Das Wichtigste zusammengefasst:
- 19 Tarife im Vergleich: Fast alle Anbieter überzeugen durch ein hohes Leistungsspektrum – Unterschiede gibt es hauptsächlich im Preis.
- Einige Anbieter schneiden besonders gut ab: Die WGV-Versicherung AG, Allrecht, Deurag und die Auxilia Rechtsschutz-Versicherungs-AG.
- Durch verschiedene Bausteine lassen sich Verträge auf die individuellen Risiken anpassen.
Die Coronakrise birgt viel Potenzial für Konflikte: Müssen Händler weiterhin Mieten zahlen, obwohl sie ihre Geschäfte während des Lockdowns nicht öffnen dürfen? Und darf einem Kunden, der wegen einer attestierten Atemwegserkrankung keine Maske tragen kann, der Zugang zum Supermarkt verwehrt bleiben?
Kommt es zum Streit vor Gericht, kann das schnell teuer werden – es sei denn, man hat eine Rechtsschutzversicherung. Denn sie übernimmt die Ausgaben für den eigenen Anwalt, die Gerichtskosten und mehr. Geht der Fall verloren, zahlt sie auch den Anwalt der Gegenpartei.
Doch welche Police bietet viel Schutz und ist günstig?
Die unabhängige Ratingagentur Franke und Bornberg hat Tarife von 19 Versicherungsunternehmen verglichen.
Rechtsschutz für Singles
Gesellschaft/Tarif | Prämie | Note |
---|---|---|
WGV-Versicherung AG OPTIMAL-Tarif | 304,00 € | sehr gut |
DEURAG PBVW SB 150 | 332,00 € | sehr gut |
AUXILIA JURPRIVAT inkl. KS Automobilclub Stand 07/2019 | 333,00 € | sehr gut |
ALLRECHT Rechtsschutz für das Privatleben | 351,91 € | sehr gut |
ARAG Komfort | 372,94 € | sehr gut |
DMB PRESTIGE | 377,61 € | sehr gut |
HUK24 Privat-, Berufs- und Verkehrs-Rechtsschutz inkl. Rechtsschutz-PLUS und Rechtsschutz für alle selbst genutzten Wohneinheiten im Inland | 387,43 € | sehr gut |
ROLAND Rechtsschutz | 389,34 € | sehr gut |
HUK-COBURG Privat-, Berufs- und Verkehrs-Rechtsschutz inkl. Rechtsschutz-PLUS und Rechtsschutz für alle selbst genutzten Wohneinheiten im Inland | 392,60 € | sehr gut |
ÖRAG Rundum-Schutz | 394,00 € | sehr gut |
DEVK Premium-Schutz | 412,00 € | gut |
VGH Rechtsschutz | 334,86 € | gut |
Versicherer im Raum der Kirchen Privat-, Berufs- und Verkehrs-Rechtsschutz inkl. Rechtsschutz-PLUS und Rechtsschutz für alle selbst genutzten Wohneinheiten im Inland | 431,86 € | gut |
ADAC ADAC Rechtsschutz Premium | 437,75 € | gut |
ERGO ERGO Best | 455,87 € | gut |
VHV Versicherungen KLASSIK-GARANT inkl. Bausteine FLEXIBILITÄT und EXKLUSIV | 459,70 € | gut |
Neue Rechtsschutz- Versicherungsgesellschaft Top inkl. Wohnen / XXL-Baustein | 466,36 € | befriedigend |
Badische RS proComfort Exklusiv-Tarif | 469,00 € | befriedigend |
Debeka Comfort / BeratungsPlus / LeistungsPlus | 527,61 € | befriedigend |
Rechtsschutzversicherung für Familien
Gesellschaft / Tarif | Prämie² | Note |
---|---|---|
WGV-Versicherung OPTIMAL-Tarif | 304,00 € | Sehr gut |
DEURAG PBVW SB 150 | 332,00 € | Sehr gut |
AUXILIA JURPRIVAT | 333,00 € | Sehr gut |
ALLRECHT Rechtsschutz für das Privatleben | 351,91 € | Sehr gut |
ARAG SE Komfort | 372,94 € | Sehr gut |
DMB PRESTIGE | 377,61 € | Sehr gut |
HUK24 Privat-, Berufs- und Verkehrs-Rechtsschutz2 | 387,43 € | Sehr gut |
ROLAND Rechtsschutz | 389,34 € | Sehr gut |
HUK-COBURG Privat-, Berufs- und Verkehrs-Rechtsschutz2 | 392,60 € | Sehr gut |
