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Recycling Apollo Optik nimmt Sonnenbrillen aus alten Fischernetzen ins Programm

Gründer Thomas Kimber produziert Brillen aus recycelten Fischernetzen, Metallen und Holz. Apollo Optik testet die neue Kollektion in 200 Filialen.
18.03.2021 - 11:10 Uhr Kommentieren
Mit seiner Kreislaufwirtschaft, die Materialien wiederverwendet und Menschen in ihrem gewohnten Lebensraum beschäftigt, will der Karün-Gründer die Natur schützen und angesagte Produkte entwerfen. Quelle: Karün Eyewear
Thomas Kimber

Mit seiner Kreislaufwirtschaft, die Materialien wiederverwendet und Menschen in ihrem gewohnten Lebensraum beschäftigt, will der Karün-Gründer die Natur schützen und angesagte Produkte entwerfen.

(Foto: Karün Eyewear)

Köln Fischernetze verursachen große Probleme in den Weltmeeren: Sie gehen verloren, treiben durchs Wasser und werden zur hakeligen Gefahr für Fische. Die Netze machen rund ein Drittel des Plastikmülls in den Ozeanen aus.

Aber Menschen wie Pedro Rubio tun etwas dagegen. In einer kleinen Gemeinde in Patagonien, 1000 Kilometer südlich von Santiago de Chile, zieht er Flaschen, Fischernetze und Seile aus einer Flussmündung. Dann übergibt er sie dem Team von Karün. Der Name bedeutet so viel wie „Natur sein“ in der Sprache des indigenen Volks der Mapuche. Die Firma von Thomas Kimber nutzt das Material und verwandelt es in Brillen.

In Deutschland verkauft Apollo Optik die neue Sonnenbrillenkollektion des Unternehmens ab sofort exklusiv, zu Preisen von unter 100 Euro. An diesem Donnerstag stellen Karün, der Apollo-Mutterkonzern Grand Vision und die US-Schauspielerin Shailene Woodley ihre Zusammenarbeit in Europa vor.

Ihr zugrunde liegt Kimbers Idee einer Kreislaufwirtschaft im Einklang mit der Natur. Er wolle „aus Müll eine Einkommensquelle für ländliche Unternehmer machen, Geld, das diese wiederum nutzen können, um ein eigenes Geschäft aufzubauen“, sagt der 31-Jährige dem Handelsblatt. 400.000 Hektar fast unberührte Natur, in der die Karün-Arbeiter leben, würden so bewahrt.

Die Mitarbeiter in Chile sortieren und säubern die gesammelten Materialien, darunter Netze, Metalle und Holz. Dann schickt Karün sie nach Slowenien, wo das Material durch einen chemischen Recyclingprozess zu Pellets verarbeitet wird, aus denen dann in der Türkei und Italien die Brillen entstehen.

Die Produkte des Unternehmens werden zunächst in 200 Apollo-Läden verkauft. Quelle: Karün Eyewear
Sonnebrille von Karün

Die Produkte des Unternehmens werden zunächst in 200 Apollo-Läden verkauft.

(Foto: Karün Eyewear)

Kimbers Anfänge als Unternehmer vor mehr als zehn Jahren waren wenig erfolgreich. Mit 23 Jahren und Schulden auf dem Konto, brachte der Stress ihn ins Krankenhaus. Aber Kimber machte weiter, 2019 trat er bei einem Gipfel der Weltbank auf, um für einen bewussteren Umgang mit der Natur einzustehen.

Shailene Woodley, 2016 bei einem Protest gegen eine Ölpipeline in North Dakota kurzzeitig festgenommen, ist die Namensgeberin für Karüns neue Kollektion. Es sei das erste Mal, dass die Schauspielerin und Aktivistin für eine Marke werbe, sagt Kimber. Und Grand Vision, einer der größten Augenoptik-Einzelhändler überhaupt mit 3,5 Milliarden Euro Jahresumsatz, sorge für die Reichweite im stationären Handel.

25 Prozent der Brillen mit Zeiss-Optik ausgestattet

Den Verdacht, dass sich ein großes Unternehmen mit einer kleinen Ökomarke nur schmücken will. lässt der Umweltunternehmer nicht gelten. Es sei ihm tatsächlich einige Male passiert, dass jemand mit Karüns Hilfe Greenwashing betreiben wollte. Mit Apollo sei das nicht so.

Kimber spricht von einer „Beziehung, von der wir lernen wollen und die uns auch dabei helfen soll zu wachsen“. Mit dem Papierkram etwa habe Apollo Karün bereits unterstützt, sagt Apollo-Chef Jörg Ehmer dem Handelsblatt. Schließlich unterliegen Brillen den gesetzlichen Regelungen für Medizinprodukte.

Seinen bisherigen Umsatz will Kimber nicht nennen. Prognosen fallen dem Unternehmer leichter. Bis 2023 soll der Umsatz auf 40 Millionen Euro steigen, mit einer Million verkaufter Brillen. 2019 waren es nach Unternehmensangaben noch 12.000 Einheiten. Etwa ein Viertel der Brillen haben laut Kimber Zeiss-Technik in ihren Gläsern.

Für die börsennotierte Grand Vision ist Deutschland mit Apollo der wichtigste Markt. Mit knapp 900 hat die Kette die meisten Filialen in Deutschland, noch vor Fielmann. 2020 seien die Umsätze leicht gesunken, sagt Ehmer. Konkrete Zahlen veröffentlicht Apollo selbst nicht.

Apollo-Chef: Karün-Sonnenbrillen gibt es in der Filiale

Die Karün-Sonnenbrillen werden zunächst in 200 Läden verkauft. Um schnell zu wissen, ob sich die Kooperation auszahlt, hätten sie Filialen gewählt, „in denen der Verkauf von Sonnenbrillen am stärksten ist“, sagt Ehmer. „Wenn wir feststellen, dass das gut funktioniert“, kämen die restlichen Filialen dazu.

Die neue Marke sei „für unseren Absatz zwar interessant“, viel entscheidender sei aber etwas anderes: Er erhoffe sich mit dem nachhaltigen Produkt eine hohe Aufmerksamkeit über die sozialen Medien. Apollo werde damit auch den steigenden Ansprüchen der Mitarbeiter an die Nachhaltigkeit der Firma gerecht. Die Kollegen trügen „so ein umweltorientiertes Projekt gern mit und stehen dadurch im Verkauf noch mal mehr dahinter“.

Vor einigen Jahren habe Apollo schon einmal nachhaltige Produkte angeboten, „die nicht viel teurer waren als herkömmliche Modelle“. Gut verkauft hätten sie sich aber nicht, erzählt Ehmer, obwohl Kunden immerzu betonten, sie wollten solche Produkte kaufen. Nun sei die Zeit „reif, dass sie auch dementsprechend handeln“.

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