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Neuer Risikokapitalfonds von E-Ventures Wie Konzerne exklusiven Zugang zu Startup-Szene suchen

Die Beteiligungsgesellschaft E-Ventures hat einen neuen Risikokapitalfonds aufgelegt. Immer mehr Konzerne wie Porsche, Haniel, Metro und Rewe geben Geld dazu – und verfolgen damit eine klare Strategie.
19.05.2016 - 06:00 Uhr
Mitarbeiter des Schnäppchenportals Groupon: Start-up-Beteiligung als strategisches Investment. Quelle: dapd
Groupon

Mitarbeiter des Schnäppchenportals Groupon: Start-up-Beteiligung als strategisches Investment.

(Foto: dapd)

Berlin Was hat der Autobauer Porsche mit Empfängnisverhütung zu tun? Auf den ersten Blick nichts. Auf den zweiten aber einiges. Denn Porsche ist an einem Fonds beteiligt, der in Start-ups investiert. Unter anderem in Natural Cycles. Die schwedische Firma hat eine App entwickelt, mit der Frauen herausfinden, an welchen Tagen sie schwanger werden können.

Nach Informationen des Handelsblatts hat die Beteiligungsgesellschaft E-Ventures aus Hamburg gerade einen neuen Risikokapitalfonds in Höhe von 150 Millionen Euro aufgelegt. Ein erheblicher Teil des Geldes stammt von bekannten Konzernen wie Porsche, Haniel, Metro, Oetker und Rewe. Auch Otto ist wieder dabei. Der Handelskonzern ist seit 2008 einer der Hauptgeldgeber von E-Ventures.

„Die Beteiligung ist ein strategisches Element unseres Zukunftsprogramms. Wir wollen uns damit den Zugang zu innovativen Start-ups genauso wie zu neuen Technologien sichern – und schließlich unser Netzwerk stärken“, sagt Lutz Meschke, stellvertretender Vorstandschef der Porsche AG. „Aber natürlich sind auch Renditeaspekte für uns von Interesse.“ Es geht den Konzernen gar nicht darum, das eine Start-up zu finden, das perfekt zu ihrem Geschäftsmodell passt. Sie wollen wissen, was in ein paar Jahren interessant sein wird.

Die wertvollsten Start-ups der Welt
Platz 10: Dropbox
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Der in San Francisco ansässige Anbieter von Web-Speicher zählt bereits mehr als 400 Millionen private Nutzer und wird zurzeit von 500 Unternehmen verwendet. Nach eigenen Angaben des Cloud-Unternehmens werden alle 24 Stunden 1,2 Milliarden Dateien in der Dropbox gespeichert. Seit der Gründung 2007 hat das Startup 0,6 Milliarden Dollar von Investoren wie Black Rock oder Goldman Sachs erhalten. Heute ist ihr Investment geschätzte zehn Milliarden Dollar wert. Damit liegt Dropbox auf Platz zehn im aktuellen Ranking des Wall Street Journal.

(Foto: PR)
Platz 9: Pinterest
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Das soziale Bildernetzwerk bietet Nutzern die Möglichkeit, Fotos auf virtuellen Pinnwänden zu teilen, liken oder kommentieren. Das 2010 in San Francisco gegründete Startup verfügt heute über weitere Unternehmenssitze in New York, Chicago, Los Angeles, Atlanta, London, Paris, Berlin, Tokyo und Sao Paulo mit insgesamt über 500 Mitarbeitern. Der Unternehmenswert beläuft sich auf satte elf Milliarden Dollar, 1,3 Milliarden haben fremde Kapitalgeber bis heute in das Netzwerk investiert. Platz neun für das von drei Studenten gegründete Start-up.

(Foto: dpa)
Platz 8: SpaceX
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Das Raumfahrt-Startup von Tesla-Gründer Elon Musk hat bereits fünf Trägerraketen ins All befördert. Gegründet wurde Space Exploration Technologies, wie das Unternehmen vollständig heißt, bereits 2002, und hat sich seitdem mehrfach Geld bei Investoren geholt, insgesamt 1,1 Milliarden Dollar. Die Bewertung ist mit 12 Milliarden Dollar üppig.

(Foto: ap)
Platz 7: Didi Kuaidi
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Auch die chinesische Taxi-App Didi Kuaidi ist für Kapitalgeber interessant: so flossen bereits 3 Milliarden Dollar in das Startup von Cheng Wei. Fahrdienstanbieter wie Uber oder Didi Kuaidi erfreuen sich in China immer größerer Beliebtheit. Davon profitiert der nun 15 Milliarden Euro schwere Dienstleister und landet auf Platz sieben im Ranking der Venture-Kapital-Firmen.

(Foto: ap)
Platz 6: Flipkart
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Der virtuelle Marktplatz flipkart wurde 2007 von den Absolventen des Indian Institute of Technology Delhi, Sachin und Binny Bansal, gegründet. Seitdem haben verschiedene indische Investoren 3 Milliarden Dollar in das E-Commerce-Startup investiert, das mittlerweile fünf Mal so viel wert ist (15 Milliarden Dollar).

(Foto: Reuters)
Platz 5: Snapchat
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Das erst 2011 in Los Angeles gegründete Startup Snapchat mit einem Wert von 16 Milliarden Dollar zählt heute zu den wertvollsten, nicht börsennotierten Unternehmen der Welt. Insgesamt 1,2 Milliarden Dollar haben US-amerikanische Kapitalgeber bereits in den Instant-Messaging-Dienst investiert. Die App, die sowohl für Smartphones als auch Tablets verfügbar ist, macht den Versand von Fotos an Freunde möglich. Das Revolutionäre: die Dateien sind nur wenige Sekunden sichtbar und zerstören sich dann selbst. Die Wiederherstellung ist allerdings innerhalb der Ordnerstruktur des eigenen Geräts möglich. Dieser kleine Umweg scheint den besonderen Reiz für Nutzer auszumachen.

