Apple in Indien iPhones aus zweiter Hand für den Durchbruch

Schadet Apples Gebrauchtwaren-Offensive dem Produktionsstandort Indien?
Bangkok Wenn Tim Cook von Indien spricht, gerät er schnell ins Schwärmen. Das Land sei „unheimlich aufregend“, sagte der Apple-Chef bei der Vorstellung der jüngsten Quartalszahlen. Wenig später bezeichnete er Indien als „einen der wichtigsten Wachstumsmärkte in den nächsten zehn Jahren“.
Das Problem: Noch hat Apple nur geringen Erfolg auf dem Subkontinent. Gerade einmal zwei Prozent aller verkauften Smartphones in Indien stammten 2015 laut dem Marktforschungsunternehmen Counterpoint von Apple. Die Produkte aus dem Silicon Valley sind dort für den Normalverdiener einfach zu teuer: Der Durchschnittspreis eines Smartphones in Indien beträgt umgerechnet gerade einmal 135 US-Dollar. Das jetzt in die Läden kommende iPhone SE kostet in Indien etwa viermal so viel.
Mit gebrauchten, wieder frisch gemachten Handys will das Unternehmen nun erfolgreicher sein. Apple hat der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge bei der indischen Regierung eine Lizenz dafür beantragt, in Indien gebrauchte Smartphones zu importieren und zu verkaufen. Die Ideen dahinter: Generalüberholte Geräte können weniger zahlungskräftige Kunden anlocken – ohne das Premium-Image der Marke anzukratzen.
Noch ist aber fraglich, ob die indische Regierung einwilligt. Zumal sich mächtiger Widerstand gegen Apples Pläne regt. Die indische Lobbygruppe Mobile and Communications Council appelliert an die Regierung, den Markt keinesfalls für gebrauchte Produkte zu öffnen. Zu den Mitgliedern der Organisation gehören lokale Hersteller, aber auch internationale Größen wie Samsung. Apples Gebrauchtwaren-Offensive könnte dem Produktionsstandort Indien massiv schaden, warnen sie.
Es geht um eine wichtige Entscheidung für den letzten großen Wachstumsmarkt der Smartphone-Industrie. „Die Ära der zweistelligen Zuwachsraten im globalen Markt ist zu Ende“, sagt Ranjit Atwal, Forschungsleiter beim Marktforschungsunternehmen Gartner. Indien sei eine große Ausnahme. Dort rechnet Atwals Team für 2016 noch mit rund 30 Prozent Wachstum. Auch in den folgenden Jahren soll der Markt zweistellig zulegen.
Gerade Apple sucht dringend nach neuen Absatzmöglichkeiten.