Kommentar: Die EZB reagiert zu spät, zu langsam und zu verzagt

Mit der Inflation hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde ziemliche Probleme.
Ist es die Schuld von Christine Lagarde, dass sie sich demnächst womöglich zwischen Rezession und entschlossenem Kampf gegen die Inflation entscheiden muss? Oder schlimmer noch: dass sie sich womöglich zwischen der Rettung des Euros und dem entschlossenen Kampf gegen die Inflation entscheiden muss?
„Schuld“ ist ein großes Wort, einen Teil der Verantwortung aber trägt die Präsidentin der Europäischen Zentralbank sicherlich. Weil sie die Inflationsraten geradezu provokativ auch dann noch als „vorübergehend“ klassifizierte, als den meisten Ökonomen längst klar war, dass die Inflation gekommen war, um zu bleiben. Weil sie sich lange weigerte, entschieden etwas gegen diese durchaus absehbare Entwicklung zu unternehmen.
Jetzt hat Lagarde die überfällige Wende eingeleitet: eine kleine Zinserhöhung um einen Viertelprozentpunkt im Juni, ein weiterer, womöglich größerer Schritt dann im September. Das Ende der Anleihekäufe im Rahmen des APP-Programms, wobei auslaufende Bonds im Portfolio bis auf Weiteres immer noch nachgekauft werden.
Reicht das, um Inflationsraten von unglaublichen 8,1 Prozent, wie zuletzt im Mai in der Euro-Zone, unter Kontrolle zu bringen? Die EZB reagiert spät – ihre Kritiker sagen nicht zu Unrecht: zu spät. Manche im EZB-Rat hatten sich einen Zinsschritt schon im Juni gewünscht.





