Kommentar Die USA führen auf der Weltklimakonferenz ein unwürdiges Schauspiel auf

Dass US-Präsident wirft China und Russland mangelnde Bereitschaft zu Verpflichtungen in Sachen Klimaschutz vor.
Berlin Seit Jahren bestimmt die Machtdynamik zwischen den USA und China das Vorankommen im internationalen Klimaschutz. Die beiden weltweit größten Emittenten klimaschädlicher Treibhausgasemissionen pflegen sich zu belauern und verweigern übermäßigen Tatendrang, vor allem, wenn die Gegenseite danach verlangt. Die Folge war Klimaschutz in homöopathischen Dosen, gescheiterte Klimagipfel wie der in Kopenhagen inklusive. Als Washington und Peking zusammen mit fast 200 anderen Staaten Ende 2015 das Pariser Klimaabkommen unterzeichneten, galt dies als diplomatisches Wunder.
Seitdem ist unbestritten zu wenig passiert. Trotz aller Verhandlungen, trotz aller Mahnungen, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius im vorindustriellen Vergleich zu begrenzen, steigen die Emissionen. Die Welt befindet sich auf 2,7-Grad-Kurs.
Eine Trendwende ist längst überfällig, die Erklärung der 20 größten Wirtschaftsnationen nach ihrem Treffen am Wochenende in Rom darum mehr als kläglich. Dass Chinas Staatschef Xi Jinping Glasgow fernbleibt, spricht nicht dafür, dass das Riesenreich, größter CO2-Emittent der Welt, seine bisherigen Ankündigungen in den nächsten Tagen verschärfen will. Höhepunkt der CO2-Emissionen vor 2030, treibhausgasneutral bis 2060 und damit zehn Jahre später als die Europäische Union – dabei wird es wohl vorerst bleiben.
Und doch ist es ein unwürdiges Schauspiel, was die Vereinigten Staaten, gerade erst zurück im Reigen der Klimaschützer, zu Beginn der Weltklimakonferenz in Glasgow bieten. Dass US-Präsident Joe Biden China und Russland mangelnde Bereitschaft zu Verpflichtungen in Sachen Klimaschutz vorwirft, wird die beiden Länder kaum zu mehr Ansporn motivieren.
Da reagiert Russland nicht anders als die Volksrepublik. Russlands Außenminister Sergej Lawrow machte bereits deutlich, dass das Land derzeit nicht willens ist, internationale Verpflichtungen einzugehen, die über das bekannte Ziel hinausgehen: CO2-Neutralität nicht später als 2060.
China, Russland, Indien: Alle müssen nachlegen
Es stimmt, China und Russland könnten ambitionierter sein. Auch das Schwellenland Indien muss nachlegen. Die Liste ließe sich fortsetzen. Angesichts der Dramatik der Klimaveränderungen ist es indes an der Zeit, an einem Strang zu ziehen, statt wichtige Player in die Blockadehaltung zu manövrieren.
Wie sagte Noch-Kanzlerin Angela Merkel zum Abschluss des G20-Treffens in Rom? „Irgendwie haben alle begriffen, dass alle auf einem Planeten leben“. Das gibt Hoffnung.
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