ÖRAG Rundum-Schutz | 394,00 € | Sehr gut |
DEVK Premium-Schutz | 412,00 € | gut |
VGH Rechtsschutz | 334,86 € | gut |
Sachversicherung Privat-, Berufs- und Verkehrs-Rechtsschutz2 | 431,86 € | gut |
ADAC Versicherung ADAC Rechtsschutz Premium | 437,75 € | gut |
ERGO ERGO Best | 455,87 € | gut |
VHV Versicherungen KLASSIK-GARANT inkl. Bausteine FLEXIBILITÄT und EXKLUSIV | 459,70 € | gut |
Neue Rechtsschutz- Versicherungsgesellschaft Top inkl. Wohnen / XXL-Baustein | 466,36 € | befriedigend |
Badische RS proComfort Exklusiv-Tarif | 469,00 € | befriedigend |
Debeka Comfort / BeratungsPlus / LeistungsPlus | 527,61 € | befriedigend |
selbst genutzten Wohneinheiten im Inland; Stand: Februar 2020
Für wen ist eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll?
Rechtsschutz ist kein Muss, lohnt sich aber, wenn es zu Streit vor Gericht kommt. Ob man eine Police braucht, muss jeder selbst entscheiden. Manchmal hängt die Entscheidung aber auch von den persönlichen Lebensumständen ab: Hat man einen schwierigen Arbeitgeber, fährt viel mit dem Auto oder zeichnet sich Ärger mit dem Vermieter ab? Dann kann ein Vertrag durchaus sinnvoll sein.
Was deckt eine Rechtsschutzversicherung ab?
Eine Rechtsschutzversicherung erstreckt sich nur auf bestimmte Lebensbereiche. Zentrale Bausteine sind Privates, Verkehr, Beruf und Wohnen. Kunden können ihre Police je nach Bedarf zusammenstellen und mit zusätzlichen Bausteinen anpassen. So lässt sich Geld sparen.
- Privater Rechtsschutz deckt alle Rechtsstreitigkeiten im privaten Bereich ab. Oft geht es dabei um Kleinigkeiten, für die sich eine Versicherung eigentlich nicht lohnt. Doch sinnvoll ist der Schutz beispielsweise bei einer folgenschweren Falschbehandlung durch einen Arzt.
- Verkehrsrechtsschutz regelt alle Angelegenheiten im Straßenverkehr – ganz gleich, ob der Versicherte zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Auto unterwegs ist. Geschieht ihm ein Unfall und Schadensersatz oder Schmerzensgeld bleiben aus, kann er es vor Gericht einklagen.
- Beruflicher Rechtsschutz greift im Arbeitsleben und ist besonders in Krisenbranchen sinnvoll – er bezieht sich allerdings meistens nur auf ein Angestelltenverhältnis. Arbeitnehmer können sich zur Wehr setzen, wenn ihr Gehalt ausbleibt, ihr Vertrag gekündigt wird oder ihre Abfindung zu niedrig ausfällt. Selbstständige, Freiberufler und Unternehmer sollten eher über eine gewerbliche Rechtsschutzversicherung nachdenken. Übrigens: Mitglieder von Gewerkschaften oder Vereinen sind manchmal schon in einzelnen Teilbereichen abgesichert.
- Wohnrechtsschutz ist für Mieter interessant – zum Beispiel, wenn ihnen eine überteuerte Mieterhöhung ins Haus flattert oder ihr Vermieter für die Wohnung plötzlich Eigenbedarf anmeldet. Achtung: Vermieter benötigen einen speziellen Rechtsschutz.
Was deckt eine Rechtsschutzversicherung nicht ab?
Rechtsschutzversicherungen enthalten oft viele Ausschlüsse – das sind Situationen, die nicht im Schutz inbegriffen sind. Dazu gehören:
- Vorsätzliche Straftaten sind prinzipiell ausgeschlossen. Enthält die Police jedoch einen Baustein zum erweiterten Straf-Rechtsschutz mit Kostenerstattung bei Verurteilung wegen Vorsatz, springt die Versicherung auch in solchen Fällen ein.