(Foto: dpa)
Platz 4: Palantir
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Auch das vor einigen Jahren noch wenig bekannte Startup-Unternehmen Palantir Technologies aus Palo Alto im Silicon Valley schafft es in die Top Fünf des Rankings. 1,5 Milliarden Dollar investierten Kapitalgeber in den 20 Milliarden schweren Entwickler von Software, der in der Lage ist, Informationen aus verschiedensten Quellen miteinander zu verknüpfen und auszuwerten. Das weiß man nicht nur bei Hedgefonds gewinnbringend zu nutzen, um Markttrends herauszufiltern. Auch die US-Regierung nutzt eine Variante des Systems zum Jagen nach Terroristen, wobei Banküberweisungen, Einkäufe, Berichte von Fahndern und öffentliche Quellen wie das Internet, Facebook und Twitter zusammengeführt werden.

(Foto: Screenshot)

Im Portfolio von E-Ventures befinden sich hauptsächlich Tech-Firmen, die sich an Endkunden richten. Die Berliner Auktionsplattform Auctionata etwa oder die britische Designboutique Farfetch. Bislang hat E-Ventures in bekannte Namen wie das Schnäppchenportal Groupon investiert, das 2011 an die Börse ging. Und dessen Aktien zuletzt heftig verloren.

Auf der Suche nach Gewinnbringern identifiziert das Team mit Büros von Berlin über Moskau bis San Francisco Meta-Trends. „Wir informieren unsere Investoren über Trends, die wir sehen, auch dann, wenn wir uns gegen eine Beteiligung entscheiden“, sagt Christian Leybold, Partner bei E-Ventures. Regelmäßig gebe es Zusammenkünfte von Gründern und Konzernen. Keines der 30 Dax-Mitglieder ist noch ohne Start-up im Portfolio.

„Wir erleben gerade ein Comeback des Corporate Venturing“, sagt Eva-Juliane Jerratsch von P+P Pöllath und Partners. Die Kanzlei strukturiert nicht nur einen großen Teil der deutschen Risikokapital-Fonds, sie berät auch bei Transaktionen. Nach dem Platzen der New-Economy-Blase Anfang des Jahrtausends hätten sich viele Konzerne aus dem Geschäft zurückgezogen, sagt Jerratsch, jetzt seien sie wieder da.

Oftmals würden die Unternehmen dabei zweigleisig fahren. Sie investierten für den besseren Einblick zuerst in einen Fonds und dann gezielt in einzelne Firmen.

Wer direkt in Start-ups investiert, braucht nicht nur viel Geld, sondern auch Erfahrung und ein gutes Netzwerk. Hinzu kommt: Die besten Firmen können sich ihre Geldgeber aussuchen. Fonds, die ein spezielles Start-up-Wissen mitbringen, sind in der Szene gefragt.

Selbst ein Konzern wie Bosch, der schon Hunderte Millionen Euro in Start-ups investiert hat, steckt bewusst Kapital in andere Fonds, um möglichst viele Ideen zu sehen. Beispielsweise in den High-Tech-Gründerfonds. In diesen halbstaatlichen Risikokapitalgeber haben nicht nur viele Dax-Konzerne investiert, sondern auch Mittelständler wie Cewe, Tengelmann oder Zeiss.

Oder Gisbert Rühl, Chef von Klöckner und Co, der sich in Berlin ein eigenes Start-up aufgebaut hat. Und parallel Anteile in den Fonds von Paua Ventures investiert, eine kleinere Berliner Wagniskapitalgesellschaft. Bei den Profis, sagt Rühl, würden sich doch viel mehr gute Start-ups bewerben als bei einem Stahlhändler aus Duisburg.

Erst in der vergangenen Woche wurde bekannt, dass Unternehmen wie Haniel, Werhahn und Viessmann in Cherry investiert haben, einen noch sehr jungen Fonds, aufgelegt von drei ehemaligen Gründern aus Berlin. Man beteilige sich zunächst an Fonds, um viele Start-ups kennen zu lernen, begründet Werhahns Finanzchefin Kathrin Dahnke den Schritt. „Wir wollen sehen, ob es da Ideen und Technologien gibt, die wir in unseren Unternehmen auch umsetzen können“, betont Haniel-Chef Stephan Gemkow.

Die Cherry-Gründer Christian Meermann und Filip Dames bauten einst Zalando mit auf, Daniel Glasner war an Quandoo beteiligt, einer Reservierungsplattform, die im vergangenen Jahr für 200 Millionen Euro nach Japan verkauft wurde. Die Start-ups von Cherry bekommen nicht nur Geld, sondern auch die Erfahrung ihrer Geldgeber. Deshalb kriegt Cherry jede Menge Bewerbungen. „Wenn du nicht in dem Umfeld verankert bist, wirst du immer nur Sachen sehen, die alle anderen schon abgelehnt haben“, sagt Daniel Glasner. „Wir kennen die Buschtrommel“, sagt E-Ventures-Partner Leybold. Und dass die Ansprüche an die Geldgeber gestiegen seien. E-Ventures ist seit zwanzig Jahren am Markt, engagiert aber immer wieder neue Leute aus der Szene.

Denn Geld verdienen muss der Fonds auch. Von den rund 25 Unternehmen, in die E-Ventures mit seinem neuen Fonds über eine Laufzeit von zehn Jahren finanzieren werde, würden schätzungsweise höchstens fünf am Ende den Gewinn einspielen. Der Rest wird ein Versuch gewesen sein. Auch das gehört zum Wesen von Risikokapital.

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