Kommentar: Warum sich die Ticketsteuersenkung als Flop für Reisende erweist


Eine Branche kämpft jahrelang für Entlastung – und als sie endlich kommt, fällt der Jubel erstaunlich verhalten aus. Hat die Luftverkehrsbranche ihr Ziel aus den Augen verloren? Nach langem Ringen wird die Ticketabgabe gesenkt. Doch die Reaktion: höfliches „Danke“ – und sofort neue Forderungen. Von einem großen Signal ist die Rede, von einem „ersten, richtigen Schritt“.
Mehr passiert nicht: Weder gibt es spürbar mehr Flüge, noch fallen die Ticketpreise. Offenbar wird die angekündigte Steuererleichterung vor allem in den Büchern der Unternehmen landen. Profitieren werden davon die Fluggäste – privat wie geschäftlich – kaum oder gar nicht.
Man darf das Verhalten der Branche zu Recht kritisieren. Sie läuft Gefahr, bei ihrem Lobbyismus jegliche Glaubwürdigkeit zu verlieren. Doch es gibt in dem Fall eine zweite Wahrheit. Die Senkung der Ticketabgabe ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie Standortpolitik nicht aussehen sollte.
Bei der Steuer gab es von Beginn an einen elementaren Konstruktionsfehler. Getarnt als Umweltabgabe war sie – 2011 von der damaligen schwarz-roten Bundesregierung beschlossen – faktisch ein Instrument der Haushaltskonsolidierung. Die Einnahmen halfen nicht dabei, die Branche zumindest etwas nachhaltiger zu machen.
Daran hat sich unter keiner der Folgeregierungen etwas geändert, auch nicht bei der amtierenden Koalition aus CDU und SPD. Die hatte bei der Regierungsbildung zwar versprochen, die Standortkosten im Luftverkehr zu reduzieren. Doch dann wurde der Plan parallel zu anderen Vorhaben wie dem Industriestrompreis aus Geldmangel vorerst auf Eis gelegt. Erst als der Druck auf die Regierung aus der Wirtschaft immer größer wurde, gab man nach.
Kurzfristige Haushaltspolitik war noch nie eine gute Standortstrategie. Die Wirtschaft braucht stabile Rahmenbedingungen, um verlässlich und langfristig planen zu können. Das Rezept dafür ist dabei alles andere als kompliziert: Wer mehr Konnektivität schaffen will, muss Wettbewerb fördern – denn wo Wettbewerb herrscht, fallen auch die Preise.
In der Luftfahrt funktioniert das erfahrungsgemäß bestens. Als Condor kürzlich mit eigenen Zubringerflügen zum Flughafen in Frankfurt startete, gaben die Preise auf den Strecken nach. Wettbewerb wiederum hängt an den Standortkosten, aber eben nicht nur. Die Luftfahrt ist stark reguliert, auch hier müssen die Rahmenbedingungen stimmen.
Schnellere Sicherheitskontrollen, besserer Einsatz von Technologie, ohne sofort mit Verweis auf den Datenschutz zu bremsen – nur ein umfassendes Konzept wird den Luftverkehrsstandort Deutschland stärken. Und den Passagieren mehr Auswahl und bessere Preise bringen.

Erstpublikation: 25.11.2025, 15:58 Uhr.






