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Rückversicherer Munich Re dominiert trotz Gewinneinbruch die Branche

Der Münchener Versicherer schafft auch im Corona-Jahr 2020 einen Milliardengewinn. Dazu trug vor allem der einstige Sanierungsfall Ergo bei.
25.02.2021 Update: 25.02.2021 - 12:21 Uhr Kommentieren
Der Rückversicherer geht mit einem Milliardengewinn aus dem Krisenjahr. Quelle: Reuters
Munich Re

Der Rückversicherer geht mit einem Milliardengewinn aus dem Krisenjahr.

(Foto: Reuters)

München Die Ansage war deutlich, speziell zu diesem Zeitpunkt. Die Pandemie hinterlasse in der Bilanz der Munich Re tiefe Spuren, verkündete Finanzvorstand Christoph Jurecka Anfang Dezember. Deshalb stellte er einen Monat vor Jahresende einen Gewinn von 1,2 Milliarden Euro für das Jahr 2020 in Aussicht, gut 60 Prozent weniger als ursprünglich geplant.

In der Endabrechnung ist es sogar etwas mehr geworden. Insgesamt 1,21 Milliarden Euro hat die Munich Re im Corona-Jahr 2020 verdient. Das gab der Konzern am Donnerstag bekannt. Dass es mehr als eine Milliarde Euro wurde, lag vor allem am Erstversicherer Ergo. Der einstige Sanierungsfall zeigte sich trotz Pandemieschäden erstaunlich robust.

Die Anleger profitieren: Wie schon im Vorjahr soll an sie eine Dividende von 9,80 Euro je Aktie ausgeschüttet werden. In Relation zum aktuellen Aktienkurs von rund 246,60 Euro entspräche das erneut einer üppigen Dividendenrendite von fast vier Prozent.

Trotz des deutlichen Gewinnrückgangs gegenüber dem Vorjahr nimmt der mittlerweile 141 Jahre alte Konzern aus der Münchener Königinstraße eine Sonderstellung in der Branche ein. Einen Milliardengewinn konnte im vergangenen Jahr weder die Konkurrenz aus Zürich noch die aus Hannover erzielen.

Die Swiss Re meldete am vergangenen Freitag gar einen überraschend hohen Verlust von 878 Millionen Dollar, die Hannover Rück als drittgrößter Rückversicherer der Welt hatte Anfang Februar bereits einen vorläufigen Konzerngewinn von 883 Millionen Euro verkündet. Die gesamte Branche bekam im vergangenen Jahr die Auswirkungen der Pandemie kräftig zu spüren.

Konzernchef Wenning fordert Konzept für Großkatastrophen

Durch die Pandemie wurde nach Aussagen von Konzernchef Joachim Wenning offengelegt, dass Staaten und Gesellschaften nicht darauf vorbereitet waren. Noch einmal erneuerte er deshalb seine Forderung nach staatlich gestützten Pools, die in Zukunft ein Konzept für solche Großkatastrophen darstellen könnten.

Insgesamt bekam die Branche die Auswirkungen durch Corona aus sehr unterschiedlichen Gründen zu spüren. Der Branchenführer aus München litt im vergangenen Jahr besonders unter den zahlreichen Großveranstaltungen weltweit, die abgesagt oder verschoben werden mussten. Ein Terrain, auf dem die Konkurrenz aus Zürich und Hannover wenig bis gar nicht unterwegs ist. Die Munich Re hatte dagegen ihre Vormachtstellung in diesem Bereich über Jahre hinweg ausgebaut.

Prestigeobjekte wie die Olympischen Sommerspiele in Tokio, die im August hätten stattfinden sollen, schlugen allein mit einem dreistelligen Millionenbetrag zu Buche. Insgesamt summierten sich die Schäden durch Covid-19 auf 3,4 Milliarden Euro. Bei der Erstversicherungstochter Ergo waren es 64 Millionen Euro.

Ob das weltgrößte Sportevent nach der Fußball-WM in diesem Jahr wie geplant stattfinden kann, ist nach aktuellem Stand ebenfalls noch fraglich. Ob dann weitere Belastungen drohen könnten, ließ die Konzernspitze offen. Für dieses Jahr erwartet die Munich Re allerdings deutlich geringere Corona-bedingte Schäden als 2020. In der Sach- und Unfallversicherung werden demnach Belastungen von rund 300 Millionen Euro erwartet. Davon dürften rund 200 Millionen Euro auf den Ausfall von Veranstaltungen entfallen.

