Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) vertritt zwar über seine 38 Mitgliedsverbände mehr als 100 000 Unternehmen - doch traditionell ist der mächtigste Industrieverband der Republik die Stimme der Großkonzerne. . Diese sind nicht nur exportorientiert, sondern auch globalisiert: Sie verfügen über Produktionsstätten in vielen Teilen der Welt, auch und vor allem in der EU. All dies ist wichtig, um die pragmatische Position des BDI zu verstehen.
Verbandspräsident Hans-Peter Keitel betont die enormen wirtschaftlichen Vorteile, die der Euro den Deutschen gebracht hat, und setzt sich in seinem Brief dafür ein, diese zu bewahren. Auch der Hauptgeschäftsführer des BDI, Markus Kerber, setzt auf ein einiges Europa: "Wir müssen den Bürgern Europas erklären, wie das Europa 2020 aussehen soll, mit welchem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Modell die Menschen in Lissabon, Athen, Kopenhagen oder Berlin ihren Platz in der Welt einnehmen sollen."
Für Hans-Peter Keitel kommt ein Austritt Griechenlands - wie auch anderer Staaten - aus dem Euro nicht infrage. Er verweist auf die Gefahren einer solchen Entscheidung: "Jeder Schritt zurück in der europäischen Integration würde unkalkulierbare Risiken für die wirtschaftliche und politische Stabilität bedeuten", schrieb er an die BDI-Mitglieder.
Deutschland ist aus Keitels Sicht der Profiteur des Euros. Allein im vorigen Jahr seien die deutschen Exporte in den Euro-Raum abermals um 8,6 Prozent gestiegen. Der Euro, so Keitel, hat den Handel Deutschlands mit der Euro-Zone gestärkt und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft verbessert.
Die Position des BDI zu Euro-Bonds, also von den Euro-Staaten gemeinsam begebenen Staatsanleihen, für die sie auch gemeinsam haften, ist nicht eindeutig. Fakt ist: In seinem jetzigen Brief schließt Keitel Euro-Bonds als einzelnes Instrument nicht mehr explizit aus. Er fordert "lösungsorientierte Entscheidungen", ohne freilich das Wort "Euro-Bonds" zu verwenden. Noch vor einigen Monaten zeigte sich Keitel skeptischer: "Hier läuft eine Diskussion nach dem Motte: Wer bietet mehr?" wetterte der BDI-Chef Ende 2011. Und führte aus, dass Deutschland immer in einer anderen Situation sei, als andere Länder.
Denn die hätten "zumindest theoretisch immer die Chance, irgendwann einmal Hilfe zu bekommen. Deutschland wird immer nur in der Geberrolle sein." Aber auch damals relativierte Keitel seine Aussage: Euro-Bonds könnten, wenn überhaupt, nur das Ergebnis eines "schwierigen und für viele schmerzhaften Integrationsprozesses sein".
Der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) ist für den BDI ein geeignetes Mittel, um die Schuldenkrise in den Griff zu bekommen. "Das Vorziehen des ESM-Vertrags kann zusätzliche Stabilität an den Märkten schaffen", sagte Keitel schon im Februar, allerdings dürfe es auch unter diesem Instrument keine zeitlich und in der Höhe unbegrenzten Rettungskredite geben.
Das würde Schuldenstaaten den Anreiz zu Strukturreformen nehmen. Eine Reform der Arbeitsmärkte sowie Veränderungen im öffentlichen Dienst, in den Steuer- und Sozialsystemen aber sind für Keitel essenziell wichtig, um die Schuldenkrise nachhaltig zu lösen.
"Die ausufernde Verschuldung der öffentlichen Haushalte ist die Wurzel unseres Problems", schreibt Keitel in seinem Brief. Der Fiskalpakt begrenzt das strukturelle Haushaltsdefizit der Mitgliedstaaten auf 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und zwingt Staaten zum radikalen Abbau ihrer Verbindlichkeiten, wenn ihr Gesamtschuldenstand mehr als 60 Prozent des BIP beträgt. Aus Sicht des BDI ist die Maßnahme deshalb ein geeignetes Mittel zur Rettung des Euros.
