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KommentarDie Worte von Chinas Staatschef klingen wie Hohn für die Europäer

Auf dem Apec-Gipfel gibt sich Xi Jinping als Garant offener Lieferketten. Doch hinter den wohlklingenden Worten steht ein klarer Plan – aber auch die größte Schwäche Chinas.Martin Benninghoff 31.10.2025 - 10:13 Uhr
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Xi Jinping beim Apec-Gipfel: Chinas Staats- und Parteichef verrät mit seinem Selbstbewusstsein womöglich auch eine Schwäche. Foto: AP

Xi Jinping predigt Wasser und trinkt Wein. Auf dem Apec-Gipfel in Südkorea spricht Chinas Staats- und Parteichef von offenen Lieferketten, Stabilität und Multilateralismus – als ginge es ihm um das Wohl aller. In Wahrheit verfolgt er vor allem eigene Interessen.

Seltene Erden dienen längst als politisches Druckmittel, auch gegenüber Europa. Taiwan wird mit militärischer Drohkulisse eingeschüchtert, die Armee massiv aufgerüstet, Russland unterstützt, strategische Allianzen im globalen Süden vertieft. Alles zielt auf dasselbe: China möchte sich für den Konfliktfall wappnen – wirtschaftlich wie geopolitisch – und den Preis für Washington in die Höhe treiben.

Dass Xi ausgerechnet auf internationaler Bühne über offene Lieferketten spricht, hat eine besondere Ironie. Peking instrumentalisiert kritische Rohstoffe längst politisch. Es ist die Interpretation einer Großmacht, die Eigeninteressen definiert und versucht, ihre Welt neu zu vermessen.

Xi verrät auch seine Schwäche

Wer die schönen Worte von Stabilität und globaler Sicherheit ernst nimmt, hat die Realität der chinesischen Machtprojektion nicht verstanden. Pekings regionale Vorstöße – von Zentralasien über Südostasien bis zu neuen Formaten mit Japan und Südkorea – sind keine multilaterale Wohltat, sondern strategische Sicherungslinien, die den Einfluss der USA zurückdrängen sollen.

Doch Xi verrät mit seinem Selbstbewusstsein womöglich auch eine Schwäche. Europa und andere Regionen arbeiten daran, Chinas Dominanz über Schlüsselressourcen wie seltene Erden zu brechen. Deutsche Industriekonzerne bauen Alternativen auf, viel zu langsam, aber zunehmend entschlossener.

Wenn die Diversifizierung gelingt, verliert Peking sein schärfstes Druckmittel. Ausgerechnet Xis Fokus auf nationale Autarkie könnte Chinas Fähigkeit untergraben, anderen die Abhängigkeit vorzuhalten. Reine Spekulation, aber mal zum Nachdenken: Kann es sein, dass Xi deshalb die Eskalation im Handelsstreit mit den USA sucht, weil er sich im Moment auf dem Zenit seiner Drohkulisse wähnt?

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Für Europa gilt deshalb: Vorsicht vor wohlklingenden Versprechen aus Peking. Hinter Begriffen wie „offene Lieferketten“, „Kooperation“ und „Stabilität“ stehen strategische Eigeninteressen, kein globaler Gemeinsinn. Wer sie unkritisch übernimmt, verkennt die Lage und wird Opfer von Desinformation, die längst Teil von Machtausübung ist. 

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