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Circular Economy Warum Lidl und Aldi sich den Zugriff auf Verpackungsmüll sichern

Jetzt entdecken auch Händler die Vorteile geschlossener Wertstoffkreisläufe. Mit Zukäufen und innovativen Ideen bessern sie ihre Ökobilanz auf.
01.11.2021 - 10:47 Uhr 1 Kommentar
Die Tochter der Schwarz Gruppe sammelt in diesem Jahr 10 Millionen Tonnen Wertstoffe ein. Quelle: PreZero
Plastikmüll bei Prezero

Die Tochter der Schwarz Gruppe sammelt in diesem Jahr 10 Millionen Tonnen Wertstoffe ein.

(Foto: PreZero)

Düsseldorf Wer denkt, die Lidl-Mutter Schwarz-Gruppe sei einfach nur Europas größtes Handelsunternehmen, der hat sich getäuscht. Allein in diesem Jahr wird sie rund zehn Millionen Tonnen Wertstoffe eingesammelt haben und liegt damit unter den fünf größten Entsorgern in Europa. Die Schwarz-Tochter Prezero betreibt ein Duales System mit fünf eigenen Recyclinganlagen, sieben Sortieranlagen und ist in neun Ländern tätig.

Und dieses Geschäft wird in Kürze noch einmal massiv wachsen. In dieser Woche hat die EU-Kommission Schwarz die Erlaubnis erteilt, das Entsorgungsgeschäft von Ferrovial in Spanien und Portugal zu übernehmen.

Die Zahl der Mitarbeiter von Prezero wächst damit von 13.000 auf 29.000. Zum bisherigen Umsatz von rund zwei Milliarden Euro im Entsorgungsgeschäft kommt noch mal mehr als eine Milliarde Euro hinzu. Schon zuvor hatte Prezero einen großen Teil des Entsorgers Suez übernommen.

Doch was bringt einen Einzelhändler dazu, sich ein Imperium an Müllfirmen zusammenzukaufen? Thomas Kyriakis, Vorstandsvorsitzender von Prezero, hat dafür eine klare Begründung: „Wir versprechen uns davon wertvolle Synergien für die Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft in Europa.“

Das Familienunternehmen Schwarz hat als erster deutscher Händler entdeckt, welches Potenzial darin steckt, für die Verpackungen seiner Waren ein geschlossenes Kreislaufsystem zu schaffen. Statt darauf zu warten, dass die Politik ihm Vorgaben für Recyclingquoten macht, die dann schwer zu erfüllen sind, hat der Handelskonzern proaktiv die Initiative ergriffen.

So bestehen seit Mitte des Jahres bereits alle PET-Einwegpfandflaschen der Eigenmarken, die bei Lidl und der Konzernschwester Kaufland verkauft werden, zu 100 Prozent aus recyceltem Kunststoff. Das kann das Unternehmen aber nur garantieren, weil es über die eigenen Müllsortieranlagen kontinuierlich mit sortenreinem PET-Kunststoff versorgt wird.

Drogeriekette dm sammelt leere Shampoo-Flaschen in den Geschäften

Damit verbessert das Unternehmen sowohl seine Kasse wie seine Ökobilanz. Denn wenn Schwarz diese Flaschen zu 100 Prozent aus Neumaterial fertigen würde, müsste es zum einen rund 48.000 Tonnen Neuplastik einkaufen und würde 79.000 Tonnen mehr an CO2-Äquivalenten ausstoßen.

Grafik

Branchenexperten gehen davon aus, dass auch die anderen großen Einzelhändler nicht darum herumkommen werden, sich in der Kreislaufwirtschaft zu engagieren. Die Drogeriekette dm beispielsweise hat testweise begonnen, gebrauchte Shampoo-Flaschen in den Geschäften einzusammeln.

