Kommentar: Europa darf in Asien nicht zum Außenseiter werden
Peking hat mit zwölf asiatischen Ländern sowie mit Australien und Neuseeland ein Handelsabkommen ausgearbeitet, das fast ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung abdeckt.
China handelt, und der Westen schaut zu: Während Europa seit Jahren in der Brexit-Debatte feststeckt und Amerika unter Donald Trump den Protektionismus zur wirtschaftspolitischen Leitlinie gemacht hat, gelang der Regierung in Peking ein historischer Erfolg. Sie hat mit zwölf asiatischen Ländern sowie mit Australien und Neuseeland ein Handelsabkommen ausgearbeitet, das fast ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung und einen ebenso großen Anteil der Weltbevölkerung abdeckt.
Nun ist der Handelspakt mit dem Namen RCEP fertig und macht unmissverständlich klar: China hat sowohl den Anspruch als auch die Fähigkeiten, die Regeln der internationalen Zusammenarbeit nach seinen Vorstellungen zu prägen.
So positiv dieses neue Bekenntnis zum Freihandel im Asien-Pazifik-Raum in Zeiten von zunehmenden Abschottungstendenzen rund um den Globus zunächst zu werten ist, so sehr ist die Einigung im fernen Osten für Deutschland und Europa auch ein Alarmsignal.
Denn in der weltgrößten Freihandelszone drohen Unternehmen aus der EU künftig zum Außenseiter zu werden. Die neuen RCEP-Regeln werden chinesische, japanische und koreanische Unternehmen begünstigen, wenn es darum geht, den wichtigen Wachstumsmarkt zu erschließen. Für die Europäer ist ein ähnlich großer Wurf, etwa ein seit 2007 anvisiertes Freihandelsabkommen mit der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean, immer noch ein ferner Zukunftstraum.