René Benko investiert in Kika/Leiner Wie der Karstadt-Eigner der Steinhoff-Tochter zu neuem Glanz verhelfen will

„Ich versuche, mit viel Engagement, und mit verlässlichen Partnern erfolgreich zu sein.“
Düsseldorf Es war wohl die Rettung in letzter Minute. Der österreichische Immobilienunternehmer René Benko übernimmt die notleidende Steinhoff-Tochter Kika/Leiner und verhindert damit gerade noch die Pleite der österreichischen Möbelkette.
Der Tiroler mit dem goldenen Händchen für Geschäftshäuser in Toplagen soll das beste Angebot abgegeben haben. Dem ins Wanken geratenen Mutterkonzern, dem internationalen Möbelriesen Steinhoff, verschafft der 41-jährige Multimilliardär nun dringend benötigte liquide Mittel – und eine Atempause.
Wie das Handelsblatt von mit den Vorgängen Betrauten erfuhr, übernimmt Benko die Immobilien der Möbelkette zum Preis von 550 Millionen Euro, das operative Geschäft kauft er zum symbolischen Preis von einem Euro. Dort übernimmt Benko allerdings auch 100 Millionen Euro Schulden. Erst 2013 hatte Steinhoff Kika/Leiner zum Preis von 375 Millionen Euro gekauft. Mit der Offerte Benkos hat der Steinhoff-Konzern nun also sogar einen Gewinn erzielt.
Noch ist nicht klar, ob alle Standorte und Arbeitsplätze erhalten bleiben. Dennoch dürften die mehr als 5000 Beschäftigten der Kette in Österreich sowie die 1600 Beschäftigten in Osteuropa erleichtert sein. Sogar der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz lobte den Deal.
Benko bringt sterbenden Kaufhausketten neue Hoffnung
Benko scheint zu gelingen, woran eine ganze Branche verzweifelt. Sterbenden Kaufhausketten verschafft der Tiroler neue Hoffnung und neuen Glanz, macht die größten Kaufhäuser, häufig in Bestlage in den Zentren der Städte, zu schicken Einkaufstempeln. Das Onlinegeschäft bringt er nebenher auf Trab.
Sein bislang größter Coup im Einzelhandelsbereich war 2014 die Übernahme der angeschlagenen Warenhauskette Karstadt und ihrer drei Edelkaufhäuser in Berlin, Hamburg und München. Karstadt-Chef Stephan Fanderl, der auch bei Signa Geschäftsführer ist, äußerte sich überzeugt, dass das Unternehmen wieder erfolgreich aufgestellt werden kann.
Aber Benko bewegte noch mehr in der Branche: Im Goldenen Quartier in Wien baute Benko ein früheres Bankgebäude zu einem Einkaufstempel mit Luxushotel und Dachwohnungen um. Das Kaufhaus Tyrol, in Bestlage in Innsbruck, ließ er abreißen und ein neues Haus David Chipperfield planen.
Der Star-Architekt lobt Benko nahezu überschwänglich: „René ist ein außergewöhnlicher Investor. Er ist sehr leidenschaftlich und engagiert“, sagte er kürzlich im Interview mit dem Handelsblatt. „Wir arbeiten gern mit Investoren, die bereit sind, sich mit einem Projekt zu identifizieren. René ist so jemand.“
Benko selbst gilt eher als pressescheu, äußerte sich bislang auch nicht öffentlich zur Kika/Leiner-Übernahme.
Die Liebe zum Immobiliengeschäft hat der Aufsteiger aus einfachen Verhältnissen schon während der Schulzeit entdeckt und lieber alte Dachböden in Wien saniert, als die Schule besucht. Zum Abitur wurde er wegen häufiger Fehlzeiten nicht zugelassen. Er hatte schon einen anderen Weg eingeschlagen. „Ich versuche, mit viel Engagement, mit einem motivierten Team und mit verlässlichen Partnern erfolgreich zu sein“, sagt er selbst im Onlineauftritt von Signa.
Milliardär mit Vorstrafe
Auf 3,75 Milliarden Euro schätzt die österreichische Zeitschrift „Trend“ das Vermögen von Benko. Damit ist er einer der zehn reichsten Österreicher. Starthilfe gab ihm einst der Tankstellenerbe Karl Kovarik, den Karstadt-Deal finanzierte der israelische Diamanten-Milliardär Beny Steinmetz mit.
Verbündete suchte sich Benko einmal auch auf zweifelhaften Wegen: Er ist wegen Korruption vorbestraft, weil er laut Landesgericht Wien den ehemaligen kroatischen Premier Ivo Sanader in einer Steuerangelegenheit bestechen wollte.
Das dürfte im Kika/Leiner-Deal keine Rolle gespielt haben. Die Möbelkette war im Zuge eines Bilanzskandals bei Steinhoff bereits im Dezember in schwere Zahlungsschwierigkeiten geraten. Schon da war Benko eingesprungen. Das Unternehmen konnte die Löhne der Beschäftigten Anfang Januar nicht mehr zahlen. Benko übernahm für 70 Millionen Euro das Wiener Haupthaus der Möbelkette. Die Löhne wurden nur wenige Tage verspätet ausbezahlt.
Hauptaufgabe für Benko und sein Team ist es jetzt, Kika/Leiner zu modernisieren. Der Onlinehandel des Unternehmens macht bislang nicht einmal ein halbes Prozent des Umsatzes aus. Angestrebt sind für die nächsten drei bis fünf Jahre etwa fünf Prozent.
Der krisengeschüttelte Steinhoff-Konzern, für den Kika/Leiner eines der größten Sorgenkinder war, ist inzwischen überwiegend in der Hand von Hedgefonds und Sekundärinvestoren. Das dürfte die Verhandlungen erleichtert haben. Sie wollen Kasse machen. Die mehr als hundert Banken haben ihre notleidenden Kredite fast vollständig verkauft.
Steinhoff mit etwa 15 Milliarden Euro Umsatz war im vergangenen Dezember nach Unregelmäßigkeiten bei der Bilanzierung ins Trudeln geraten. Die Aktie verlor mehr als 98 Prozent. Die Übernahme von Kika/Leiner half der Aktie nicht. Sie kostete am Freitag nach einem kurzen Ausschlag nach oben nur noch knapp acht Cent.
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