Squeeze-Out-Verfahren Volkswagen will Minderheitsaktionäre von Audi herausdrängen

VW drängt andere Audi-Aktionäre aus dem Unternehmen.
Wolfsburg/Ingolstadt Der Volkswagen-Konzern will die Minderheitsaktionäre der Tochter Audi in einem sogenannten Squeeze-Out-Verfahren aus dem Unternehmen drängen. Die Wolfsburger haben der Audi AG am Freitag das förmliche Verlangen übermittelt, die Aktien der Minderheitsaktionäre gegen eine „angemessene Barabfindung“ auf die Volkswagen AG zu übertragen, wie Volkswagen mitteilte.
Volkswagen besitzt 99,6 Prozent an Audi und will mit dem Schritt eine effizientere Steuerung des Tochterunternehmens erreichen. In der nächsten ordentlichen Hauptversammlung von Audi soll der Übertragungsbeschluss gefasst werden. Die Versammlung soll auf einen Termin im Juli oder August verschoben werden.
Die Komplettübernahme von Audi ist mehr als eine Vereinfachung der Struktur: Die VW-Führung hatte die Börsennotierung der Tochter als Option gesehen, sollten die Kosten für die Aufarbeitung der Abgaskrise aus dem Ruder laufen. „Der Plan wäre dann gewesen, weitere Aktien an der Börse zu verkaufen“, verriet ein Top-Manager der VW-Tochter dem Handelsblatt.
Das Risiko sei indes im Griff, auch wenn rund 30 Milliarden Euro dafür aufgewendet werden mussten. Die Integration von Audi ist damit auch ein Zeichen einer neuen Normalität, die bei VW Einzug gehalten hat.
Dem designierten neuen Audi-Chef Markus Duesmann soll künftig eine neue Rolle im Markenverbund der Konzernmutter zufallen. Er übernimmt damit die Verantwortung für die vielen Tausend Entwickler des Konzerns.
„Angesichts der hohen Veränderungsdynamik in der Industrie bündeln wir unsere Kräfte im Volkswagen Konzern und stellen uns wettbewerbsfähig für die Zukunft auf“, sagte VW-Konzernchef Herbert Diess am Freitag laut Mitteilung in Wolfsburg nach einer Aufsichtsratssitzung. Auch der Konzernteil für die Entwicklung des künftigen Auto-Softwarebetriebssystems soll seinen organisatorischen Schwerpunkt in Ingolstadt haben.
Mit dem Schritt soll vermieden werden, dass jede Tochter für sich an eigenen technologischen Lösungen arbeitet. Zu oft hatte es in der Vergangenheit Doppelarbeiten geben, die viele Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung verschlungen hatten. Für Konzernchef Diess war diese Verschwendung schon länger ein Ärgernis.
Mit Duesmann holt er einen Gleichgesinnten an Bord: Der neue Audi-Chef kommt, wie Konzernchef Diess, vom Konkurrenten BMW. Im April soll er den Chefsessel in Ingolstadt übernehmen. Im Volkswagen-Konzernvorstand hat auch Porsche-Chef Oliver Blume eine Zusatzfunktion und kümmert sich konzernübergreifend um die Produktion in den Werken des Konzerns.
Mehr: VW legt gute Zahlen vor. Absatz und Gewinn steigen. Die Dividende wird deutlich angehoben.
Mit Material von dpa
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.