstücke und betreibt insgesamt vier Hotels, zwei in Berlin, eines in Potsdam und eines im thüringischen Arnstadt. Die Bank, die heute 85 Mitarbeiter beschäftigt und eine Bilanzsumme von 650 Millionen ausweist, nennt er sein Lebenswerk. Doch er fühlt sich mehr den Unternehmern, denn den Bankern zugehörig. Auch wenn er zu den wenigen Menschen gehört, die authentisch wirken, wenn sie mit Anzug und Einstecktuch, Krawattennadel und Manschetten in einem holzgetäfelten Büro sitzen.
Die drei deutschen Porzellanmanufakturen im Überblick
Im Bankgeschäft kämpft er mit den politischen Zinsen, bei KPM gegen die Kosten für das Kulturerbe, die schwarze Zahlen noch verhindern. Dabei kann sich das Wachstum sehen lassen. Die Königliche Porzellan Manufaktur wuchs im vergangenen Jahr um zehn Prozent, im ersten Quartal 2016 sogar 24 Prozent. Mit einem Umsatz von 9,5 Millionen Euro im Jahr 2015 ist KPM die Nummer zwei im Markt für Porzellan aus Manufakturen.
Die Branche respektiert Woltmanns Strategie, er fokussiert sich klar auf Porzellan von höchster Qualität mit den Ansprüchen einer Manufaktur, in der 85 Prozent der Arbeitsschritte von Hand ausgeführt werden müssen. Indessen läuft es bei Deutschlands größter Porzellanmanufaktur Meißen alles andere als rund.
Hat Porzellan als Wertanlage ausgedient?
Der frühere Chef von Meissner Porzellan, Christian Kurtzke, hatte das staatliche Unternehmen zu einem Luxushaus umgebaut, Accessoires, Möbel, Haute-Couture-Kleider und Schmuck angeboten. Doch die Ertragserwartungen erfüllten sich nicht. In den zuletzt veröffentlichten Zahlen für das Geschäftsjahr 2014 schloss das Unternehmen bei einem Umsatz von 38 Millionen Euro mit einem Verlust von 19 Millionen Euro ab. Kurtzkes Nachfolger musste Kurzarbeit für einen Teil der Beschäftigten anmelden.
Und die Manufaktur Nymphenburg, Nummer drei im Markt, die seit 2011 dem Prinzen Luitpold von Bayern gehört und seit vier Jahren von Anders Thomas geführt wird, ist mit 75 Mitarbeitern nur etwa halb so groß wie KPM. „Wir sind die Nische in der Nische“ sagt Thomas. Während Woltmann nicht die größte, aber die beste Porzellanmanufaktur führen will, sagt Thomas, Nymphenburg sei die „letzte Reinstmanufaktur“, also 100 Prozent Handarbeit.
Thomas nennt keine Zahlen, aber wachsen würde die Manufaktur des Prinzen von Bayern und zwar vor allem im Auslandsgeschäft , das mit rund 75 Prozent auch den meisten Umsatz erwirtschaftet. KPM dagegen verkauft vor allem seine Bestseller wie das Service Kurland ,seit über 200 Jahren, aber auch die berühmte Currywurtschale für 59 Euro vor allem in Deutschland. Der Auslandsumsatz liegt bei rund 20 Prozent. Das Ziel: 30 Prozent. Und dann hat Woltmann noch eine Nachricht, die so gar nicht zum dem Herrn im Anzug passt, der nur selten - aus schlechtem Gewissen gegenüber seiner Frau - die Spülmaschine einräumt. Für die farbigen Teller, Tassen und Schalen, die nach dem 1. Mai gekauft werden gilt: Sie sind spülmaschinenfest. (Mitarbeit: Georg Weishaupt)