Stiftung Warentest: Viele Mineralwasser-Sorten sind verunreinigt

Medium-Mineralwasser: Es prickelt leicht und ist neuerdings Lieblingsorte der Deutschen – die ideale Erfrischung für heiße Sommertage.
Berlin. Nach einem Test kann die Stiftung Warentest nach eigenen Angaben nur jede fünfte Mineralwasser-Sorte uneingeschränkt empfehlen. Dabei handele es sich sowohl um Markenprodukte als auch um Eigenmarken des Handels, berichtete das Magazin „test“ am Donnerstag vorab aus seiner Augustausgabe.
Die deutschen Brunnenbetriebe werben gerne mit dem Alleinstellungsmerkmal ihrer Mineralwassersorten: Von „ursprünglicher Reinheit“ seien sie, schließlich entstammten sie tief unter der Erde gelegenen geschützten Quellen. Ausgerechnet die ursprüngliche Reinheit scheint nun bedroht: Die Stiftung Warentest hat in zehn von 30 Medium-Mineralwassern Verunreinigungen aus oberirdischen Schichten nachgewiesen, vor allem einen künstlichen Süßstoff und Abbauprodukte von Pestiziden.
Diese seien zwar nicht riskant für die Gesundheit. Die ursprüngliche Reinheit werde damit aber in Frage gestellt. Mineralwässer müssen aus einer amtlich anerkannten unterirdischen Quelle stammen, die von mindestens einer schwer durchlässigen Erdschicht vom Grundwasser und damit von Verunreinigungen getrennt ist. Dieses Merkmal ist in der Mineral- und Trinkwasserordnung definiert.
Die von den Verunreinigungen betroffenen Mineralwässer unterschieden sich damit nicht mehr von Trink-, Tafel- und Quellwasser, schreiben die Tester. Konkret fanden sie den Süßstoff Acesulfam-K und Abbauprodukte von Korrosionsschutz- oder Unkrautvernichtungsmitteln. Keiner der gefundenen Inhalte bedeutet aber ein gesundheitliches Risiko.
Der Test habe zudem ergeben, dass die 30 untersuchten Mineralwassersorten nur wenige nennenswerte Mengen an Mineralstoffen wie Kalzium, Magnesium oder Kalium enthielten. Sechs Produkte hatten demnach einen hohen oder sehr hohen Mineralstoffgehalt, drei davon enthielten aber Keime, die Menschen mit Immunschwäche nicht zu empfehlen seien.
Für sie und Babys sollten diese Wässer abgekocht werden. Ein Mineralwasser enthielt dem Test zufolge mehr Nickel als erlaubt und erhielt von den Testern daher die Note „Mangelhaft“ bei der Deklaration – ihnen zufolge hätte es nicht als natürliches Mineralwasser verkauft werden dürfen.
Außerdem wurde in zehn Fällen eine hohe Menge an Acetaldehyd. Der Stoff wird von PET-Flaschen ins Wasser abgegeben, ist in der gemessenen Konzentration nicht gesundheitsgefährden, beeinflusst aber den Geschmack negativ.
Insgesamt bedeuten die Funde der Tester aber keine eklatanten Mängel. Allerdings können die Verbraucherschützer nur sechs von 30 natürlichen Medium-Mineralwassern uneingeschränkt empfehlen – darunter auffallend viele günstige Handels-Eigenmarken, etwa die von Lidl vertriebenen Saskia-Wässer aus den Quellen Jessen und Wörth am Rhein, das von Rewe vertriebene Ja!-Wasser aus der Paulusquelle sowie die Mierbach-Quelle, die unter dem Markennamen K-Classic bei Kaufland erhältlich ist. Sie kosten alle 13 Cent pro Liter.
Zudem gehören noch die Markenprodukte Frische Brise und Vio zur Spitzengruppe. Sie kosten 24 beziehungsweise 51 Cent pro Liter. Bei diesen sechs Wässern fanden die Tester weder Verunreinigungen noch Keime, so dass sie auch für Immungeschwächte oder Babys geeignet sind. Zudem war weder am Geschmack noch an der Kennzeichnung etwas auszusetzen.

Nicht jedes Mineralwasser eignet sich für jeden gleich gut, stellten die Tester fest. Sportler beispielsweise können von Wässern mit viel Natrium, Magnesium und Kalium profitieren, um dem Körper nach dem Schwitzen Mineralstoffe zurückzugeben.
Menschen mit Laktose-Intoleranz oder Milchmuffel können mit einem Liter kalziumreichem Mineralwasser den täglichen Kalziumbedarf bis zur Hälfte decken. Mineralwasser für Babynahrung muss besonders strenge starke Grenzwerte bei Keimen und einigen Stoffen einhalten.





