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Modemacher Talbot und Runhof Mit dem Gespür für Luxus

Die Modemacher Talbot und Runhof hat in München ein renommiertes Label für Abendkleider aufgebaut. Maria Furtwängler und Veronica Ferres haben ihre Kreationen bereits getragen. Nun will das Duo kräftig investieren.
06.07.2016 - 13:53 Uhr Kommentieren
Modeduo mit internationaler Ausrichtung. Quelle: PR
Johnny Talbot (r.) und Adrian Runhof

Modeduo mit internationaler Ausrichtung.

(Foto: PR)

München Die Kommandos sind gut trainiert. „Roll, Cooper, roll“, sagt Johnny Talbot. Und der kleine beige-schwarze Border Terrier rollt sich brav zweimal auf dem Boden. Dann macht er Sitz und wartet geduldig auf ein Leckerli, das vor ihm auf dem Boden liegt. Erst als sein Herrchen „okay“ sagt, schnappt er sich seine Belohnung.

Die kleine Vorführung gehört zur Folklore für Gäste, die die beiden Designer Johnny Talbot und Adrian Runhof in ihrem Münchener Atelier besuchen.

Der Amerikaner und der Deutsche haben hier in der Isarvorstadt hinter dem Viktualienmarkt ihr Atelier, den Outlet-Store, ihr Studio für den Schnitt, eine kleine Näherei und die Verwaltung und Buchhaltung untergebracht.

Doch die beiden Herren, die beim drolligen Hundespiel entspannen, sind alles andere als weltfremde Selbstverwirklicher, sondern clevere Geschäftsleute, die sich gekonnt in Szene setzen. „Wir haben von Anfang an stark auf Marketing und PR gesetzt“, räumt Runhof auf seine direkte, offene Art bei einem Pasta-Gericht in einem kleinen Restaurant in der Nähe ein.

Boutiqueeröffnungen in Berlin und Düsseldorf

So haben es die beiden seit dem Start ihrer Marke für Abend- und Cocktailkleider vor bald fast 20 Jahren verstanden, sich gleich international aufzustellen: „Wir wollten unser Modeengagement in eine andere internationalere Dimension bringen“, sagt Runhof, der im Gespräch meist antwortet, während sich der smarte Talbot eher zurückhält, aber aufmerksam zuhört.

Schnell schafften sie es, ihre aufwendigen Kleider in einem eigenen Showroom in Paris, beim Luxuskaufhaus Bergdorf Goodman in New York und in einer eigenen Modenschau in Paris zu zeigen.

„Atemberaubende Roben für moderne Göttinnen.“ Quelle: Imago
Model mit einem Kleid von Talbot und Runhof auf der Pariser Fashionweek

„Atemberaubende Roben für moderne Göttinnen.“

(Foto: Imago)

Jetzt investieren sie noch einmal kräftig. „Wir werden im Herbst eine Boutique in Düsseldorf und eine in Berlin eröffnen“, erzählt Runhof. Dann sind es mit dem Showroom und der im vergangenen Jahr eröffneten Filiale im luxuriösen Palais Preysing in der Theatinerstraße in München, unweit des Marienplatzes, vier eigene Läden in Deutschland.

Das ist viel für ein kleines Familienunternehmen, das mit etwa 50 Mitarbeitern einen Umsatz „im unteren zweistelligen Millionenbereich“ erwirtschaftet. Die beiden alleinigen Gesellschafter der Talbot Runhof Purple Label Fashion GmbH sind stolz darauf, dass sie bis heute ohne weitere Geldgeber auskommen.

Sie stemmen solche Investitionen aus eigener Kraft, weil „wir viel von unserem Gewinn wieder ins Unternehmen stecken“, wie Runhof versichert – und Talbot nickt. Im Geschäftsjahr 2014 ließen sie laut Bundesanzeiger den ganzen Jahresüberschuss von gut einer halben Million in der gemeinsamen Firma.

