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Sotheby's, Christie's und Phillips New Yorker Abendauktionen setzen Milliarden um

Christie’s, Sotheby’s und Phillips konnten in sechs Versteigerungen bereits zwei Milliarden Dollar einnehmen. Spektakulär waren die 676 Millionen für die Macklowe-Sammlung.
18.11.2021 - 12:09 Uhr 1 Kommentar
Elf Bieter kämpften bei Christie's fünf Minuten lang um das Meisterwerk aus der Cox Collection. Quelle: IMAGO
Vincent van Gogh „Cabanes de bois“

Elf Bieter kämpften bei Christie's fünf Minuten lang um das Meisterwerk aus der Cox Collection.

(Foto: IMAGO)

New York Zum ersten Mal seit Ausbruch der Pandemie luden die New Yorker Leitauktionen wieder internationale Marktteilnehmer in die Säle. Vor allem die Verteilung von zwei legendären Sammlungen sorgten endlich wieder für spannendes Theater: Unter den Hammer kamen Impressionisten und Postimpressionisten aus dem Nachlass des texanischen Öl-Tycoons Edwin L. Cox bei Christie’s und bei Sotheby’s hochkarätige zeitgenössische Kunst der zerstrittenen Ex-Eheleute Linda und Harry Macklowe (84), dem prominenten New Yorker Immobilienentwickler.

Zwei Wochen der Superlative spielten bis zum Mittwochabend in sechs von insgesamt acht Abendauktionen bei Christie’s, Sotheby’s und Phillips schon unerhörte 2 Milliarden Dollar ein. Sotheby’s Auktion mit zeitgenössischer Kunst folgt am heutigen Donnerstag. Phillips“ Einnahmen von 138 Millionen Dollar markierten am Mittwochabend das bislang beste Ergebnis für das Haus.

Eine außergewöhnlich starke Nachfrage trifft auf das während der Corona-Krise perfektionierte Risikomanagement der Versteigerer. Es ist mittlerweile Usus, in wichtigen Auktionen das Gros des Angebots durch Garantien, auch Dritter, vorzuverkaufen. Werke, die während der Vorbesichtigung nicht überzeugen, werden kurzerhand zurückgezogen. So konnten die als Marktbarometer beobachteten Abendauktionen mit einer außergewöhnlich hohen, an 100 Prozent grenzenden Absatzquote punkten.

„Sammler fühlen sich sehr sicher, ihr Geld in Kunst anzulegen“, bestätigt Morgan Long, Managing Director der international tätigen Londoner Fine Art Group.

Die erste Tranche von 35 Werken der Sammlung Macklowe sendete am Montagabend die richtigen Signale: atemberaubende 676 Millionen Dollar mit Aufgeld wurden eingenommen, pro Los im Durchschnitt erstaunliche 19,3 Millionen Dollar. Das sei das beste Ergebnis in seiner 277-jährigen Geschichte, verkündete der Versteigerer an York Avenue stolz.

Im Kampf um die Sammlung hatte Sotheby’s die beiden Mitbewerber durch die höchste finanzielle Garantie ausgestochen, die die das Haus je bewilligt hatte. „Und unsere Risikobereitschaft hat sich ausgezahlt“, freute sich CEO Charles Stewart gegenüber Bloomberg.

Die erste Tranche der Sammlung Macklowe wurde am Montagabend für 676 Millionen Dollar mit Aufgeld versteigert. Quelle: Sotheby/dpa/VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Auktionator Oliver Barker im Einsatz für Sotheby's

Die erste Tranche der Sammlung Macklowe wurde am Montagabend für 676 Millionen Dollar mit Aufgeld versteigert.

(Foto: Sotheby/dpa/VG Bild-Kunst, Bonn 2021)

Weitere 30 Werke der Sammlung werden im Mai 2022 folgen, aber bereits diese erste Versteigerung deckt schon den auf 600 Millionen Dollar geschätzten Gesamtwert ab. Linda Macklowe kaufte über 50 Jahre lang mit sicherem Auge bei New Yorker Galerien nur beste Qualität und sammelte dabei vor allem vier Künstler in Tiefe: Gerhard Richter, Sigmar Polke, Cy Twombly und Willem de Kooning.

Trotz der gehypten Spannung stoppte die Bietaktivität am Montagabend bereits bei 82,5 Millionen Dollar brutto. Die bewilligte Patti Wong, Chairman Asia, gegen nur einen Konkurrenten um Mark Rothkos frühes Farbspiel „No. 7“ von 1951. Experten hatten vor der Auktion 100 Millionen Dollar für durchaus plausibel gehalten.

Auch Alberto Giacomettis rare Bronzeskulptur „Le Nez“ (1949, Guss 1965), 1994 bei der Gagosian Gallery erworben, sollte mindestens 70 Millionen Dollar einspielen. Hier sauste der Hammer schon bei 68 Millionen Dollar nieder, also 78,4 Millionen Dollar brutto. Umgehend outete sich der kunstaffine chinesische Krypto-Unternehmer Justin Sun (31) über Twitter als neuer Besitzer.

Cy Twomblys Gemälde „Untitled“ von 2007, der fast sechs Meter lange monumentale Blickfang in der Wohnung der Macklowes am Central Park, wird dagegen nach Südamerika reisen. Lulu Creel, Sotheby’s Vertreterin in Mexico City, bewilligte im Kundenauftrag taxgerechte 59 Millionen Dollar für das Blumenbild.

