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GeldanlageDer richtige Weg zu mehr Geld – drei Bücher, drei Ansätze

An der Börse gibt es die verschiedensten Strategien. Drei Autoren verfolgen in ihren Büchern völlig unterschiedliche Ansätze. Alle haben Vor- und Nachteile.Ingo Narat 01.10.2023 - 16:53 Uhr Artikel anhören

In ihren Büchern beleuchten drei Experten die Vor- und Nachteile von drei unterschiedlichen Ansätzen zur Vermehrung von Geld.

Foto: Moment/Getty Images

Frankfurt . Strategien, um aus Geld mehr Geld zu machen, gibt es viele. Stur sparen – losgelöst von Börsenprognosen. Auf den großen Crash warten und zuschlagen. Maßhalten, langfristig denken und mit Bedacht investieren. Drei Autoren, drei Meinungen. Drei Experten analysieren in ihren Büchern die Vor- und Nachteile der jeweiligen Strategie.

Einer davon ist Peter Huber. Der Firmengründer und Fondsmanager ist seit einem halben Jahrhundert im Börsengeschäft. In seinem Buch „Börsengewinne mit Strategie und Taktik“ räumt er auf mit den gängigen Marktvorhersagen:„Prognosen sind völlig wertlos und gleichen Wahrsagerei“, ist Hubers Ansatz. Seiner Meinung nach müssen Anleger auf Fragen wie „Wo steht der Dax in einem Jahr?“ vollkommen verzichten – der Wunsch nach Zukunftswissen, das sei eh nur Spekulation.

Strategie 1: Antizyklisch agieren

Erfolgreich anlegen geht auch ohne Wahrsagerei über die Börse von morgen, schreibt Huber. Für ihn sind zwei Parameter entscheidend: Zum einen lieferten Aktien in den vergangenen zwei Jahrhunderten durchschnittlich Wertsteigerungen von sieben Prozent pro Jahr, zum anderen könne man den fairen Wert der Unternehmen und Börse gut bestimmen.

Sich von Stimmungen leiten zu lassen, sei gefährlich. An der Börse werden wir irrational, schreibt Huber: „Bei Aktien, als der Anlage, die nur langfristig sinnvoll ist, verfolgt man die Kurse täglich und wird nervös, wenn sie einmal für einen längeren Zeitraum nach unten rauschen.“ Wenn die Kurse steigen und steigen, drohen Euphorie und Gier. Wenn sie fallen und fallen, greifen am Ende Verzweiflung und Panik um sich.

Wer sich davon leiten lasse, verschenke Rendite oder riskiere gar Verluste, schreibt Huber. Er würde moderat antizyklisch agieren, gegen die Masse der Anleger. Sprich: In der Gierphase verkaufen, im Panikfall zukaufen. Seine persönliche Vorliebe verrät der Experte auch: 60 Prozent Aktien, 40 Prozent Anleihen und Cash.

Peter Huber: Börsengewinne mit Strategie und Taktik. Börsenbuchverlag, München 2023 128 Seiten 14,90 Euro Foto: Handelsblatt

Es ist ein Feld für Psychologen, diese Aktienparadoxie. Verlangt die Huber-Lektüre Selbstdisziplin und Einsicht in die eigenen Schwächen, ist „Chaos Kings“ von Scott Patterson börsenmental eine echte Zumutung.

Der Reporter des „Wall Street Journal“ hat aufgeschrieben, wie einige sogenannte Eggheads, man könnte sie auch Neunmalkluge nennen, nicht stetig Vermögen aufbauen wollen, sondern sich auf den Crash vorbereiten – um dann im Ernstfall kräftig abzusahnen.

Strategie 2: Den Crash abwarten

Da ist zum Beispiel Bill Ackman, Gründer des Hedgefonds Pershing Square Capital Management. In der Finanzkrise 2008 gingen seine Negativwetten auf große US-Immobilienfirmen auf. Der Erfolg machte ihn zum Helden in der Finanzszene.

Anfang des Jahres 2020 sorgten ihn Meldungen über eine Virusverbreitung in China. Er riet dem legendären Investor Warren Buffett, das anstehende Aktionärstreffen seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathway zu verschieben. Buffett verstand das überhaupt nicht – und sagte das Treffen erst Mitte März ab.

Da war die Pandemie in vollem Gange. Ackmann hatte schon viele Wochen vorher seine Wetten auf ein Coronachaos platziert. Er war billig in Kreditausfallversicherungen für amerikanische und europäische Unternehmen eingestiegen. Ackman zahlte dafür bescheidene 26 Millionen Dollar.

Scott Patterson: Chaos Kings. Englische Ausgabe. Scribe Publications, Brunswick 2023 336 Seiten 21,15 Euro Foto: Handelsblatt

Dann brach über die Märkte tatsächlich das Chaos herein. Im heftigen Börsen-Krisenmonat März griff er sich außerdem zu Crash-Tiefpreisen Aktien wie die von Hilton und Starbucks – während andere Akteure panisch verkauften. Wider Erwarten erholten sich die Börsen in den kommenden Monaten schnell.

