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Müll in Indonesien Jenseits der Abfallberge

Die rasante Wirtschaftsentwicklung vieler Schwellenländer schafft ein neues Problem: Wohlstandsmüll. Die Ärmsten versuchen, als Müllsammler vom toxischen Unrat zu profitieren. Ein Ortsbesuch in Indonesien .
25.10.2016 - 08:12 Uhr 1 Kommentar
Die Ärmsten versuchen, vom Unrat zu profitieren. Quelle: Anadolu Agency/Getty Images
Müllsammler auf Java

Die Ärmsten versuchen, vom Unrat zu profitieren.

(Foto: Anadolu Agency/Getty Images)

Yogyakarta Maja hasst Wegwerfwindeln. „Immer wenn ich eine Tüte aufreiße und eine drin ist, wird mir übel“, sagt die junge Frau. Zwischen Bergen von Plastikbeuteln, Blechdosen, Ananasschalen und Hühnerknochen sortiert sie von Hand, was für andere wertlos ist: Tonnen von Abfall. Alle paar Stunden lädt ein Laster eine Ladung ab im Hof der „Material-Wiederverwertungsstelle“ der Gemeinde Bayen-Kalasan in der indonesischen Stadt Yogyakarta.

Die Plastiktüten werden mit Haken zerrissen, Frauen wühlen durch den Inhalt mit dem Eifer von Schatzsucherinnen. Alles ist wertvoll. Trotz der Ansammlung von Müll und der tropischen Hitze riecht es kaum in der Halle. „Wir sind sehr sauber“, sagt Direktor Budi Isro'l stolz. Sein Projekt wurde von der deutschen Hilfsorganisation Borda ins Leben gerufen. Budi und seine fünf Mitarbeiterinnen haben dadurch nicht nur ein Einkommen gefunden - jede Angestellte verdient etwa 120 Euro pro Monat. Die sechs Müllsortierer stehen an der Front einer Bewegung, die für die Wegwerfgesellschaft Indonesiens geradezu revolutionär ist: Abfallverwertung als Geschäft.

Ob Plastik oder Blech: Alle Stoffe werden an kommerzielle Verarbeiter verkauft, organischer Abfall wird in hochwertigen Kompost umgewandelt. „Der Verkauf von Wertstoffen ist für unsere Mitarbeiter zu einer wichtigen Einkommensquelle geworden“, sagt Mila Noviana Dhari von Borda. Und eine Ausnahme. Gerade einmal 1,9 Prozent des Mülls in Indonesien werden sortiert und wiederverwertet. Der Rest landet auf der Deponie. Oder im Wasser.

Das sind die ehemaligen Wachstumsländer
Konferenz in Goa
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Einst galten die fünf Brics-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika als zukünftige Wirtschaftsmächte. Doch mindestens drei von ihnen geht es wirtschaftlich durchwachsen bis schlecht. Selbst Klassenprimus Indien gelingt es nicht, alle Teile seiner Bevölkerung auf seinem Wachstumspfad mitzunehmen. Die Lage in den fünf Ländern im Überblick.

(Foto: AFP)
Brasilien
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Schlimmer geht zwar bekanntlich immer, aber in Brasilien ist das kaum noch vorstellbar. Das Land steckt in einer tiefen Rezession. 2015 brach die Wirtschaftskraft um 3,8 Prozent ein. Experten rechnen bis 2017 mit weiteren Rückgängen. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Preise steigen, der Konsum bricht weg, die Landeswährung Real ist eingebrochen, die Staatskassen sind leer. Brasilien leidet als Ölexporteur unter den Dumping-Ölpreisen.

(Foto: dpa)
Brasilien
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Auch politisch steckt das Land in einer Krise. Führende Politiker stehen wegen Korruptionsvorwürfen im Visier der Justiz. Ex-Präsidentin Dilma Rousseff wurde im August aus dem Amt gejagt. Ihr Nachfolger Michel Temer will das Land mit Reformen aus der Rezession holen.

