
Im Gegensatz zur deutschen Politik gehen viele deutsche Unternehmen innovative Wege – und treiben somit den Wirtschaftsstandort voran.
Der Start 2015 wird diffus. Der schwächelnde Euro, dazu der tiefe Ölpreis und niedrige Zinsen, für Unternehmen wirkt das wie ein gigantisches Konjunkturprogramm – Paradies ante Portas. Gleichzeitig aber locken die USA mit niedrigen Strom-, Öl- und Gaspreisen, ist die Energiewende hierzulande offen, bringen Konflikte deutsche Unternehmen um Absatzmärkte, erst Iran und Irak, dann Russland – politische Hilfe: Fehlanzeige.
Umso wichtiger wird da, wohin der Produktionsstandort Deutschland, unabhängig von solchen Einflüssen, tendiert. Die Antwort stimmt optimistisch. Denn im Maschinenraum der deutschen Wirtschaft, im verarbeitenden Gewerbe, tut sich etwas.
So dürfte die Digitalisierung der Fertigung, kurz: Industrie 4.0, in den kommenden zehn Jahren die Kosten in wichtigen Branchen deutlich reduzieren. Das sichert vorhandene und schafft rund 390.000 neue Jobs, prognostiziert die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) in einer unveröffentlichten Studie.
„Die Schätzung ist eher konservativ“, sagt BCG-Partner Michael Rüssmann. Wie viele neue Jobs es durch mehr Umsatz gebe, weil Produkte individueller auf Konsumenten zugeschnitten oder vielseitiger werden könnten, werde tendenziell unterschätzt.
Möchte kein Teammitglied von der gemeinsamen Meinung abweichen, weil die persönliche Bindung zueinander besonders hoch ist, kommt es laut Thorsten Reiter zum gefährlichen Herdentrieb; dieser führt zu äußerst schlechten Entscheidungsfindungen, da Ideen nicht mehr hinterfragt und keine Vorschläge gemacht werden, die den Status quo gefährden. Als Lösung rät der Experte, dessen Buch „Start up – Jetzt! Endlich loslegen und es richtig machen“ gerade im Campus-Verlag erschienen ist, eine Person zu bestimmen. Deren Aufgabe ist es dann, die Vorschläge der anderen auseinander zu nehmen. Reiter: „Wenn diese Person oder Gruppe regelmäßig ausgetauscht wird, kann sich das Team so langsam aus dem Herdensumpf herausbewegen.“
Thorsten Reiter empfiehlt, besonders erfahrene Personen nicht unbedingt schon in der Gründungsphase ins Boot zu holen. Sie sind nicht nur teurer, aufgrund ihres großen Erfahrungsschatzes, sondern bedeuten auch eine Verschwendung von Potential. Warum? „Oft sind sie es gewohnt, bereits existierende Strukturen zu verbessern, Prozesse zu optimieren oder in neue Märkte zu expandieren, so Reiter. „Demotivation und Produktivitäsverlust können die Folge sein.“
Werden Ideen und Ansätze nicht nach objektiven Kriterien beurteilt, sondern basierend auf der sozialen Stellung des Vorschlagenden im Team, kann das unterm Strich genauso schädlich sein wie der Herdentrieb. Der Experte rät, die in „Aussätzigen“ und in Ungnade gefallenen Personen im Team gezielt zu reintegrieren. Reiter: „Am besten ist dies möglich, indem du dir die Unterstützung des Hierachieobersten im sozialen Gefüge sicherst und diesen die soziale Rehabilitation des Aussätzigen übernehmen lässt.“
Konzentrieren sich Gründer beim Besetzen ihrer Teamrollen zu sehr auf die eigenen Kompetenzen und den eigenen fachlichen Hintergrund, kommt es laut Reiter zu „Gründerteams voller Techie-Geeks oder Banden von Sales-Haien, deren Unternehmen und Produkte es niemals auf den Markt schaffen werden, geschweige denn im Markt bestehen können.“ Helfen könnten hier vor allem Mentoren, die tote Winkel in der Wahrnehmung von Kompetenzlücken aufdecken und eventuell sogar bei der Einschätzung vielversprechender Kandidaten helfen.
Eine weniger gut ausgebildete Arbeitskraft wird doch die simple Aufgabe ausreichend erledigen können? Falsch gedacht, sagt Thorsten Reiter. „Egal ob es sich um ein Unternehmen der Serviceindustrie, Gastronomie oder um die Herstellung eines Produkts handelt: Gerade die ersten Mitarbeiter können zwischen Wachstum und damit Erfolg auf der einen sowie Insolvenz und damit Misserfolg auf der anderen Seite entscheiden.“ Machen Sie also zu Beginn keine Schnäppchen beim Humankapital – es zahlt sich einfach nicht aus.
Sie wollen nicht eines Tages einer Meuterei zum Opfer fallen? Dann setzen Sie sich frühzeitig mit diesen Komponenten im eigenen Team, aber auch bei Kunden und Partnern auseinander. Reiter: „Immer wenn es um die menschliche Komponente des Business geht, lernen auch erfahrenste Geschäftsleute nie aus.“
Zum anderen haben viele Unternehmen gerade erst begonnen, die Produktion zu modularisieren, das heißt: die Komponenten gleichzuschalten und Varianten auf wenige Grundtypen zurückzuführen. Damit lasse sich der Output pro Mitarbeiter um 15 bis 20 Prozent erhöhen, das Investitionsvolumen um bis zu einem Drittel reduzieren und die Durchlaufzeit in der Fabrik halbieren. Zu diesem Ergebnis kommt der Münchner Betriebswirtschaftsprofessor Horst Wildemann nach der Auswertung von 18 Firmenprojekten.
Für Betriebe, die alle organisatorischen Rationalisierungsmaßnahmen durchgezogen hätten, sei dies nun „der größte Hebel, um den Industriestandort Deutschland zu sichern“.
Wie groß die Aufbruchsstimmung ist, zeigt eine Reise von der Waterkant bis zum Alpenrand.
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