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Gastkommentar Vorstandschef von Daimler Truck: Der CO2-neutrale LKW-Verkehr ist möglich

Der emissionsfreie Güterverkehr ist ähnlich ambitioniert wie die Apollo-Mission. Aber es kann gelingen, wenn der Staat die richtigen Voraussetzungen schafft.
16.02.2020 - 16:02 Uhr Kommentieren
Der Chef der Daimler Truck AG hält die Herausforderungen für den CO2-neutralen Güterverkehr für so groß wie die der Mondlandung. Quelle: Bloomberg
Martin Daum

Der Chef der Daimler Truck AG hält die Herausforderungen für den CO2-neutralen Güterverkehr für so groß wie die der Mondlandung.

(Foto: Bloomberg)

Düsseldorf Transport und Logistik halten die Welt in Bewegung und haben den Wohlstand von Milliarden Menschen rund um den Globus überhaupt erst möglich gemacht. Das Transportvolumen in den OECD-Ländern, in China und in Indien erreicht rund 15 Billionen Tonnen-Kilometer pro Jahr und wird mit wirtschaftlichem Wachstum weiter ansteigen. Unsere Branche ist also unglaublich erfolgreich – und genau dieser Erfolg ist nun unsere zentrale Herausforderung.

In dieser Dimension kann Transport mit den bisherigen Antriebstechnologien auf Dauer nicht nachhaltig funktionieren. Für mich steht deshalb außer Frage: Wir müssen den Transport dekarbonisieren – und wir müssen diese Dekarbonisierung als die Mondmission unserer Branche begreifen.

Auch bei der Apollo-Mission war das Ziel, das John F. Kennedy seinerzeit vorgegeben hatte, extrem ambitioniert. Trotzdem wurde das scheinbar Unmögliche möglich, weil das Apollo-Team konsequent von diesem Ziel her gearbeitet und alles zusammengebracht hat, was notwendig war, um dieses Ziel auch tatsächlich zu erreichen. Genau diese Haltung brauchen wir nun auch bei der Dekarbonisierung des Transports.
Drei Dinge werden für eine erfolgreiche Mission entscheidend sein: erstens: verlässliche, CO2-neutrale Lkw – und hier sind wir als Hersteller gefordert, diese in den kommenden Jahren zu liefern. Europa will bis 2050 CO2-neutral sein, und so muss es auch die Ambition unserer Branche sein, den Transport bis 2050 CO2-neutral zu machen. Weil es etwa zehn Jahre dauert, die Flotten komplett zu erneuern, bedeutet das: Ab 2040 dürfen hierzulande nur noch CO2-neutrale Neufahrzeuge auf den Markt kommen.

Grundsätzlich gibt es zu Diesel mehrere Alternativen: Batterie, Brennstoffzelle und Erdgas. Erdgas-Antriebe stoßen allerdings ebenfalls CO2 aus und wären auf dem Weg zu einem CO2-neutralen Transport nur eine teure Übergangstechnologie. Es lohnt sich deshalb nicht, sie weiterzuverfolgen. Wirklich CO2-neutraler Transport funktioniert nur auf der Basis von CO2-neutralen Antrieben. Ich bin überzeugt, dass Batterien und Brennstoffzelle sich sehr gut ergänzen werden.

Brennstoffzellen und Batterien gehört die Zukunft

In beide Antriebsarten wird unsere Branche in den kommenden Jahren erheblich investieren. Batterieelektrische Serienfahrzeuge werden sich schon in der ersten Hälfte der 2020er-Jahre auf dem Markt etablieren. Bei Brennstoffzellen auf Wasserstoffbasis wird es in der zweiten Hälfte der 2020er-Jahre so weit sein.

Der zweite zentrale Fakt auf dem Weg zum nachhaltigen Transport lautet: Auch 2040 werden die Anschaffungs- und Gesamtbetriebskosten von CO2-neutralen Lkws aller Voraussicht nach noch höher sein als bei Diesel-Lkws. Sie werden sich aber nur auf dem Markt durchsetzen, wenn unsere Kunden damit wirtschaftlich arbeiten können, ohne Nachteile.

Der dritte entscheidende Punkt hin zu einem CO2-neutralen Transport ist somit: Um CO2-neutrale Lkws wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu machen, brauchen wir staatliche Lenkungseingriffe. Die Maßgabe muss sein: CO2-neutraler Transport darf – gemessen in Cent pro Kilometer – nicht mehr kosten als Diesel-basierter Transport.

Geringere Maut für emissionsfreie Lastwagen

Die Kostennachteile müssen ausgeglichen werden, und ich appelliere an die Politik, diesen Ausgleich über geeignete Initiativen herbeizuführen. In Europa beispielsweise wäre es dringend geboten, lokal emissionsfreie Lkws bei der Maut signifikant besserzustellen als herkömmliche Lkws. Für gasgetriebene Lkws, die im Fahrbetrieb eben nicht CO2-neutral sind, sollte dieser Anreiz nicht gelten – erst recht, wenn wir die Dekarbonisierung wirklich ernsthaft beschleunigen wollen.

Eine weitere ordnungspolitische Aufgabe ist der Aufbau der notwendigen Infrastruktur: Hier geht es vor allem um eine flächendeckende Ladeinfrastruktur mit ausreichender Kapazität, bei der die Politik eine Anschubhilfe leisten muss – konzeptionell und finanziell.

Wichtig ist, dass wir die Infrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge auslegen, also beispielsweise nicht nur für gasförmigen, sondern auch für flüssigen Wasserstoff. Und wichtig ist auch, dass wir den Begriff Infrastruktur nicht zu eng fassen: Notwendig sind auch einheitliche Zulassungsregularien.

Die drei zentralen Bedingungen auf dem Weg zu einem CO2-neutralen Transport sind zweifellos eine Herausforderung. Deshalb müssen wir sie umso entschlossener angehen, und zwar hier und jetzt. Klar ist, dass all dies zu steigenden Preisen führen wird.

Der Umstieg auf CO2-neutrale Antriebe wird den Transport und die Logistik verteuern und damit auch Waren aller Art. Darauf müssen wir uns alle einstellen – als Industrie, aber auch als Gesellschaft. Das ist der Preis für eine gute Zukunft. Wer sagt, diese sei umsonst zu haben, der führt in die Irre.

Mehr: Vorstandschef Ola Källenius will weitaus mehr Stellen streichen als bisher bekannt und Investitionen in Zukunftsfelder reduzieren. Die Kritik an seiner Führung wächst.

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