Morning Briefing: Die deutschen Autobauer kommen einfach nicht von China los
China: Die verführerisch günstigen Halbleiter / Ukraine: Entscheidung über das russische Geld
Liebe Leserinnen und Leser,
in den vergangenen Jahren geisterte ein Wort immer wieder durch die geoökonomischen Diskussionen: „Decoupling“. Es beschreibt den Entkopplungsprozess der deutschen Wirtschaft von China, um Abhängigkeiten zu reduzieren. Dabei ist klar, dass eine komplette Entkopplung nicht wünschenswert wäre – vielmehr strebt die deutsche Wirtschaft eine Risikoreduktion, das sogenannte „Derisking“, an.
Doch wie auch immer man es nennen mag – es scheint nicht zu funktionieren. Woran es bei der Abkapselung hakt, zeigen die Aussagen des neuen BMW-Einkaufsvorstands Nicolai Martin im Handelsblatt-Interview.
„Es wird für die Automobilbranche durchaus attraktiv, intensiver Halbleiter in China einzukaufen“, sagt Martin. Denn China könne sehr große Mengen an Halbleitern zur Verfügung stellen. „Auf diese günstigen Chips nicht zurückzugreifen, wäre schwierig“, sagt Martin. Für das Unternehmen ist klar, dass das gewünschte Decoupling kaum umsetzbar ist. Es ergebe „keinen Sinn, eine vollständige Abkopplung von China anzustreben. Ganz im Gegenteil“.
Die Münchener sind nicht die einzigen Autobauer, die so denken. Volkswagen und Mercedes-Benz verfolgten eine ähnliche Strategie, heißt es aus Industriekreisen.