Nach chinesischen Restriktionen Taxidienstleister Didi dementiert Börsenrückzug – Aktie steigt um 15 Prozent

Der Fahrdienstleister schaffte den größten chinesischen Börsengang an der Wall Street seit dem Alibaba-IPO im Jahr 2014.
Düsseldorf Ein Medienbericht über ein mögliches Delisting des chinesischen Taxidienstleister Didi, hat der Aktie des Unternehmens vorbörslich ein starkes Kursplus beschert. Am Mittag hatte das „Wall Street Journal“ mit Verweis auf Insider berichtet, Didi erwäge nur knapp einen Monat nach seinem IPO in den USA den Rückzug von der Börse. Zudem sollten Investoren entschädigt werden.
Doch der ins Visier der chinesischen Behörden geratene Fahrdienstvermittler widersprach diesem Bericht. Dieses „Gerücht“ sei unwahr, erklärte Didi.
Die Meldung und das Dementi sorgten für einen turbulenten Handel mit Didi-Aktien vor dem Börsenstart an der Wall Street. Zunächst schoss die Aktie um 35 Prozent in die Höhe. Anleger spekulierten offenbar auf ein höheres Angebot als den derzeitigen Aktienkurs. Doch nach dem Dementi schmolz das Plus vor dem Börsenstart noch auf 18 Prozent zusammen. Im regulären Handel kletterte das Papier um 15 Prozent nach oben.
Didi war am 30. Juni in New York an die Börse gegangen und hatte dabei 4,4 Milliarden US-Dollar eingesammelt. Kurz darauf wurde bekannt, dass die chinesische Internetsicherheitsbehörde wegen Datenschutzverstößen gegen den Fahrdienstvermittler ermittelt und ihm vorwirft, durch den Börsengang im Ausland die nationale Sicherheit zu gefährden.
Didi hatte im Vorfeld offenbar Warnungen der Behörde ignoriert. Das hatte ein juristisches Nachspiel: Didi wurde das Neukundengeschäft untersagt, die App kann nicht mehr heruntergeladen werden. Die Aktie war daraufhin um mehr als 50 Prozent eingebrochen.
Aktionäre handeln nach Kursrutsch
Der Fahrdienstvermittler hatte bei seinem Handelsdebüt an der New York Stock Exchange einen positiven Start hingelegt. Die Aktie sprang mit der Erstnotiz auf 16,65 Dollar, was gegenüber dem Ausgabepreis von 14 Dollar einen Aufschlag von fast 19 Prozent bedeutete. Es war der größte chinesische Börsengang an der Wall Street seit dem Alibaba-IPO im Jahr 2014. Am gestrigen Mittwoch lag der Schlusskurs der Aktie an der New Yorker Börse bei 8,87 Dollar.
Nach dem Kursrutsch unter dem Ausgabepreis haben Aktionäre mithilfe von US-Anwaltskanzleien Wertpapier-Sammelklagen gegen das Unternehmen, seine Emissionsbanken Goldman Sachs, Morgan Stanley und JP Morgan sowie gegen den Vorstand eingereicht. Sie alle sollen falsche und irreführende Angaben vor dem Börsengang gemacht haben. Allerdings wird im Prospekt auf die regulatorischen Risiken hingewiesen.
Regulierungsbehörden setzen Unternehmen unter Druck
Derweil haben die chinesischen Behörden die Ermittlungen gegen Didi ausgeweitet. So soll das Unternehmen seine Marktmacht missbrauchen. Didi ist mit einem Marktanteil von mehr als 80 Prozent unangefochtener Marktführer bei Fahrdiensten in China.
Die chinesischen Aufseher gehen seit einigen Wochen massiv gegen die großen Plattformkonzerne des Landes vor. Dabei geht es vor allem darum, deren Marktmacht zu brechen, um wieder mehr Wettbewerb zuzulassen und damit Innovationen zu fördern und Arbeitsplätze zu schaffen. Zudem soll sichergestellt werden, dass kritische Daten im Land bleiben und vor dem Zugriff ausländischer Investoren geschützt werden.
Anfang Juli hatte der Staatsrat, Chinas höchstes Verwaltungsorgan, die Regeln für Auslandsbörsengänge chinesischer Tech-Konzerne verschärft, Unternehmen mit mehr als einer Million aktiver Nutzer müssen eine Sicherheitsprüfung durchlaufen, bevor sie im Ausland an die Börse gehen können.
Bildungsanbietern wurde ein gewinnorientierter Betrieb, die Beschaffung ausländischen Kapitals und der Gang an die Börse sogar ganz untersagt. Doch die Regierung in Peking will Befürchtungen bezüglich eines überzogen harten Durchgreifens in der Wirtschaft mindern.
Die Wertpapieraufsicht des Landes hat dazu eine Telefonkonferenz mit den Topmanagern der großen Investmentbanken abgehalten. Auch die staatlichen Medien versuchen, die Öffentlichkeit zu beruhigen.
Börsengänge sind weiterhin möglich
An der Schalte mit dem Vize-Chef der Wertpapier-Regulierungskomission, Fang Xinghai, nahmen informierten Kreisen zufolge auch die Wall-Street-Bank Goldman Sachs und die Schweizer UBS teil. Im Gespräch sei deutlich gemacht worden, dass Peking lediglich den Bildungsbereich im Visier hat und nicht plant, Unternehmen in anderen Branchen zu schaden.
Staatliche Medien haben unterdessen eine Reihe von Artikeln veröffentlicht, in denen die Talfahrt chinesischer Aktien als übertrieben bezeichnet wird. Einige Analysten spekulieren, dass regierungsnahe Fonds begonnen haben, zu intervenieren, um den Markt zu stützen. So schrieb Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwochabend, die jüngsten Maßnahmen zielten auf Internetplattformen und Nachhilfeunterricht ab und dienten nur dem Schutz der Online-Datensicherheit und dem sozialen Wohlergehen. Eine völlige Einschränkung der Branchen werde es nicht geben.
Der Chef der Wertpapieraufsicht, Yi Huiman, erklärte, seine Behörde unterstütze Unternehmen, die sich um eine Börsennotierung im Ausland bemühen. Laut einem Bericht von CNBC können chinesische Unternehmen auch weiter in den USA an die Börse gehen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.
„Das zeigt, dass nicht die Absicht besteht, einseitig Geschäftsmodelle und Unternehmen zu zerstören, die grundsätzlich mit den Prioritäten der Partei für die Entwicklung Chinas übereinstimmen“, sagte Adam Montanaro, Fondsmanager für Schwellenländer bei Aberdeen Standard Investments in London.
Mehr: China verschärft Regeln für Auslandsbörsengänge seiner Tech-Konzerne
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