„Olympia wird das Bild nicht maßgeblich beeinflussen“, so Konzernchef Wenning. In vielen Fällen habe die Munich Re Jahresverträge mit Erstversicherern, bei denen der Versicherungsschutz ausgelaufen ist und in der bisherigen Form nicht verlängert wurde. Insgesamt dürfte die Pandemie in diesem Jahr mit rund 500 Millionen Euro zu deutlich geringeren Schäden als im Vorjahr führen.

Hohe Schadenssummen haben auch positive Wirkung

Swiss Re, die sich als größter Wettbewerber mit den Münchenern seit Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel als Weltmarktführer unter den Rückversicherern liefert, verzeichnete im Corona-Jahr 2020 dagegen hohe Schäden. Gründe dafür waren vor allem die Hurrikans „Laura“ und „Sally“, Waldbrände in Kalifornien, Überschwemmungen am Fluss Jangtse sowie die schwere Explosion im Hafen von Beirut.

Die Folgen aus den hohen Schadenssummen haben jedoch auch positive Wirkung. So stiegen die Prämieneinnahmen in den vergangenen Wochen bereits kräftig an. Hannover Rück meldete bei der jüngsten Preisrunde zum Jahreswechsel beispielsweise ein Plus von 8,5 Prozent. Bei Munich Re waren es 10,9 Prozent. Die Folge sind Prämieneinnahmen auf Rekordniveau.

54,9 Milliarden Euro waren es im abgelaufenen Jahr bei Munich Re, in diesem Jahr sollen es 55 Milliarden Euro werden. Womöglich sogar mehr, da sich bei den kommenden Vertragserneuerungen im April und Juli bereits höhere Einnahmen abzeichnen.

In diesem Jahr soll der Konzerngewinn auch wieder gewohntes Terrain bei rund 2,8 Milliarden Euro erreichen. Dieses Ergebnis wollte Konzernchef Joachim Wenning ursprünglich bereits im vergangenen Jahr erreichen. In den folgenden Jahren bis 2025 soll der jährliche Gewinn dann in Schritten von mindestens fünf Prozent anwachsen. So will es der neue Strategieplan „Ambition 2025“, den der Konzern im Dezember vorgestellt hat. Dann dürfen sich Anleger auch über eine Dividende freuen, die jährlich um mindestens fünf Prozent zum Vorjahr steigen soll. Seit 1970 zahlen die Münchener mindestens eine Aktienausschüttung auf Vorjahresniveau.

Kooperationen werden wichtiger

Damit die neuen Ziele Realität werden, steht besonders die Rückversicherung vor enormen Herausforderungen, lag doch die Eigenkapitalrendite im vergangenen Jahr lediglich bei 5,3 Prozent. Das neu festgelegte Ziel im Strategieplan liegt deutlich höher bei 12 bis 14 Prozent in den kommenden Jahren. Hier setzt das Management um Konzernchef Wenning seit geraumer Zeit neben dem traditionellen Geschäft um Naturschäden und Unternehmenspolicen auf den Bereich Risk Solutions.

Darunter versteht man bei der Munich Re Speziallösungen, die beispielsweise in Zusammenarbeit mit Porsche oder dem Maschinenbauer Trumpf schon im vergangenen Jahr vermehrt entstanden sind. Weitere Projekte, die dabei helfen sollen, dass das Rückversicherungsgeschäft in Zukunft weniger zyklisch ist, sollen folgen. Die Prämieneinnahmen durch die neuen Projekte sollen bis ins Jahr 2025 um mehr als 50 Prozent gegenüber heute auf 9,5 Milliarden Euro wachsen. Schon im vergangenen Jahr sind die Beiträge bereits um 22 Prozent nach oben gegangen.

Einen radikalen Imagewandel vom Sanierungsfall hin zum Gewinnbringer hat in den vergangenen Jahren die Erstversicherungstochter Ergo hinter sich. Im letzten Jahr hatten die Düsseldorfer einen Gewinn von 517 Millionen Euro erzielt und damit die ursprüngliche Planung von 530 Millionen Euro nur knapp verfehlt. In diesem Jahr wird bei Ergo ein Gewinn von 500 Millionen Euro angepeilt.

