Olympische Spiele Über eine App an der Laufbahn starten: Die deutsche Leichtathletik wird digital

Mit den Fans vernetzen: Die deutsche Weitsprung-Weltmeisterin sieht in der neuen App eine Chance, dass sich Athleten untereinander sowie mit ihren Anhängern verbinden.
München Die Olympischen Spiele sind das Schaufenster schlechthin für Leichtathleten. Alle vier Jahre bietet sich die Chance, aus dem Schatten des Fußballs zu treten. So dürfte es auch dieses Jahr in Tokio sein.
Wie die deutschen Starter abschneiden, können die Fans erstmals auf einer App des Deutschen Leichtathletikverbands (DLV) mitverfolgen. Von der Öffentlichkeit bislang kaum wahrgenommen, hat die Vermarktungstochter des Verbands vor wenigen Wochen den Sport ins digitale Zeitalter katapultiert.
Mit der Anwendung fürs Smartphone lassen sich indes nicht nur Wettkampfergebnisse und Nachrichten abrufen. Es ist vor allem auch ein elektronischer Startpass damit verbunden.
Für Vereine und Landesverbände ist die App enorm wichtig und zwar aus zwei Gründen. „Die App ermöglicht die direkte Kommunikation mit den Athleten“, sagt Projektleiter Michael Motti. „Das war bislang allein schon deshalb schwierig, weil etwa durch Umzug oder eine neue Handynummer häufig die Daten veraltet waren.“
Damit sind die Mitglieder leichter und zuverlässiger erreichbar – für Informationen der Vereine, aber auch für Werbung. Davon verspricht sich der Verband wiederum höhere Einnahmen. Bislang scheint das Konzept gut anzukommen. „Ein Drittel der Nutzer ist jeden Tag auf der App aktiv. Das hat uns sehr positiv überrascht“, so Motti.
800.000 Leichtathleten in einer App
Eigenen Angaben zufolge zählt der DLV 800.000 Mitglieder, darunter 120.000 Aktive mit einem Startpass für Wettkämpfe. Mehr als 10.000 Athleten hätten die elektronische Starterlaubnis bereits aktiviert, sagt Frank Lebert, Geschäftsführer der Deutschen Leichtathletik Marketing GmbH (DLM).
Es sollen deutlich mehr werden: „Wir gehen davon aus, dass 80 bis 85 Prozent mitmachen.“
Wie teuer die App war, sagt die DLM nicht. Beteiligt gewesen seien die Agenturen Bloom aus München und Sidelines aus Frankfurt. Es handele sich um einen sechsstelligen Betrag. Zudem fallen laufende Kosten an, zum Beispiel für die aktuellen Nachrichten.
Die Funktionäre sind unterdessen zufrieden mit der App. Sie erleichtere die Arbeit an der Leichtathletikbasis grundlegend, sagt Jochen Schweizer, erster Vorsitzender der LG Stadtwerke München und Vizepräsident des DLV.
Interessant sei nicht zuletzt, dass Sportler datenschutzkonform ihren Startpass bekommen und sich ein persönliches Profil anlegen könnten, das „die eigene Performance abbildet“. Jeder kann also Werbung für sich machen. Schweizer: „Die DLV-App ist das Medium der Zukunft für die Leichtathletik und ihre Fans.“
Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo sucht den Kontakt mit den Fans
Auch die Sportler sind angetan. Malaika Mihambo, Weltmeisterin im Weitersprung: „Mit der neuen ‚DLV True Athletes App‘ haben wir Athleten viele Möglichkeiten, uns untereinander und mit unserer Fan-Community auf einem ganz neuen Level zu verbinden.“
Wie sich Corona auf den Nachwuchs in den Vereinen auswirkt, ist derzeit noch offen. Zumindest die Sponsoren jedoch stehen zu dem Sport. „Wir haben in der Pandemie keinen einzigen Werbepartner verloren, ganz im Gegenteil: Viele haben ihr Engagement beim DLV verlängert“, sagt Geschäftsführer Lebert. „Mit Red Bull und Warsteiner haben wir sogar zwei starke Marken dazugewonnen.“
Bislang ist die App frei von Reklame. Erst kommendes Jahr dürfen die Geldgeber ihre Botschaften platzieren.
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