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Buchrezension: „Angela Merkel – Das Requiem“ Eine streitbare Publizistin rechnet mit Angela Merkel ab

Gertrud Höhlers zweites Merkel-Buch lässt kein gutes Haar an der Kanzlerin. An ihren Argumenten hätten Verschwörungstheoretiker Freude.
01.02.2020 - 09:45 Uhr Kommentieren
Angela Merkel: Gertrud Höhler rechnet mit der Kanzlerin ab Quelle: imago stock&people
Gertrud Höhler

Die Publizistin hatte 2012 schon einmal ein Buch über Angela Merkel veröffentlicht.

(Foto: imago stock&people)

Darum geht’s: Das Buch ist keine Totenmesse für Angela Merkel, wie der Titel böswillig suggeriert. Aber es ist eine polemische und stellenweise knallharte Abrechnung mit der Regentschaft der Kanzlerin, an der die Autorin kaum ein gutes Haar lässt.

Drei Dinge wirft Gertrud Höhler der deutschen Regierungschefin vor: die Quasi-Verstaatlichung einer ganzen Branche durch den Atomausstieg, die „Öffnung der Grenzen“ für eine Million Migranten sowie nichts weniger als die Abschaffung oder die Überwindung der Demokratie.

Höhler prügelt an einigen Stellen verbal derart heftig auf Merkel ein, dass der Leser den Eindruck gewinnt, es gehe hier um eine persönliche Fehde. Gelegentlich überschreitet Höhler dabei die Grenzen des Anstands, etwa wenn sie Merkel als „das Mädchen aus Mangelland“ bezeichnet oder ihr eine „Aura aus lauter Handicaps“ oder eine „Aura als Schlafwagenschaffnerin“ bescheinigt.

Umso mehr scheint Höhler zu wurmen, dass Merkel zum „Weltstar ohne Glamour“ aufstieg und die „sterblichen Herren der Medienkonzerne“ sie mit Lob überschütteten.

Das ist die Autorin: Gertrud Höhler, 79, ist Literaturwissenschaftlerin und arbeitete an den Universitäten Mannheim und Paderborn. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde sie als Unternehmensberaterin und Publizistin. Sie erhielt viele Preise, unter anderem das Bundesverdienstkreuz. Häufig wird Höhler auch als Politikberaterin oder gar Kanzlerberaterin vorgestellt. Wen sie jedoch konkret beraten haben soll, bleibt unklar.

Kanzlerkritikerin jedenfalls ist sie schon länger. 2012 veröffentlichte sie das Buch: „Die Patin. Wie Angela Merkel Deutschland umbaut“. Der Vorwurf schon damals: Merkel wolle die Demokratie in Deutschland abschaffen.

Gertrud Höhler: Angela Merkel – Das Requiem.
Econ
352 Seiten
24,99 Euro

Das überrascht: das Kapitel über Merkels Büroleiterin Beate Baumann. Ihr attestiert Höhler, sie sei „zuständig für die dunkle Seite der Macht“. Sie sei die wahre Herrscherin im Kanzleramt, kontrolliere Auftreten, Rhetorik der Kanzlerin und sortiere ihre journalistischen Gesprächspartner. Unliebsame Kritiker würden gar nicht erst vorgelassen.

Das nervt: Im letzten Drittel des Buchs startet Höhler zwar den Versuch, ihren Vorwurf an Merkel in puncto Flüchtlingspolitik zu belegen. Sie tut das, indem sie die Verfassungsrechtler Rupert Scholz und Udo Di Fabio zitiert, die beide in Merkels Handeln Rechtsverstöße sehen. Diesen sachlichen Ansatz lässt Höhler dann aber gleich wieder in Polemik umschlagen.

Merkel, so Höhlers steile These, spiele stellvertretend für Deutschland in humanitären und umweltpolitischen Fragen die Vorreiterin, um das kollektive Schuldtrauma aus zwei Weltkriegen zu überwinden. Das klingt mehr nach Gute-Nacht-Lektüre für Verschwörungstheoretiker als nach nüchterner Politanalyse.

Genauso wie Höhlers wiederholte Kritik an Merkels ostdeutscher Herkunft. Der Gedanke: Ihre Sozialisation im Sozialismus habe die Kanzlerin für Parteien wie die christlich-demokratische Union – grob gesagt – versaut.

Was wirklich stört: Nicht ein einziges Mal unternimmt Höhler den Versuch, Merkels Kanzlerschaft etwas Positives abzugewinnen. Diese Absolutheit schwächt die Argumentationslinie der Autorin massiv.

Mehr: Miese Wahlergebnisse und eine schwache Vorsitzende: Die CDU steckt in der Krise. Kann eine Rückbesinnung auf konservative Werte die Rettung bringen?

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