Mittelstandspanel Digitale Revolution im Kleinen

„Sorge bereitet der Datenaustausch von Maschine zu Maschine über Unternehmensgrenzen hinweg.“
Düsseldorf Es ist genau einen Monat her, dass die Kanzlerin Unternehmern beim Tag des deutschen Familienunternehmens ein bisschen Angst machte. Damals erklärte sie, dass deutsche Firmen möglicherweise künftig nur noch Zulieferer wären für andere – für jene, die mehr über ihre Kunden wüssten.
Die Botschaft dahinter: Der Schlüssel zum Kunden liegt in der Digitalisierung. Das haben viele Mittelständler auch erkannt.
Allerdings hapert es noch an der Umsetzung, zeigen die Ergebnisse des aktuellen BDI/PWC-Mittelstandspanels. Bis zum 15. Juni befragte das Institut für Mittelstandsforschung 914 Unternehmen. Der Schwerpunkt war Digitalisierung.
Laut Umfrage sieht sich ein Drittel gut gerüstet, aber bei fast ebenso vielen ist das Thema noch nicht angekommen. Peter Bartels,Vorstand und Leiter des Bereichs Familienunternehmen und Mittelstand bei der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, sieht ein interessiertes vorsichtiges Herantasten kleinerer und mittlerer Unternehmen. „Unser Eindruck aus der Beratung ist, dass das Thema zwölf bis 18 Monate später bei diesen Unternehmen ankommt, als wir dachten.“
Mitarbeiter und Externe zusammenarbeiten lassen
Es gilt aber auch Berührungsängste abzubauen, erklärt Bartels. Mancher Mittelständler schimpfe auf die innovativen Start-ups dieser Welt. Doch wenn diese Kundenbedürfnisse besser bedienten, dann sollten sich die Mittelständler darauf besinnen, dass sie einen engen Kontakt zum Kunden haben und daran arbeiten, diese innovativ zu bedienen, statt an alten Geschäftsmodellen festzuhalten. Bartels empfiehlt, Gruppen von Mitarbeitern auszugliedern und mit externen Experten zusammen neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, zum Beispiel mit Fachleuten von Forschungseinrichtungen wie Fraunhofer, Universitäten oder Start-ups.
Der neue Vorsitzende des BDI/BDA-Mittelstandsausschusses Hans-Toni Junius schätzt das zusätzliche Wertschöpfungspotenzial bis 2025 in Deutschland auf bis zu 425 Milliarden Euro, so hat es die Unternehmensberatung Roland Berger für den BDI im Frühjahr ausgerechnet. Doch davon werden nicht alle profitieren, vermutet Junius.
Kontakte zu digitalen Nerds können sich lohnen
„Unternehmen, die ein eher traditionelles Geschäftsmodell verfolgen oder wirtschaftlich nicht gut ausgestattet sind, müssen eine besonders große Hürde nehmen“, sagt Junius, im Hauptamt Vorsitzender der Geschäftsführung des Stahlwalzunternehmens C.D. Wälzholz.
Denn die Digitalisierung kostet viel Geld. Laut Panel geben die befragten Unternehmen aus dem industriellen Mittelstand im Schnitt 4,3 Prozent ihres Investitionsvolumens für die Digitalisierung aus.
Was Junius mit vielen Befragungsteilnehmern verbindet, ist, dass sein Unternehmen beim Thema Digitalisierung mit Kunden, jedoch zeitweise auch mit externen Spezialfirmen für Detailprojekte zusammenarbeitet. „Dabei haben kleinere Unternehmen aber vielleicht auch Vorteile, wenn sie bereits Kontakt zu den digitalen Nerds haben und unkompliziert mit ihnen zusammenarbeiten können.“
Sorge bereite vielen Firmen allerdings der Datenaustausch von Maschine zu Maschine über Firmengrenzen hinweg, erklärt Junius: „Wie wird da für die Sicherheit der Daten gesorgt, und wem gehören diese?“
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