Der Fiskalpakt ist "ein weiterer Schritt in Richtung finanzpolitischer Stabilität in Europa", heißt es in einer BDI-Erklärung. Allerdings hat auch der mächtige Industrieverband noch leise Zweifel - schließlich hatte Europa auch mit dem Maastricht-Vertrag ein Instrument, das Stabilität garantieren sollte. Deshalb schränkt Keitel ein, dass sich der Fiskalpakt erst noch in der Praxis bewähren sollte. So lange würden die Anleihemärkte eine wichtige Rolle bei der Durchsetzung von Haushaltsdisziplin spielen.
Noch vor einem halben Jahr war der BDI-Präsident strikt gegen unbegrenzte Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB). Er hoffe sehr, dass Angela Merkel den Forderungen danach standhalte, sagte Keitel. Allerdings spürt Keitel nun, wie er in seinem Brief schreibt, dass der "internationale Druck auf Europa und insbesondere Deutschland wächst, die europäische Krise in den Griff zu bekommen".
Keitel erwähnt in diesem Zusammenhang zwar nicht die Anleihekäufe der EZB - doch führt er als Beleg für diesen Druck insbesondere die Finanzmärkte an, die wiederum massiv eine größere Vollmacht der EZB als Geldgeber und letzter Garant für die europäischen Schulden fordern.
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Liebe Leute, es geht beim EURO und der EUROKRISE nicht um Geld. Geld ist ein Organisationsmittel, mehr nicht. Lest den Lissabonvertrag und die Meinungen der Staatsrechtler dazu, lest den ESM-Vertrag.
Worum es hier geht ist ein Systemwandel. Es geht um Macht. Es geht um die Schaffung eines zentralistischen, undemokratischen, totalitären europäischen Superstaat als Zwischenstufe zur ebenfalls totalitären Weltregierung.
Heil EUdSSR!
Anläßlich der Übergabe einer Verfassungsbeschwerde durch die Professoren Hankel, Nölling, Schachtschneider, Starbatty und Dr. Bandulet findet am Samstag (30.06.) ab 12:00h in Karlsruhe (Friedrichplatz) eine medial begleitete Kundgebung statt.
Eine gute Gelegenheit dem Kläger-Kreis dezidierte Fragen zum Konstrukt ESM und den Euro-Rettungsmaßnahmen zu stellen.
weitere Infos ab morgen [27.06.] zeitgleich mit den Presseinformationen hier verfügbar:
http://fortunanetz-forum.xobor.de/t14f2-EFSF-ESM.html
Ich werde ganz sicher dabei sein.
Ich kann Herrn Goebel und Herrn Hennerkes in ihrer Analyse nur voll zustimmen. Mir fehlen in den Kommentaren allerdings die Lösungsansätze!
Griechenland hat als Staat und Wirtschaft innerhalb der EURO-Gruppe ein so minimales Gewicht, dass mir die Zuspitzung der EURO-Krise im Augenblick nicht wirklich plausibel ist. Es sind genau diese beschriebene keynesianisch orientierten angelsächsichen Ökonomen, die eine Krise erst herbei reden oder vielleicht sogar hierauf eine Wette im Feuer haben.
Das eigentliche Problem der Krise ist wohl eher die Entfernung der Realwirtschaft von der Finanzwirtschaft. Hier gilt es effizienter - notfalls auch frontal gegen die USA und England - Europäische Interesssen durch zu setzen.
Vergleicht man Wirtschaftleistung, Staatsverschuldung, Wettbewerbsfähgikeit, Aussenhandel, Innovation und Arbeitslosenzahlen zwischen der Gruppe der EURO-Staaten und den USA, dann müsste die USA längst ihren Bankrott erklärt haben. Aber warum ist das nicht so?
Wir haben sicherlich innerhalb der EURO-Länder eine Menge an Problemen, die gelöst werden müssen. Dass sind nicht nur die unterschiedlichen Sozialstandards, die Immobilienblase in Spanien und das leidige Steuerproblem in Italien und Griechenland. Das sind auch grundlegende demokratische Probleme der Europäischen-Gemeinschaft. Das diese aber den EURO ins Trudeln bringen können, kann ich nicht glauben.
