Mobilität Verkehrsminister Scheuer schmiedet Zukunftsbündnis für die Bahn

Fern- und Nahverkehr sollen künftig besser aufeinander abgestimmt werden.
Düsseldorf Wenn Politiker auf „Wow-Effekte“ setzen ist meist Vorsicht geboten. Denn die Gefahr, dass hier Ankündigungen für konkretes Handeln eher als Show-Effekte verkümmern, ist groß. Diesmal scheint es anders zu sein.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer ist offenbar wild entschlossen, den Koalitionsvertrag umzusetzen und der Eisenbahn in den kommenden Jahren zu neuer Blüte zu verhelfen. Scheuer verkündete das „Zukunftsbündnis Schiene“ unter Beteiligung von Verbänden und Eisenbahnunternehmen. Ziel ist es, den Schienenverkehr zu stärken – und natürlich die Koalitionsvorgaben umzusetzen.
Die haben es in sich. Union und SPD haben im Koalitionsvertrag verabredet, die Zahl der Fahrgäste im Fernverkehr bis 2030 zu verdoppeln. Ein sehr ehrgeiziges Ziel, wenn man bedenkt, dass drei oder vier Millionen mehr Fahrgäste bei insgesamt 140 Millionen Kunden in ICEs und ICs pro Jahr schon ein großer Erfolg sind. Und: Es sollen natürlich mehr Güter auf die Bahn.
Das wünschen sich Politiker schon seit Generationen. Und damit die Ziele diesmal nicht im Ungefähren bleiben, gibt es auch gleich einen Fünf-Punkte-Plan für das Bündnis, das von Scheuers Staatssekretär Enak Ferlemann geleitet wird.
Eines der Ziele ist die Einführung des Deutschland-Taktes und der damit verbundene Ausbau der Infrastruktur, um die dann besser abgestimmten Fahrpläne für den Fern- und den Nahverkehr zu ermöglichen. Diesen Taktfahrplan fordern Bahnexperten schon seit Jahren, weil erst eine optimierte und sichere Verbindung die Schiene gegenüber der Straße wettbewerbsfähig macht.
Baustellen kosten die DB künftig Millionen
Bis dahin, das ist klar, muss noch viel gebaut werden. Und damit die Folgen dieses Baubooms auf dem 33.000 Kilometer langen Schienennetzes erträglich bleiben, hat sich die Branche gleich auch noch auf ein neues Baustellenmanagement mit der DB Netz AG geeinigt.
Jetzt kann es für die Netztochter des Staatskonzerns Deutsche Bahn teuer werden, wenn Züge sich verspäten, weil einmal wieder gebuddelt wird. Statt bisher lächerliche zehn Cent pro Verspätungsminute gibt es für das Eisenbahnverkehrsunternehmen künftig fünf Euro für einen Güterzug, 16 Euro für einen Nahverkehrszug und gar 51 Euro für einen Fernzug.
Im Fernverkehr kassiert diese Strafe zwar hauptsächlich die Bahn selbst, genauer gesagt eine Schwestergesellschaft der Netz AG. Doch im Güterverkehr und im Nahverkehr sieht das schon anders aus. Weit über 40 Prozent der Fracht wird inzwischen von privaten Bahngesellschaften auf der Schiene befördert. Ein Drittel des Schienenpersonennahverkehrs betreiben mittlerweile Wettbewerber der Deutschen Bahn.
Branchenkreise haben auf Grundlage früherer Jahre einmal ausgerechnet, was die Netz AG das pro Jahr kosten könnte: 50 Millionen Euro. Anreiz genug für die Deutsche Bahn, ihr Baustellenmanagement deutlich zu verbessern. Ob dann gleich der erwünschte „Wow-Effekt“ einsetzt, bleibt abzuwarten.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.