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Kommentar Finger weg von Konsumgutscheinen!

Gutscheine als Corona-Hilfen sind nur in der Theorie eine gute Idee. Was in den USA funktioniert, würde hierzulande nicht einmal ein Konsum-Strohfeuer entfachen.
29.03.2021 - 17:59 Uhr 1 Kommentar
Aus den USA schwappt zurzeit die Idee nach Deutschland, Konsumgutscheine an Bürgerinnen und Bürger auszugeben. Quelle: Caro / Oberhaeuser
Einzelhandel in Nordrhein-Westfalen

Aus den USA schwappt zurzeit die Idee nach Deutschland, Konsumgutscheine an Bürgerinnen und Bürger auszugeben.

(Foto: Caro / Oberhaeuser)

Konsumschecks gelten als neue Wunderwaffe im Kampf gegen Wirtschaftskrisen. In den USA etwa bekommt jeder Bürger in diesem Jahr 1400 Dollar vom Staat ungefragt aufs Konto überwiesen. Shoppen für den Aufschwung, lautet das Motto.

Auch in Deutschland gewinnt die Debatte über Einkaufsgutscheine wieder an Fahrt. Konsumschecks könnten Innenstädte retten, von der Coronakrise gebeutelten Menschen helfen und die ganze Volkswirtschaft stabilisieren, schwärmen Verbände, Gewerkschaften, Ökonomen und die Grünen.

Zugegeben, es hat schon einen Reiz, wenn man als Steuerzahler einmal nicht nur Geld ans Finanzamt abgibt, sondern ausnahmsweise mal einen dicken Scheck zugestellt bekommt. Zumal dann, wenn damit noch der Aufschwung in Schwung gebracht würde.

Doch die Politik sollte die Finger von der Idee lassen. Sie ist nur in der Theorie gut. In der Praxis würden Konsumgutscheine nicht mal ein Strohfeuer entfachen.

In den USA mögen solche Gutscheine vielleicht noch wirken, anders als Deutschland haben die USA aber auch keinen Sozialstaat, der die Menschen in der Krise so abfedert wie der deutsche. Während in den USA entlassene Arbeitnehmer schnell in Armut landen und Einkommen wegbrechen, haben Kurzarbeitergeld und Arbeitslosenhilfe hierzulande die Einkommen während Corona stabil gehalten.

Selbst der Kinderbonus wurde nur zur Hälfte genutzt

Und nicht nur das: Die Bundesbürger haben nach einem Jahr Pandemie viel mehr Geld auf der Bank als vor der Krise. Allein 2020 horteten die Deutschen 180 Milliarden Euro mehr auf ihren Bankkonten.

Das wäre konjunkturell gesehen ein Problem, wenn es sich dabei um Angstsparen handeln würde. Das ist aber eben nicht der Fall. Erhebungen zeigen: Die Deutschen können das Geld wegen des Lockdowns schlicht nicht ausgeben.

Wenn sich die Lage wieder normalisiert hat, werden die Deutschen daher wieder alten Shopping-Gewohnheiten nachgehen. Unmittelbar nach der Pandemie dürfte es sogar erst mal einen Nachfrageschub geben, weil Anschaffungen nachgeholt werden, ganz ohne Konsumschecks.

Die bisherigen Erfahrungen in der Coronakrise mit konsumfördernden Maßnahmen sprechen dazu ebenfalls gegen Shopping-Gutscheine. Der Einsatz war groß, die Effekte aber überschaubar. Die Mehrwertsteuersenkung ist größtenteils verpufft. Und selbst den Kinderbonus hat nur die Hälfte der Familien für Anschaffungen genutzt.

Genau das ist eben die Krux. Wenn Konsumschecks ihren Zweck erfüllen sollen, müssen sie viele Bedingungen erfüllen. Zuallererst müssen die Bürger das Geld wirklich zusätzlich ausgeben.

Dann müssten diese Zusatzausgaben dem stationären Handel – am besten noch lokal – und nicht nur Amazon und Co. zugutekommen. Dafür die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen und zu klären, wer für die Ausgaben geradesteht – Bund, Länder oder gar die EU –, ist ein Aufwand, der sich für eine so fragwürdige Maßnahme nicht lohnt. 

Mehr: Handel bringt Konsumgutscheine von 500 Euro ins Spiel.

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1 Kommentar zu "Kommentar: Finger weg von Konsumgutscheinen!"

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  • Man darf hier Schecks bzw. Überweisungen nicht mit Gutscheinen gleichstellen. Bei Gutscheinen bestünde die Möglichkeit, diese durch Zeitablauf zu entwerten und damit das Problem des Hortens auszuschalten.

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