Wir schaffen es im EURO-Raum noch nicht einmal, die Institute außen vor zu halten, die maßgeblich für die durch Spekulation verursachten Schäden verantwortlich sind. Hier ist auch mein Ausdrücklicher Vorwurf an die Deutsche Wirtschaft. Wer Goldman-Sachs und Co. selber füttert muss sich nicht wundern, wenn die in etwas schlechteren Zeiten gegen einen selbst spekulieren.
Ps. Ich weiss leider nicht was der Schweiz-Kommentar hier soll? Ich gehe davon aus, dass der Kommentator seinen Eintrag nicht ernst gemeint hat? Die "Beste Volks wirtschaft der Welt" ist mit dem Scheitern des EURO tot!
@netshadow
Glauben Sie mir, auf diese Gelder kann jeder Unternehmer verzichten.
Wenn der Staat das geld aber in den A... schiebt.
Besserverdienende nehmen ja auch das Kindergeld obwohl sie es vielleicht nicht brauchen.
Bürokratieabbau wäre viel wichtiger und vom Klimawahn will ich erst gar nicht reden.
@SayTheTruth
Würden alle Italiener mit ihren 175% des BIP Geldvermögen eigene Staatsanleihen kaufen, hätten wir und die Italiener doch kein Problem. Zudem würden die hohen Zinsen wider Italienern zugute kommen.
Die Italiener kaufen aber lieber dt. Staatsanleihen, da sie dem eigenen Staat nicht trauen.
Italien braucht nur das italienische Geldvermögen einmalig mit 20% besteuern und schon sind die Schulden auf dem Niveau Deutschlands.
So einfach wäre das.
Aber betteln ist halt doch einfacher.
Warum ich die Schweiz so liebe.
zitiere:
"Niemand mit allen Tassen im Schrank will in die EU
EU-Kritische Töne aus der Schweiz: In einem Gespräch mit der Wochenzeitung "Zeit" sagte der Schweizer Verteidigungsminister Ueli Maurer: "Europa hat seinen Höhepunkt überschritten."
In der Schweiz wolle "niemand mehr, der noch alle Tassen im Schrank hat, in die EU. Dieses Staatenbündnis hat stark an Glaubwürdigkeit verloren."
Des Weiteren sagte der Bundesrat der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei: "Wir sind die beste Volkswirtschaft der Welt. Die Leute bewundern unsere Demokratie, wir sind ein Land mit vielen Tugenden. Wir sind eigentlich das Zukunftsmodell."
http://www.welt.de/politik/ausland/article106645167/Niemand-mit-allen-Tassen-im-Schrank-will-in-die-EU.html
Hallo Frau merkel, das sollten sie mal schäuble zu lesen geben und sich den Artikel übers Bett hängen.
Hier noch ein interessanter Beitrag:
http://www.propagandafront.de/1118660/schuldenkrise-warum-deutschland-das-erste-land-sein-wird-das-aus-dem-euro-aussteigt.html
Herr Keitel steht zu seiner Klientel. Leider können wir das von unseren Politikern nicht behaupten. Deutschland wird durch die KMU getragen, nicht durch die Großindustrie. Diese schafft zwar auch viele Arbeitsplätze und verdient prächtig am Export - aber was nutzt uns das, wenn Steuern von diesen Unternehmen fast gar nicht und die Exporte vom deutschen Steuerzahler selbst finanziert werden müssen.
Die Banken haben 3 mal so hohe Schulden wie die Staaten und auch das sollen wir finanzieren.
Also alles zugunsten der Hochfinanz und Großindustrie!
Jeder Politiker, der den ESM unterschreibt, beheht Verrat an der eigenen Bevölkerung. Das ist doch ein Putsch gegen das eigene Volk. Boehringer hat mit diesem Satz den Nagel auf den Kopf getroffen.
@SayTheTruth
Weiteres Beispiel, wie sich unsere Polit-Pappnasen verschaukeln lassen
Athen liess seine Beamten durch die Hintertür wieder rein
Link hier:
http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Athen-liess-seine-Beamten-durch-die-Hintertuer-wieder-rein/story/31878314
@Hans
Sehr guter Beitrag, Respekt. Das mit Ludwig Ehrhard wusste ich noch nicht.