Das Duo, das mit „atemberaubenden Roben für moderne Göttinnen“ wirbt, behauptet sich im Modemarkt, obwohl beide keine klassische Ausbildung in der Branche haben. Der gebürtige Mainzer Adrian Runhof, 53, ist diplomierter Betriebswirt. Der 51-jährige Johnny Talbot, geboren in der Countrymusik-Stadt Nashville/Tennessee, studierte Informatik.

Prominente Kundschaft

Doch was auf den ersten Blick wie die Karriere von zwei Seiteneinsteigern aussieht, sind in Wirklichkeit die Karrieren von zwei Männern, die mit Mode aufgewachsen sind. Runhofs Eltern betrieben in Wiesbaden ein luxuriöses Modegeschäft mit dem eigenen Label „Amarotico“ für Cocktail- und Abendmode. Mit 14 Jahren durfte Runhof zum ersten Mal nach Paris und sah dort seine erste Couture-Modenschau. Und Talbots Mutter nähte Kostüme für Dolly Parton und andere Größen des Countrymusik-Geschäfts wie beispielsweise für die Frau des Agenten von Elvis Presley.

Runhof und Talbot hatten beide schließlich die Idee, eigene Mode zu entwerfen. Das Duo, das sich im Münchener Nachtleben kennen und lieben lernte, sammelte praktische Erfahrungen in seinem kleinen ersten Münchener Laden mit seiner ersten Marke „All about Eve“.

Prominente schätzen die Mode des Münchener Duos. Quelle: Imago
Nena mit ihrer Tochter Larissa und Cathy Hummels bei einer Ladeneröffnung in München

Prominente schätzen die Mode des Münchener Duos.

(Foto: Imago)

Das Geschäft hatte nur nachmittags geöffnet – aus praktischen Gründen: Beide mussten damals ihr Geld noch mit anderen Jobs verdienen: Talbot als Computerexperte beim Sender Radio Free Europe in München, Runhof als Vertriebsmann für Modemarken.

In den 90er-Jahren gab es noch wenig moderne Abendkleider. So bauten sich die beiden im Laufe der Jahre eine Stammkundschaft auf. Auch Maria Furtwängler, Schauspielerin und Ehefrau von Verleger Hubert Burda, brauchte ein Kleid für die Bambi-Verleihung. So warb sie auf dem roten Teppich für die beiden Newcomer. Später trugen Fernsehstars wie Veronica Ferres oder Barbara Schöneberger ihre Abendkleider.

Vertrieb in bekannte Modehäuser

Längst sind Talbot Runhof bei Modehäusern wie dem vom Stuttgarter Breuninger oder Ludwig Beck und Loden-Frey in München oder dem Luxuskaufhaus Kadewe in Berlin gelistet.

Andreas Rebbelmund, Chef der Düsseldorfer Breuninger-Filiale, lobt das Duo als „sehr kommunikativ und professionell. Sie sind sehr nahbar und wirken dabei immer relaxed.“ Dazu gehört, dass sie sich bei Modenschauen im Hause Breuninger „immer viel Zeit für das Gespräch mit den Kunden nehmen“.

Wenn die beiden eine neue Kollektion entwerfen, beginnen sie bei der Stoffauswahl und arbeiten bei der Entwicklung der Kollektion „nach dem Pingpong-Prinzip“. Sie spielen sich die Ideen gegenseitig zu und entwickeln sie weiter.

Und wer ist der Maßstab?

„Wenn wir unsere Kollektion entwickeln, schauen wir genauso auf Zara wie auf Dior“, beschreibt Talbot die große Bandbreite. Die Verkaufspreise liegen zum Teil im gehobenen Premium – und zum Teil im Luxusbereich, wo ein Kleid auch mal 1500 Euro kostet – etwa so viel wie eines von Dior. Schließlich lassen die beiden deutschen Designer nicht in Asien oder irgendwo anders in Europa fertigen, sondern im Umland von München.

Noch klein ist der Lizenzbereich, mit dem große internationale Konzerne viel Geld verdienen. „Wir wollen ihn in den kommenden Jahren noch ausbauen“, sagt Talbot. Schuhe und Handtaschen der Marke verkaufen sich schon gut.

Aber das Modeduo will auch dabei nichts überstürzen, bodenständig bleiben und lieber viele kleine Schritte machen.

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