Aldi ist da schon weiter und hat bereits die Weichen gestellt für einen geschlossenen Wertstoffkreislauf. So haben Aldi Süd und Aldi Nord eine strategische Partnerschaft mit dem Entsorgungsunternehmen Interseroh+ geschlossen. Informationen des Handelsblatts zufolge soll dies auch mit einer stillen Beteiligung unterlegt werden. Aldi gibt dazu keinen Kommentar ab.

Aldi selber spricht aber von einem aktiven Einstieg in die Kreislaufwirtschaft. „Für uns ist das ein strategisch wichtiger Schritt“, erklärt Kashif Ansari, Chief Strategy Officer bei Aldi Nord. Der Discounter sieht sich dabei in einer „Steuerungsfunktion“ zwischen Handel, Recyclern und den Herstellern von Verpackungen und Produkten.

„Interseroh+ bietet ein neues Konzept zur Sicherstellung von Sekundärrohstoffbedarfen und zum Schließen von Kreisläufen an“, sagt Alexander Markov, Managing Director Logistics & Services bei Aldi Süd. Das Ziel der beiden Discounter: Bis Ende 2025 sollen alle Kunststoffverpackungen der Eigenmarken, also nicht nur der PET-Flaschen, aus durchschnittlich mindestens 30 Prozent recycelten Materialien bestehen.

Damit setzt der Handel auch die Konsumgüterindustrie unter Druck, in noch größerem Maßstab Verpackungen aus Recyclingmaterial einzusetzen. So hat Pepsico Ende September mitgeteilt, dass alle Kunststoffflaschen in Deutschland zu 100 Prozent aus Recyclat bestehen – 100 Tage früher als ursprünglich geplant. Und Coca-Cola wird dieses Jahr bei PET-Flaschen einen Anteil von 70 Prozent an recyceltem Material erreichen und damit sein selbst gestecktes Ziel ebenfalls übertreffen. Ursprünglich geplant waren 50 Prozent bis zum Jahr 2023.

Mehr: Lukrativ, wachstumsstark – nachhaltig: Aldis milliardenschwere Pläne im Müll-Markt.

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1 Kommentar zu "Circular Economy: Warum Lidl und Aldi sich den Zugriff auf Verpackungsmüll sichern"

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  • Das ist erfreulich aber hätte schon seit Jahren erfolgen sollen. Was passiert diesbezüglich in Entwicklungsländern? Man kann immer wieder hören, von Touristen in Asien, dass in den Meeren viel Plastik schwimmt. Das Thema Müll gehört auch schnellstens in die Entwicklungsländer getragen. Die deutsche Entwicklungshilfe gehört sofort auf Investitionspolitik umgestellt. Ein Beispiel: Die Verschmutzung der Ozeane mit Müll, vor allem Plastik, erfolgt in Afrika und Asien, durch die bekannten Entwicklungsländer. Mega-Städte entsorgen ihren Abfall auf gigantischen Müllkippen (Folge: Landverbrauch, Grundwasser-Vergiftung), sehr viel Müll wird über Flüsse in die Meere entsorgt. Die Deutsche Entwicklungshilfe sollte die Finanzierung und den Betrieb (bzw. die Aufsicht) von Müllverbrennungsanlagen übernehmen. Technische Kernelemente sollten aus Deutschland geliefert werden, das garantiert Arbeitsplätze. Sortieranlagen sichern Rohstoffe, der Rest wird verbrannt. Krankenhausmüll muss zwingend verbrannt werden, um die Entwicklung multiresistenter Keime zu vermeiden, die früher oder später auch im Westen auftauchen werden. Prozesswärme und Strom können verkauft werden. Arme Menschen können durch Sammeln von Plastik Einkommen erzielen. Alles auf Kreditbasis starten, keine Geschenke; lange Laufzeiten, Zinsen Null, Investitions-Schöpfgeld von der EZB. Entwicklungsländer sollten nicht in die Zinseszinsfalle gelockt werden. Zur Zeit fördern wir dank CSU eher Missionsstationen für mehr gelingende Geburten in Afrika als dass wir Industrieprojekte fördern. In China lacht man nur über unsere Dummheit!

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