(Foto: AP)
Russland
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Auch Russland geht es nicht besonders gut: Seit dem vergangenen Jahr schrumpft die Wirtschaft, die Preise steigen. Vor allem die niedrigen Ölpreise machen dem Förderland zu schaffen. Hinzu kommen Sanktionen des Westens wegen der Ukraine-Krise.

(Foto: dpa)
Russland
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Um die klammen Staatskassen aufzufüllen, setzt Präsident Wladimir Putin auf Privatisierungen und hofft auf Einnahmen von umgerechnet über 13 Milliarden Euro in diesem Jahr. Es wäre die größte Privatisierungswelle seit den 1990er Jahren - doch bislang geht es schleppend voran. Unterdessen kämpft Putin zusammen mit dem Ölkartell Opec gegen die Dumping-Ölpreise. Einen Etappensieg erreichten die Förderländer im Oktober, indem sie eine Einigung auf eine Förderbegrenzung signalisierten. Das Ölpreise legten daraufhin weltweit zu.

(Foto: dpa)
Indien: Präsident Narendra Modi
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Wachstumssorgen hat der Subkontinent zurzeit keine. Der Internationale Währungsfonds sagt ein Wirtschaftswachstum von 7,6 Prozent in diesem und im kommenden Jahr voraus. Die Inflation, früher regelmäßig über zehn Prozent, bleibt stabil zwischen fünf und sechs Prozent. Die Regierung hat zahlreiche Wirtschaftszweige für direkte Auslandsinvestitionen geöffnet. Zudem ist eine allgemeine Steuer auf Güter und Dienstleistungen in Arbeit, die das Abgabendickicht der 29 Bundesländer entwirren und dem Land ein zusätzliches Wachstum von einem bis zwei Prozentpunkten verschaffen soll.

(Foto: AFP)
Indien
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Doch mindestens zwei Drittel der Bevölkerung ist von dem neuen Wohlstand ausgeschlossen. Die 800 Millionen Inder, die auf dem Land leben, haben heute weniger Nahrung zur Verfügung als in den 1970er Jahren. Auf dem Welthungerindex steht Indien auf Platz 97 von 118, mit Abstand die schlechteste Bewertung aller Brics-Länder.

(Foto: Reuters)

Mit Wohlstand kommt Müll 30 Meter hinter dem Müllzentrum, auf der Brücke über einem Bach, stinkt es extrem. Wasser ist vor lauter Plastiktüten, gefüllt mit Haushaltsabfällen, an denen sich Maden und Ratten satt fressen, kaum zu sehen. „50 bis 60 Prozent des Abfalls in Indonesien sind organisch“, sagt Budi Isro'l, „er könnte also kompostiert werden.“ Doch das größte Problem sei Plastik. Es dauert Hunderte von Jahren, bis eine Tüte abgebaut ist. „Für unsere Umwelt eine Katastrophe. Aber den Leuten ist das egal“, erzählt der Manager. „Die fahren auf die Brücke und werfen ihre Abfalltüten in den Bach, ohne aus dem Wagen zu steigen.“

Eine der größten Abfallhalden der Welt
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1 Kommentar zu "Müll in Indonesien: Jenseits der Abfallberge"

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  • Der Müll ist nicht Schuld an der Armut. Der Müll gibt den Armen eine Aufgabe und etwas Einkommen für das Überleben in Indonesien oder auch wo anders auf dieser Welt. Wie bei uns die Pfandflaschen - Schrott- oder sonst welche Sammler und Verwerter auch.
    Das Problem in Indonesien ist die Poltiik. Eine Politik die zu wenig Bildung und Ausbildung vermittelt. Die mehr Unternehmen und den Mittelstand fördern muss um genügend gut bezahlte Arbeitsplätze für das Volk zu generieren.
    Es ist immer die Politk die am Mangel und der Armut einer Gesellschaft Schuld trägt.

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