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Start-up-Investor Klaus Hommels „Der Gründer ist alles“

Klaus Hommels ist einer der führenden Start-up-Investoren in Europa. Im Interview spricht der Lakestar-Gründer über die Kraft der Leidenschaft, die Macht von Apple, den fehlenden Mut deutscher Unternehmen und das nächste große Ding.
07.06.2016 - 16:44 Uhr Kommentieren
„Ich mag Blasen, sie bereinigen den Markt.“ Quelle: ROBBIE LAWRENCE/The New York Tim/Redux/laif
Investor Klaus Hommels

„Ich mag Blasen, sie bereinigen den Markt.“

(Foto: ROBBIE LAWRENCE/The New York Tim/Redux/laif)

Berlin Es ist nicht so leicht, Klaus Hommels zu finden. Berlin Mitte, ein Hinterhof: Am Eingang hängt ein schlichtes Schild. Lakestar steht darauf, der Name seiner Investmentfirma. „Nach außen unauffällig, innen drin schön“, beschreibt er sein Büro in der Hauptstadt. Das passt. Wenn europäische Start-ups weltweit von sich reden machen, dann ist es häufig der Rheinländer, der im Hintergrund wirkt.

Herr Hommels, Sie haben Skype, Xing und Spotify entdeckt und früh investiert. Was ist das nächste große Ding?
Das ist immer die 100.000-Dollar-Frage ...

... deswegen steigen wir gleich damit ein.
Wenn ich die Gründer sehe, dann weiß ich es. Viele glauben, man könne den Erfolg anhand von Zahlen und Businessplänen vorbestimmen. Das ist der Versuch einer Rationalisierung der Idee – und nicht entscheidend. Zu Gutenbergs Zeiten konnten etwa zehn Prozent der Bevölkerung lesen. Hätte er sich nach dem Markt gerichtet, wäre das mit dem Buchdruck eine überschaubare Übung geworden. Man muss die Vision der Gründer teilen. Ich weiß innerhalb von fünf Minuten, ob ich investiere. Alles andere ist zu kompliziert.

Was hat Sie an dem Musikstreamingdienst Spotify überzeugt?
Der Gründer, Daniel Ek, wohnte schon früh in einem Testhaus in Schweden, das schnelles Internet hatte. Und weil er aus einer musikalischen Familie kommt, hat er die Verbindung gesehen zwischen dem Download großer Datenmengen und dem Teilen von Musik. Das war so ein Moment [schnippt mit den Fingern]. Jedes gute Start-up hat so einen Moment, in dem klar wird, die Idee ist mehr als nur der Wunsch, damit reich zu werden. Mit Geld hat es nie was zu tun, auch bei mir nicht.

Was ist wichtiger, das Businessmodell oder der Gründer?
Der Gründer ist alles. Hat er Feuer in den Augen? Eine glaubwürdige Geschichte? Versucht er, ein Problem zu lösen? Wenn Sie sich selbstständig machen, dann sieht die Welt schon am nächsten Tag ganz anders aus. Und spätestens nach einer Woche sind all Ihre Annahmen in schönen Excel-Tabellen und Powerpoint-Präsentationen hinfällig. Dann geht es nur noch um Improvisation. Gute Teams passen sich relativ schnell an, weniger gute Teams reagieren zu langsam.

Was macht gute Gründer aus?
Leidenschaft für das, was sie tun wollen. Und in der Regel haben sie kein hohes Sendungsbewusstsein. Die meisten versuchen es mit dem Motto: Kopf runter und machen! Für mich ist auch die Frage wichtig: Gibt der Gründer die Vertragsverhandlungen aus der Hand? Oder weiß er, was in Paragraf zehn steht, wenn ich ihn um zwei Uhr morgens anrufe? Die Guten wissen das.

Als Sie Lars Hinrichs trafen, den Gründer von Xing, hatte der sein erstes Start-up gerade voll gegen die Wand gefahren. Was hat Sie so sicher gemacht, dass es beim zweiten Mal klappt?
Er hatte diese Leidenschaft. Die Art und Weise, wie er das Thema „vernetzen“ verkörpert hat, das war schon imposant damals. Und man lernt doch auch viel mehr in so einer Ernüchterungsphase. Wenn etwas klappt, dann weiß man ja häufig gar nicht, warum es geklappt hat. Nur weil Gründen gerade hip ist, glauben viele, es sei eine total romantische Sache. „Ich bin Gründer“, klingt auf der Party ja auch viel besser als „Ich bin bei der Sparkasse“. Mit Romantik hat Gründen aber nichts zu tun.

Werden wir trotzdem mal nostalgisch. Ihr allererstes Investment?
Als ich 16 war, gab mir meine Oma 20 000 Mark und sagte: „Kauf ma Aktien. Wenne wat gewinnst, darfste behalten. Wenne wat verlierst, übernehm ich dat.“ Ich war damals schneller Rechtsaußen in meiner Fußballmannschaft und hatte Puma-Schuhe. Der Puma-Börsengang stand an. Ich bin volles Risiko gegangen, habe nur Puma gekauft – und in drei Monaten 100.000 Mark verdient. Das war mein Moment, da hat meine Leidenschaft fürs Investieren begonnen. Meine Geschichte.

Haben Sie auch Trends verpasst?
Klar, ich verpasse jeden Tag etwas. Uber, zum Beispiel. Das Investment wurde uns angeboten, war mir aber zu teuer. Wir hatten mit Lakestar I einen Frühphasenfonds aufgelegt, und Uber war bereits mit drei Milliarden bewertet.

Mittlerweile wird das Unternehmen mit mehr als 60 Milliarden Dollar bewertet.
Zu Recht. Uber verändert Industrien. Das Unternehmen schafft eine Plattform, die die Autoindustrie momentan nicht selber aufbauen kann und will. Das ist gefährlich, denn wer den Endkunden hat, der sagt, wo es langgeht. Und in dem Moment, in dem wir selbstfahrende Autos haben, wird aus dem 15-Prozent-Marge-Business ein 70-Prozent-Marge-Business.

„Uns fehlt einfach der Mut“
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