Kommentar zu Nord-Stream: Warum die Sabotage-Verschwörung konstruiert ist


Russland macht die USA für die Anschläge verantwortlich.
Für außenpolitische Querdenker ist es ein Festtag: Die Amerikaner waren es, eindeutig, jetzt ist es raus. Ein Blogeintrag des früheren Enthüllungsreporters Seymour Hersh findet große Resonanz. Hersh behauptet, die USA hätten den Anschlag auf die Ostseepipelines Nord Stream 1 und 2 verübt, bei dem im vergangenen September drei von vier Röhren zerstört wurden, die russisches Gas nach Deutschland bringen konnten.
Es sind vor allem die Apologeten des Kremls, die den Artikel verbreiten. Hershs Thesen passen in ihre Agenda. Das harte Dementi der US-Regierung deuten sie zum verkappten Schuldeingeständnis um, die Tatsache, dass sich der Artikel auf nur eine anonyme Quelle beruft, ignorieren sie.
Hersh hat in seiner Reporterkarriere Verdienste erworben, das ist unbestritten. Für die Enthüllung eines US-Kriegsverbrechens in Vietnam wurde er mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Doch sein Nord-Stream-Stück ist das Aufsehen nicht wert, das darum gemacht wird.
Nord-Stream: Hersh konstruiert eine Sabotage-Verschwörung
Hersh konstruiert eine Verschwörung, ohne die richtigen Fragen zu stellen. Die wichtigste lautet: Warum? Die deutsch-russische Erdgaspartnerschaft war Geschichte, als die Rohre auf dem Meeresgrund zerbarsten. Die Bundesregierung hatte die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 nach Russlands Angriff auf die Ukraine gestoppt und erklärt, künftig kein russisches Gas mehr importieren zu wollen. Damit hatte auch Nord Stream 1 keine Zukunft mehr.





