Gastkommentar: Kohleverstromung: Chinas unterschätzte Weichenstellung

Dr. Jan Steckel (li.) leitet die Arbeitsgruppe „Klimaschutz und Entwicklung“ am Berliner Klimaforschungsinstitut Mercator Research on Global Commons and Climate Change (MCC).
Niccolò Manych arbeitet am MCC an einer Dissertation zur politischen Ökonomie des internationalen Kohleausstiegs und der Finanzierung von Kohlekraftwerken.
In vielen Ländern finanzieren chinesische Banken und Investoren den Bau von Kohlekraftwerken. Präsident Xi Jinpings Ankündigung, diese Praxis aufzugeben, ist eine Wende, deren Tragweite vielfach unterschätzt wird.
Ohne den globalen Ausstieg aus der Kohleverstromung ist es nicht mehr vorstellbar, die internationalen Klimaschutzziele zu erreichen. Doch die weltweit verfügbare Kohlekapazität wächst weiter. Neben China setzen vor allem schnell wachsende Entwicklungs- und Schwellenländer in Asien und Afrika auf Kohle, um ihren Energiehunger zu stillen.
Würden alle geplanten Kraftwerke tatsächlich realisiert, stießen sie zusammen mit den bereits bestehenden Kraftwerken noch 300 Milliarden Tonnen CO2 aus – das würde das global noch verfügbare Kohlenstoffbudget zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad nahezu aufbrauchen. Selbst das Zwei-Grad-Ziel geriete in Gefahr.
Zurzeit baut China außerhalb der Volksrepublik Kohlekraftwerke mit insgesamt 15 Gigawatt Leistung. Für die kommenden Jahre sind zusätzliche Kohlekraftwerke in ähnlicher Größenordnung geplant. Die meisten Projekte hängen von chinesischer Technologie ab, etwa Turbinen und Generatoren. Zum Vergleich: In Deutschland sind Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von 42 Gigawatt am Netz.