Künstlerinnen werden stark nachgefragt

Vier Rekorde wurden gesetzt, darunter für Jackson Pollocks schwarzweißes Großformat „Number 17, 1951“, das gegen eine Höchstbewertung von 35 Millionen Dollar 61,2 Millionen Dollar erzielte.

Besonders stark wurden in den vergangenen Wochen Werke von Künstlerinnen nachgefragt. Um Agnes Martins Abstraktion „Untitled #44“ (1974) mit Macklowe-Provenienz warben fünf Bieter, unter ihnen Marc Glimcher von Pace Gallery.

Martins Markt wurde jedoch von Patti Wongs Kunden bei 17,7 Millionen Dollar in neue Höhen katapultiert. Hier waren höchstens 8 Millionen Dollar erwartet worden. „Qualität ist entscheidend, und die sahen wir heute Abend“, resümierte Brooke Lampley, Sotheby’s Chairman und worldwide head of global fine art. Auffallend aktiv waren wieder asiatische Bieter, die sich noch im Oktober, in Sotheby’s Auktion von Picasso-Werken aus dem MGM-Resort in Las Vegas, zurückgehalten hatten.

Das Blumenporträt wurde zum Rekordpreis von 7,7 Millionen Dollar weitergereicht. Quelle: Phillips
Georgia O‘Keeffe „Crab’s Claw Ginger Hawaii“

Das Blumenporträt wurde zum Rekordpreis von 7,7 Millionen Dollar weitergereicht.

(Foto: Phillips)

Christie’s Versteigerung von 23 Impressionisten und Postimpressionisten aus dem Nachlass des texanischen Öltycoons Edwin L. Cox bewies am 11. November, wie quicklebendig auch dieses Marktsegment immer noch ist. Souverän jonglierte Christie’s Auktionator Adrien Meyer manchmal Dutzende von Geboten im Saal, an den Telefonen und Online, die Einnahmen übertrumpften bei profitablen 332 Millionen Dollar spielend die höchste Erwartung.

Cox, der im November 2020 im Alter von 99 Jahren verstarb, hatte gemeinsam mit seiner Frau Ann in den Sechziger- und Siebzigerjahren vor allem bei der internationalen Kunsthandlung Wildenstein gekauft. Vincent van Gogh wurde zum Star des Abends. Beaumont Nathan Art Advisory aus London ersteigerte zwei Werke für einen europäischen Kunden: die späte Landschaft „Cabanes de bois parmi les olivier et cyprès“ (1889) bei 71,35 Millionen Dollar (Taxe über 40 Millionen Dollar) und die Aquarellstudie „Weizenstapel“ (1888) zu 35,9 Millionen Dollar.

Aber mindestens zehn Bieter bezauberte van Gogh mit dem späten Bildchen eines sorglosen jungen Burschen, der an einer Kornblume kaut. Adrien Meyer konnte sie ab dem Ausruf bei vier Millionen Dollar fast zehn Minuten lang gegeneinander ausspielen, drei Interessenten aus Hongkong waren auch dabei. Der Hammer fiel erst bei 46,7 Millionen Dollar.

Der Stolz der Coxes, Gustave Caillebottes zukunftsweisende Pariser Straßenszene „Jeune homme à sa fenêtre“ von 1876 ging ans J. Paul Getty Museum in Los Angeles. Trotz geringem Interesse zahlte das Museum bei 53 Millionen Dollar das Doppelte des bisherigen Rekords.

Kunst um 1900 machte sich auch in Christie’s und Sotheby’s gemischten Auktionen zum 20. Jahrhundert stark. Sotheby’s Lulu Creel bewilligte angemessene 50,8 Millionen Dollar für Monets sehr gut erhaltene späte Gartenansicht in Giverny. Der Einlieferer hatte das Hochformat 1997 bei Christie’s zu 6,1 Millionen Dollar netto erworben, ein schöner Gewinn.

Herausragender Vorbesitz feuerte wiederum den Wettbewerb um Auguste Renoirs „Jeune fille à la corbeille de fleurs“ (um 1890) an, das ein Nachfahre des legendären Kunsthändlers Durand-Ruel einlieferte. Auch der New Yorker Spitzenhändler David Nahmad interessierte sich, ließ aber schließlich bei 12,9 Millionen Dollar seinem asiatischen Mitbewerber den Vortritt. Geschätzt war das Bild auf 6 bis 8 Millionen Dollar.

Und das winzige Selbstporträt „Diego y yo“ (1949) der sehr trendigen Künstlerin Frida Kahlo katapultierte auch den Auktionsrekord für südamerikanische Kunst beim Zuschlag von 34,9 Millionen Dollar auf neue Höhen. Hier griff der argentinische Immobilienentwickler Eduardo Costantini zu.

Furore bei Christie’s machte Andy Warhols spätes Porträt „Jean-Michel Basquiat“ (1982), eines seiner berühmten mit Urin gesprenkelten „Oxidationsbilder“. Erst bei 40,1 Millionen Dollar, dem doppelten Schätzpreis ließ sich das Bild aus der Sammlung des Unternehmers Peter Brant an einen Telefonbieter weisen.

Dagegen verharrten in der Sammlung Macklowe „Nine Marilyns“ (1962) im ruhiger gewordenen Markt um Warhols Frühwerk am unteren Ende der Erwartung bei 47,4 Millionen Dollar. Sie gingen wahrscheinlich in den Besitz des Garantiegebers über.

Mehr: Kunst des 21. Jahrhunderts: Ausverkauft in New York: Christie's Auktion mit jüngster Kunst

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  • Das Bild oben zeigt Meules de blé und nicht die Holzhütten mit Cypressen Cabanes de bois parmi für 60 Mio €

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