- Klagen, deren Aussicht auf Erfolg verschwindend gering ist. Die Versicherung kann solche Fälle ablehnen.
- Abwehr von Schadensersatzansprüchen. Hier greifen die private Haftpflicht oder die Kfz-Versicherung.
- Belange um die eigene Immobilie. Dazu gehören beispielsweise der Bau, Kauf und Verkauf sowie die Finanzierung eines Gebäudes.
Versicherungsschutz greift meist nicht sofort
Bevor der Versicherungsschutz greift, müssen Neukunden meist eine Wartezeit von zwei bis drei Monaten überbrücken. Das soll verhindern, dass sie sich nur kurzfristig absichern.
Wer also schon in einen Rechtsstreit verwickelt ist oder ein Verfahren erwartet, dem hilft der kurzfristige Abschluss einer Rechtsschutzversicherung nicht. Das gilt in der Regel auch für Unfälle im Verkehr.
Tipp: Wer von einem Tarif in einen anderen wechselt, sollte darauf achten, dass sie nahtlos ineinander übergehen. So besteht durchgehender Versicherungsschutz, die Wartezeit kann wegfallen.
Vorzeitige Kündigung im Schadensfall
Nach einem Versicherungsfall können Kunden ihre Rechtsschutzversicherung vorzeitig kündigen – die Gegenseite allerdings auch.
Löst das Unternehmen den Vertrag, sollte der Versicherte darum bitten, dass es die Kündigung zurücknimmt und gegebenenfalls anschließend selbst kündigen. Andernfalls kann es schwer werden, einen neuen Anbieter zu finden.
19 Tarife im Vergleich
Die unabhängige Ratingagentur Franke und Bornberg hat für das Handelsblatt 19 Tarife von Rechtsschutzversicherern unter die Lupe genommen. Bei Singletarifen haben fünf Anbieter mit der Bestnote sehr gut überzeugt, bei den Familientarifen waren es zehn.
Wie umfassend der angebotene Rechtsschutz ist, fließt zu 70 Prozent in die Bewertung ein. Die Höhe der Prämie geht mit 30 Prozent in die Note ein.
Dem Rating liegt ein Musterfall zugrunde: Ein 30-jähriger Mann, der nach seiner kaufmännischen Ausbildung in Vollzeit arbeitet und in einer Mietwohnung lebt, schließt eine Rechtsschutzversicherung ab. Der Singletarif gilt für ihn allein – der Familientarif für ihn, seine Ehefrau und seine zwei Kinder.
- Versicherte Bausteine sind: Privates, Wohnen, Verkehr und Beruf. Darüber hinaus wird außergerichtlicher Schutz im Baustein Privat für die Bereiche Steuer-, Sozial- und Verwaltungs-Rechtsschutz vereinbart sowie für den Baustein Verkehr im Bereich Steuer- und Sozial-Rechtsschutz.
- Es besteht weltweiter Versicherungsschutz. Mediation ist möglich.
- Die Selbstbeteiligung beträgt 150 Euro pro Schadensfall. Der Vertrag läuft ein Jahr, wird jährlich per Lastschriftverfahren gezahlt und es sind keine Rabatte vereinbart.
Mehrere Versicherer mit maximaler Punktzahl
Unter den untersuchten Familientarifen gibt es gleich mehrere Anbieter, die volle Punktzahl erreichen: Dazu zählen Tarife der WGV-Versicherung, dwe Deurag oder der Arag Rechtsschutz-Versicherung.
Bei den Singletarifen schneiden fünf Tarife mit der Bestnote ab, darunter: die WGV-Versicherung und Arag.
Alle Policen im Test warten mit einem sehr umfangreichen Leistungsspektrum auf, aber die Preisunterschiede sind enorm. Mit einem günstigen Familientarif können Familien mehr als 200 Euro sparen.
Doch es kommt auch auf den individuellen Bedarf an. Per Baukastenprinzip lassen sich die Verträge darauf anpassen – das beeinflusst maßgeblich den Preis. Singletarife starten bei 265 Euro im Jahr.