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AusstellungTräume eines Sammlers

Der finnische Unternehmer Timo Miettinen baut mit viel Hingabe Brücken zwischen der finnischen, deutschen und internationalen Kunst. Die Highlights seiner Kollektion sind nun erstmals im Rheinland zu besichtigen.Christiane Fricke 27.06.2025 - 16:13 Uhr Artikel anhören
Der finnische Sammler Timo Miettinen in der privaten Kunsthalle „Sammlung Philara“ in Düsseldorf. Foto: Kai Werner Schmidt

Düsseldorf. „Es interessiert mich einfach so viel.“ Die Kunst sei für ihn „eine große Entdeckungsreise“. Er wolle möglichst viel sehen und kennenlernen. So versucht der finnische Sammler Timo Miettinen zu erklären, warum seine Sammlung derart viele divergente künstlerische Stimmen vereinigt. Schauplatz ist die private Kunsthalle „Sammlung Philara“ in Düsseldorf, wo bis Ende September die Highlights der Miettinen Collection ausgebreitet sind. Von der geometrischen Konkreten Kunst über poetische Auseinandersetzungen mit Natur bis zu Blumenstücken und Figurenbildern reicht das Spektrum.

Auch das Ornamentale, das an Muster und Farben aus der Welt des Designs und der Mode anknüpft, hat in der Miettinen Collection seinen Platz. Das Hemd, das der ghanaische Maler Amoako Boafo für Dior entwarf, hat der 70-Jährige zwar nicht an. Doch das von Boafo gemalte Porträt von Steve Mekoudja, auf dem der Sänger ein ähnliches Gewand trägt, hängt in der Ausstellung – in einem Raum, der das Thema Muster mit persönlicher Geschichte verknüpft. Der griechische Maler Kiriako Tompolidis etwa porträtierte sich vor einer Wandtapete im Stil der siebziger Jahre.

Der ghanaische Maler Amoako Boafo porträtierte 2019 den Sänger Steve Mekoudja. Foto: © VG Bild-Kunst, Bonn 2025 Courtesy Miettinen Collection

Miettinen selbst trägt anlässlich der Preview ein körpernahes anthrazitfarbenes Shirt von Olaf Benz zu einer hellbeigen, legeren Hose mit schwarzen Seitenstreifen über glänzend schwarzen Stiefeln. Alles wird zur Botschaft. Finnen sind zwar seiner Ansicht nach nicht so erpicht darauf, sich zu präsentieren. Aber er selbst gibt auf subtile Weise viel von sich preis, auch über seine Neugier auf eine Welt, die weder schwarz noch weiß ist, und über seine Träume.

Für jemanden, der seit sechs Jahren seinen Lebensmittelpunkt in Berlin hat, gehört dazu auch die Imagination einer finnischen Seenlandschaft. Eric Freeman lässt sie auf einer anderthalb Meter im Quadrat messenden Leinwand vor dem inneren Auge aus der Dunkelheit auftauchen. 2010 war das abstrakte Bild in Helsinki bei Forsblom ausgestellt, der wichtigsten Galerie für zeitgenössische Kunst in Finnland und bekannt von internationalen Messen. Benachbart hängt Miriam Cahns verunsicherter nackter „Held“, gemalt 2002/2003.

Miriam Cahns verunsicherter nackter „Held“, gemalt 2002/2003. Foto: Miriam Cahn, Miettinen Collection

In der Miettinen Collection spielt der Blick auf die Natur als Spiegel innerer Befindlichkeiten eine zentrale Rolle, auch weil damit die Ursprünge der Sammlung ins Spiel kommen. Miettinens Mutter liebte die finnische Landschaftsmalerei des 19. und 20. Jahrhunderts und weckte damit bei ihrem Sohn das Interesse für die Kunst. Das Thema Natur ist deshalb das erste, was Besuchende beim Betreten der großen Halle zu Gesicht bekommen; darunter zwei großformatige Kupferstiche von Louise Bourgeois über „Die Kunst, die Natur zu verbessern“ und Antti Laitinens eindrucksvolles Video eines entlaubten Baums, an dem Schnüre zerren wie ein Sturm.

Laitinens „Marionette“ von 2017 ist unter den rund 150 ausgestellten Werken von mehr als 80 Künstlern das einzige Video. Insgesamt wird ein Zehntel dessen ausgebreitet, was Miettinen in den letzten 20 Jahren zusammengetragen hat. Dabei handelt es sich überwiegend um Malerei und Zeichnung auf verschiedenartigen Bildträgern, ergänzt durch Skulpturen und wenige Fotografien. Ordnung in die Fülle hat Miettinens Freund, der Düsseldorfer Unternehmer und Sammler Florian Peters-Messer und die Berliner Kuratorin Linda Peitz gebracht. Sie akzentuieren inhaltliche Schwerpunkte und warten daneben mit zahlreichen monografischen Räumen auf.

Ein beeindruckender Themenraum im Parterre kreist um Kunst, die politisch Stellung bezieht. Hier begegnet man etwa Felix Droeses „Schmutzige Geschichte“, die er 1999 unter dem Eindruck des Kosovo-Kriegs malte, und Noora Geageas in Finnland berühmt gewordene Farbfotoarbeit eines androgynen Clowns vor berittener Polizei.

Noora Geageas in Finnland berühmt gewordene Farbfotoarbeit „Against“ eines androgynen Clowns vor berittener Polizei. Foto: Noora Geagea, Miettinen Collection

Einen eigenen Raum erhielt Kirsi Mikkola mit ihrer frechen, berockten Kunststofffigur „GLO“ (2022), deren Ellenbogen wie kampfbereite Brüste ausfahren. Ihre Vorläuferin, eine Aquatinta von 1989/90, hängt im Raum mit politischer Kunst. Dass sich die finnische Künstlerin aber nicht auf feministische Themen festlegen lässt, zeigen die furiosen, aus bunten Papierstreifen zusammengesetzten ungegenständlichen Bilder aus den Jahren 2012 und 2013.

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Neben Mikkola hat Miettinen auch Leiko Ikemura, Rainer Fetting, Joachim Bandau und den früh von ihm entdeckten Secundino Hernandez in die Tiefe gesammelt. Und dann gibt es noch ein kleines, etwas abseits gelegenes Kabinett mit den atemberaubenden homoerotischen Illustrationen von Tom of Finland.

Unermüdliche Energie steckt Timo Miettinen in seine zweite Karriere als Kunstsammler und Brückenbauer. Er ist gelernter Wirtschaftsingenieur und hat das international aufgestellte Elektrounternehmen seines Vaters, Ensto, weiter ausgebaut. Mit 50 zog er einen Schlussstrich, übergab den Mutterkonzern seiner Familie und widmete sich fortan nicht ausschließlich, aber schwerpunktmäßig der Kunst und ihrer Vermittlung. Dazu gehört auch sein an jedem Samstag für Publikum zugänglicher „Salon Dahlmann“ in Berlin-Charlottenburg, Schauplatz von Ausstellungen, Lesungen und Konzerten. Hier lebt und arbeitet Miettinen mit enormem Fleiß und einem Vertrauen, das Tracey Emin mit ihrem in Neon geschriebenen „And I Trust You“ auf den Punkt bringt.

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