>> Lesen Sie hier: „Von nix kommt nix“: Was vermögende Menschen antreibt

Am Ende war Ackman sogar um sagenhafte 3,6 Milliarden Dollar reicher. Das bekannte US-Börsenmagazin „Barron’s“ adelte den irren Doppel-Deal als einen der größten Trades aller Zeiten.

Das ist eine von mehreren Geschichten, die Patterson nachzeichnet. Oder auch die von Mark Spitznagel und Nassim Nicholas Taleb. Spitznagel gab eine vielversprechende Karriere als Musiker auf, wurde Rohstoffhändler und gründete Ende des Jahrtausends seinen eigenen Hedgefonds.

Mit im Boot bei Empirica Capital war Nassim Nicholas Taleb, Finanzprofessor an der New Yorker Universität. Beide waren von den Börseneinschlägen ab Ende der 1980er-Jahre geprägt. Sie wollten ein Kontrastprogramm zum Investieren: nicht klassisch Geld anlegen und Aktien kaufen, sondern darauf wetten, dass urplötzlich Chaos über die Märkte hereinbricht – und dann kräftige Gewinne machen, wenn alle verlieren.

In der Finanzkrise 2008 gingen die Negativwetten von Bill Ackman auf große US-Immobilienfirmen auf.

Foto: Unsplash

Spitznagel und Taleb kreierten den ultimativen Bärenmarktfonds, nannten sich „Krisenjäger“. Die Idee: konstant kleine Summen auf den Aktienabsturz setzen und hoffen, dass irgendwann einmal das Unerwartete passiert – und sich die eingesetzten Derivate vervielfachen. Fast immer verfielen die Kontrakte wertlos und kreierten so Verluste.

Nach wenigen Jahren wurde Empirica geschlossen. Auch weil sich Taleb mehr auf das Bücherschreiben konzentrieren wollte. Den großen Durchbruch schaffte er mit „Der schwarze Schwan“, worin er genau die Fondsidee beschreibt. Spitznagel reanimierte die Strategie später mit seinem Hedgefonds Universa Investments und ist bis heute im Geschäft.

Nach solchen Adrenalinstößen verlangt der Leser nach Erholung. Die findet er in „Financial Wellbeing“ von Thomas Mathar, der beim britischen Finanzdienstleister Aegon Programme für langfristige Entscheidungen auch bei Geldfragen entwickelt. Das Werk ist fast eine therapeutische Antwort nach der Lektüre der beiden anderen Autoren.

Strategie 3: Maßhalten

Einer stürzt die Halt gebenden Prognosen vom Podest, der andere erklärt das Chaos zum alles überstrahlenden Phänomen. Mathar massiert in dieser Verwirrung dem verschreckten Leser erst einmal die Seele und rät: Bringe dein Leben ins Gleichgewicht, konzentriere dich auf das Machbare, sorge mit einfachen Mitteln vor, plane rechtzeitig, auch fürs Alter.

Gebraucht wird ein Lebensplan, der den eigenen Bedürfnissen, Interessen, Werten und Wünschen entspricht. Dieser Plan ist ein individueller. Mathar bewundert das Multitalent Frank Sinatra. Und er hält es mit dem Sangesstar: I did it my way. Ziel ist ein zufriedenes Leben. Und das braucht – auch – Geld.

Thomas Mathar: Financial Wellbeing. Gabal Verlag, Offenbach 2023 224 Seiten 25 Euro Foto: Handelsblatt

Für Mathar geht es allerdings um mehr als das rein Materielle. Auch für die mentale Gesundheit braucht es ein hinreichendes Geldpolster. Da hapert es bei vielen. Beinahe ein Drittel der Deutschen hat keine ausreichenden finanziellen Rücklagen für ungeplante größere Ausgaben, sei es eine Autoreparatur oder eine kaputte Waschmaschine. Und Menschen mit zu geringen Rücklagen geraten schnell in eine Schuldenfalle und in finanzielle Not.

Da spielt dann auch die Börse eine Rolle. Mathar empfiehlt einfache Faustregeln, wie andere Verhaltenswissenschaftler ebenso. Dazu gehören: bei Sparplänen auf Kosten achten, der Aktienanteil sollte 100 minus Lebensalter betragen, bei regelmäßigen monatlichen Spareinzahlungen das Ganze einfach laufen lassen und nicht mehr draufschauen.

Maßhalten hält Mathar übrigens für gesundheitsfördernd. Geld sei zwar wichtig, aber zu viel mache einen ab einer bestimmten Menge nicht noch zufriedener. Er greift zurück auf die Fußball-Legende Uwe Seeler. Der Spitzenverein Inter Mailand wollte den Hamburger Anfang der 60er-Jahre abwerben. Inter-Trainer Helenio Herreira traf ihn im Hotel Atlantic nahe der Außenalster und präsentierte ihm einen Koffer mit 1,2 Millionen D-Mark in Scheinen.

Seeler überlegte nur kurz. Am Ende schien der Rat seines Vaters am schwersten zu wiegen. Der sagte ihm, dass er es doch in Hamburg ganz gut habe. Der bodenständige Seeler blieb und verzichtete auf viel Geld. Sein Vater hatte gesagt: „Mehr als ein Steak am Tag kann man nicht essen.“

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