Logistik Coronakrise lässt Geschäft boomen: Deutsche Post hebt erneut die Gewinnprognose an

Wegen der Coronakrise nutzen immer mehr Bürger die Online-Bestellmöglichkeiten.
Düsseldorf Die Deutsche Post korrigiert ihre Prognose für das laufende Jahr erneut nach oben. Wie Vorstandschef Frank Appel am Dienstagmorgen mitteilte, sollen im operativen Ergebnis (Ebit) 2021 mehr als 5,6 Milliarden Euro zusammenkommen.
Schon Mitte Januar hatte er bei der Vorlage der vorläufigen Jahreszahlen die Erwartungen nach oben geschraubt und ein Ebit angekündigt, das über 5,4 Milliarden Euro liegen sollte. 2023 sollen darüber hinaus mehr als sechs Milliarden Euro verdient werden.
„Deutsche Post DHL Group ist hervorragend aufgestellt, um auch in den kommenden Jahren weiter profitabel zu wachsen“, versprach Appel. Durch den Fokus auf E-Commerce, kontinuierliche Investitionen in das Logistiknetz sowie die Digitalisierung stärke man die Profitabilität und Widerstandsfähigkeit gegenüber weltwirtschaftlichen Turbulenzen.
Aktuell allerdings profitiert der Bonner Dax-Konzern gleich in mehreren seiner Geschäftsbereiche von den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Weil zahlreiche Läden im Lockdown geschlossen sind, wachsen der E-Commerce und damit die Paketzustellung im zweistelligen Prozentbereich.
Weil in der Krise vielfach eilige Zustellungen gefragt sind, wächst ebenso das zeitkritische Express-Geschäft, das sich zum Hauptertragsbringer der Deutschen Post entwickelte. Zudem profitiert die unter DHL geführte Speditionssparte von den in der See- und Luftfracht gestiegenen Transportpreisen.
Am Dienstagmorgen bestätigte er die bereits vor zwei Monaten veröffentlichten vorläufigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. Danach stieg der Umsatz im Vergleich zu 2019 um 5,5 Prozent auf 66,8 Milliarden Euro. Das um Portfolio- und Wechselkurseffekte bereinigte organische Umsatzwachstum lag sogar bei 8,5 Prozent.
Das operative Ergebnis (Ebit) verbesserte sich um 17,4 Prozent auf mehr als 4,8 Milliarden Euro, womit der Konzern sein unterjährig angepasstes Ergebnisziel von 4,1 bis 4,4 Milliarden Euro deutlich übertraf. Das um Sondereffekte bereinigte Ebit betrug sogar mehr als 5,4 Milliarden Euro. Allein 320 Millionen Euro kamen hier etwa an Abschreibungen zusammen, die das Aus der Streetscooter-Produktion betrafen. Zudem gewährte der Konzern jedem Mitarbeiter eine Sonderprämie von 300 Euro.
Kräftige Investitionen geplant
Die Investitionen summierten sich im zurückliegenden Geschäftsjahr auf drei Milliarden Euro, während die Deutsche Post ihren Free Cashflow von 0,9 auf 2,5 Milliarden Euro steigern konnte. Für 2021 prognostiziert das Unternehmen einen Free Cashflow von rund 2,3 Milliarden Euro und Brutto-Investitionen von rund 3,4 Milliarden Euro. Im Mittelpunkt sollen dabei die Modernisierung der Flugzeugflotte in der Express-Sparte, der Ausbau der nationalen und internationalen Paket-Infrastruktur sowie die fortgesetzte digitale Transformation stehen.
Schon am Montag hatten Vorstand und Aufsichtsrat ein Aktienrückkaufprogramm über eine Milliarde Euro bekanntgegeben, das in diesem Monat starten und maximal ein Jahr lang laufen soll. Hintergrund sei die „positive Geschäftsentwicklung“. Auch die Dividende soll von 1,15 Euro auf 1,35 Euro je Aktie erhöht werden, während Analysten bislang im Schnitt mit 1,26 Euro gerechnet hatten.
Auch zahlreiche Wettbewerber der Deutschen Post profitierten 2020 von der Corona-Pandemie. Der US-Rivale UPS legte beim Umsatz um 14,2 Prozent auf 84,6 Milliarden Dollar zu und schraubte den Betriebsgewinn (Ebit) um sieben Prozent auf 8,7 Milliarden Dollar nach oben. Fedex lag im abgelaufenen Quartal sogar beim Umsatz um 19 Prozent über Vorjahr, der Betriebsgewinn verdoppelte sich im Herbstquartal auf fast 1,5 Milliarden Dollar.
Nach der Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms hatte Bernstein Research die Aktie der Deutschen Post auf „Outperform“ belassen. Als Kursziel nannte Bernstein-Analyst Daniel Roeska 50 Euro, Andy Chu von der Deutschen Bank rechnet sogar mit einem Kurs von 54 Euro.
Zum Börsenbeginn notierten die Papiere am Dienstag bei 43 Euro – und damit nahe am Rekordhoch. Der Aktienrückkauf, schrieb Roeska in einer ersten Stellungnahme, sei ein von Investoren erhofftes Signal dafür, dass diese bei der Kapitalverwendung nicht zur kurz kommen.
Mehr: Geschlossene Läden treiben Deutsche Post zum Rekordgewinn.
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