Optikerkette Nachfolge? Fielmann.

Verantwortlich für die Expansion nach Italien.
Es ist die Bürde der Jugend, dass das geringe Lebensalter Zweifel an der Qualifikation weckt – und auch zu Unverschämtheiten einlädt. Als Marc Fielmann, Marketingvorstand bei der börsennotierten Optikerkette Fielmann, in einer Pressekonferenz berichtet, er arbeite bei der Expansion nach Italien mit und habe bereits einige Brocken Italienisch gelernt, stellt ihn ein Journalist gleich mal auf die Probe und spricht auf Italienisch weiter.
Fielmann antwortet mit einem Lächeln – und souverän auf Italienisch.
Der Fielmann-Filius zog Anfang 2016 mit gerade einmal 26 Jahren in den Vorstand ein. Klar: Das hat er seinem Vater Günther Fielmann, Gründer und Großaktionär des Unternehmens, zu verdanken. Doch ist Marc Fielmann so gut vorbereitet, wie man es in seinem Alter nur sein kann: Mit 17 beendete er das Nobel-Internat Schloss Salem, vier Jahre später die London School of Economics.
In den Ferien und am Wochenende lernte er das Optiker-Handwerk im Unternehmen kennen, machte Praktika, unter anderem in einer New Yorker Unternehmensberatung. Anschließend arbeitete er als Trainee bei zwei italienischen Brillenhäusern, Luxottica und Safilo, wo er auch die Herstellung kennen lernte. Schließlich baute er im eigenen Unternehmen das Digitalgeschäft um eine Kontaktlinsen-App mit auf.
Auch sein Vater Günther Fielmann kämpft mit Vorurteilen über sein Alter. Schließlich hat er, wie das Unternehmen am Dienstag bestätigte, gerade eine Vertragsverlängerung als Vorstandschef um drei Jahre bekommen. Zum Ende der Laufzeit wäre er 80.
Sein Aufsichtsratschef, der auf Mittelständler spezialisierte Anwalt Mark Binz, erklärte: „Wir freuen uns sehr, dass Günther Fielmann auch die kommenden drei Jahre als Vorstandsvorsitzender mit seiner strategischen Weitsicht für das Unternehmen zur Verfügung steht, und sind überzeugt, dass er die Geschicke der Fielmann AG gewohnt erfolgreich leiten wird.“
Dahinter steht der Wunsch des Vaters Fielmann, den Chefposten seinem Sohn direkt zu übergeben. Der große Altersunterschied treibt ihn dazu weiterzumachen – obwohl Fielmann das Alter durchaus anzusehen ist.
Trotzdem sind Beobachter entspannt: „Dass man Unternehmen auch im hohen Alter erfolgreich führen kann, zeigen Familienunternehmen immer wieder. Bei Fielmann geht es mehr um Verlässlichkeit als um Innovation“, sagt Analyst Karsten Rahlf von Alsterresearch.
Dazu kommt: Vier weitere erfahrene Manager im Vorstand teilen wichtige Aufgaben unter sich auf. Der Vorstandschef selbst kümmert sich vor allem um die Freigabe der Brillenkollektionen, den Auftritt nach außen und den überschaubaren Bereich Recht und Revision. Sollte der Senior ausfallen, stünden ausreichend Fachleute bereit.
In dieser Konstellation könnte auch Marc Fielmann bereits mit Anfang 30 formaler Vorstandschef werden. Daran scheint auch der Aktienmarkt nicht zu zweifeln: Auf die Vertragsverlängerung des wohl ältesten MDax-Vorstandschefs reagierte der Kurs kaum.
Insgesamt ist das Geschäft bei 1,34 Milliarden Euro Umsatz und 241 Millionen Euro Vorsteuerergebnis sehr robust. Marc Fielmann wird jedoch Ideen entwickeln müssen, wie Fielmann wachsen kann, wenn es überall in Deutschland Filialen gibt. Ende April kann er bei der Bilanzpressekonferenz dazu Auskunft geben.
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