Das hängt auch damit zusammen, dass Ergo im laufenden Jahr mit Corona-Belastungen von 90 bis 100 Millionen Euro rechnet und die Schadenzahlungen damit deutlich höher ausfallen könnten als die 64 Millionen Euro aus dem Jahr 2020. „In der Erstversicherung gibt es andere Zeitskalen, weshalb dieser Effekt auch in diesem Jahr zu spüren sein wird“, lautete die Erklärung von Jurecka.

Die Erwartungen an den Erstversicherer, der im vergangenen Jahr sein Strategieprogramm abgeschlossen hatte, steigen im Konzern. Künftig sind die Renditeerwartungen dort genauso hoch wie in der Rückversicherung, nämlich bei 12 bis 14 Prozent. Im vergangenen Jahr waren es 8,8 Prozent.

Vor allem das internationale Geschäft trug bei Ergo deutlich zum Gewinn bei. Die ausländischen Einheiten, bei denen es zuletzt in vielen Ländern zu einer Neuaufstellung des Geschäfts kam, haben den Gewinn im vergangenen Jahr auf 230 Millionen gesteigert. Gegenüber 2019 bedeutet das mehr als eine Verdoppelung. Auslöser dafür war unter anderem die Fusion der beiden Joint Ventures in Indien.

Kapitalanlage bleibt Herausforderung

Eine Herausforderung für die Munich Re bleibt indes die Kapitalanlage. 7,398 Milliarden Euro wurden hier im vergangenen Jahr eingenommen, gut 420 Millionen Euro weniger als ein Jahr davor. Damit gelang zwar noch immer eine Rendite von 3,0 Prozent. Dass diese Marke in Zukunft schwieriger zu erreichen sein wird, verdeutlicht allerdings das Wiederanlageergebnis.

Nur noch 1,5 Prozent waren zuletzt zu erzielen, wenn Gelder aus auslaufenden Wertpapieren wieder am Kapitalmarkt angelegt wurden. Für das laufende Jahr rechnet der Dax-Konzern deswegen nur noch mit einer Gesamtrendite von 2,5 Prozent. Zum einen sind für festverzinsliche Anleihen mit hoher Bonität kaum noch Zinsen zu erzielen. Zum anderen agieren die Münchener inzwischen auch am Aktienmarkt vorsichtiger. Die Hoffnung ruht deshalb auch auf einer möglichen Zinswende, die in Teilen der Welt schon erkennbar ist. „Wenn die Zinsen steigen, würde uns das auf Kapitalanlageseite helfen“, so Jurecka.

Die Aktienquote, die Ende 2019 noch bei 6,4 Prozent lag, ist zum Jahreswechsel auf 6,0 Prozent gesunken. Nach einer deutlichen Reduzierung während des Jahres wurde im vierten Quartal wieder in Aktien investiert. Insofern kann Finanzchef Jurecka keinen unmittelbaren Crash am Aktienmarkt erkennen, wie er im Moment von manchen Experten prophezeit wird. „Es ist genügend Kapital am Markt vorhanden“, erklärte er.

Die Anlagestrategie kam auch bei externen Kunden an, für die der hauseigene Vermögensverwalter Meag Portfolios betreut. Das für Dritte verwaltete Vermögen hat sich im vergangenen Jahr auf 69,6 Milliarden Euro beinahe verdoppelt.

Eigene Aktien will die Munich Re wegen der Unwägbarkeiten durch die Pandemie weiterhin nicht zurückkaufen. Das Aktienrückkaufprogramm, das der Konzern über viele Jahre pflegte, wurde im vergangenen Jahr ausgesetzt.

„Unsere Aktionäre werden von Investitionen in die sich jetzt bietenden attraktiven Geschäftsmöglichkeiten weiter profitieren“, begründete Wenning die Entscheidung. Was er konkret damit meint, ließ er bereits im vergangenen Jahr durchblicken. Da schloss er eine mögliche Übernahme nicht aus, sollten die hohen Kaufpreise, die vor der Pandemie verlangt wurden, deutlich zurückkommen.

Mehr: Beteiligung von fast einer Milliarde Euro: US-Großinvestor steigt bei Munich Re ein

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