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Jim Ratcliffe Ineos baut zwei Fabriken zur Herstellung von Handdesinfektionsmittel

Der britische Milliardär stand in der Vergangenheit häufig in der Kritik. Doch mit seiner jüngsten Ankündigung dürfte der Ineos-Chef punkten.
24.03.2020 - 16:43 Uhr Kommentieren
Der britische Milliardär ist für seine kontroversen Äußerungen bekannt. Quelle: ddp/intertopics/eyevine/Evening Standard
Jim Ratcliffe

Der britische Milliardär ist für seine kontroversen Äußerungen bekannt.

(Foto: ddp/intertopics/eyevine/Evening Standard )

London Der britische Unternehmer Jim Ratcliffe zieht in den Kampf gegen das Coronavirus: Der von ihm gegründete und geführte Chemiekonzern Ineos baut zwei Fabriken zur Herstellung von Handdesinfektionsmittel. Der britische Gesundheitsdienst NHS werde das Mittel während der Pandemie kostenlos erhalten, kündigte Ratcliffe an. Schon in zehn Tagen soll in Großbritannien die erste Flasche fertig sein, das Produktionsziel liegt bei einer Million Flaschen pro Monat und Fabrik.

Ineos ist nach eigenen Angaben Europas führender Hersteller der beiden wichtigsten Rohstoffe für Desinfektionsmittel – Isopropylalkohol (IPA) und Ethanol. Die Fabriken, in denen diese Rohstoffe hergestellt werden, laufen laut Unternehmensangaben bereits auf Hochtouren, doch künftig soll ein größerer Anteil für die Herstellung medizinischer Produkte wie Handdesinfektionsmittel verwendet werden.

„Wenn wir neue Wege finden können, um im Kampf gegen das Coronavirus zu helfen, sind wir absolut entschlossen, unsere Rolle zu spielen“, erklärte Ratcliffe. Die finanziellen Mittel für ein solches Projekt hat der Brite: Der 67-Jährige gehört mit einem geschätzten Vermögen von rund 20 Milliarden Euro zu den reichsten Briten.

Mit dieser Ankündigung dürfte der Unternehmer auf positive Resonanz in der britischen Öffentlichkeit stoßen – was in der Vergangenheit nicht immer der Fall war. Ratcliffe gilt zwar als öffentlichkeitsscheu, aber das hält ihn nicht davon ab, eine oft kontroverse Meinung zu äußern: Seine Kritik an zu strikten Umweltvorschriften und Forderungen, die Regeln für Fracking zu lockern, stoßen nicht nur auf der Insel auf heftigen Widerspruch. Vor allem aber seine Haltung zur EU bringt ihn immer wieder in die Schlagzeilen.

Ratcliffe gilt als Befürworter des EU-Austritts und nach dem Brexit-Referendum hatte er die britische Regierung aufgefordert, in den Verhandlungen mit der EU nicht zu nachgiebig zu sein. „Man darf keine Schwäche zeigen oder nachts um drei Uhr einknicken, wenn es hart auf hart kommt und die meisten Punkte gewonnen oder verloren werden“, betonte Ratcliffe. Europa brauche den Zugang zum britischen Markt genauso sehr wie umgekehrt.

Gleichwohl kamen vor zwei Jahren Berichte auf, dass er zur Reduzierung seiner Steuerlast nach Monaco umziehen wolle – und das auch noch wenige Monate, nachdem er von Queen Elizabeth II. für seine Verdiente um die britische Wirtschaft ausgezeichnet worden war.

Für einige Briten wurde Ratcliffe so zum Symbol der reichen Elite, die aus dem Land flüchtet. Auch im Wahlkampf im vergangenen Dezember diente Ratcliffe der Labour-Partei als Gesicht des skrupellosen Kapitalismus. Dabei kommt der heutige Milliardär aus bescheidenen Verhältnissen: Das Vermögen des Briten, der in einer Sozialwohnung in der Nähe von Manchester aufgewachsen war und nun offiziell mit „Sir Jim“ angesprochen wird, basiert vor allem auf den Erträgen des 1998 gegründeten Spezialchemiekonzerns Ineos, dessen Produkte und Materialien in zahlreichen Branchen weiterverarbeitet werden.

Ratcliffes lange Projektliste

Durch Übernahmen entstand eines der größten Unternehmen der Branche mit 22.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund 60 Milliarden Dollar. Noch heute hält Ratcliffe fast zwei Drittel der Anteile an Ineos, der damit zu einem der weltweit größten Konzerne im Familienbesitz zählten dürfte. Auch der Konzern hatte schon aus steuerlichen Gründen umziehen müssen: Als Ratcliffe nicht eine erhoffte Steuerstundung genehmigt bekam, verlegte er kurzerhand den Hauptsitz seines Unternehmens in die Schweiz. Erst Jahre später wurde dieser Schritt wieder rückgängig gemacht.

Doch Ineos ist bei weitem nicht das einzige Projekt des Milliardärs, der seine Liebe zum Sport nicht nur selbst auslebt, sondern auch mit zahlreichen Investitionen untermauert: Vor einem Jahr reihte Ratcliffe das Radteam von Sky und 21st Century Fox in sein Portfolio ein, in dem sich nun das britische Segelteam für den America’s Cup, der Schweizer Fußballclub Lausanne-Sport und der französische Fußballclub OGC Nizza befinden.

Zudem gehört seit 2017 auch die Motorsport-Modemarke Belstaff zum Konzern. Vor wenigen Wochen erst unterzeichnete Ratcliffe darüber hinaus mit dem Formel-1-Team Mercedes-AMG Petronas einen Fünfjahresvertrag. Damit habe er „genug zu tun”, wiegelte er in der BBC die anhaltenden Spekulationen ab, er würde auch noch gern den britischen Fußballclub Chelsea des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch übernehmen.

Doch selbst damit ist die Liste der Projekte von Ratcliffe noch nicht zu Ende: Als der Automobilkonzern Jaguar Land Rover die Produktion des Land Rover Defender einstellte, kündigte Ratcliffe an, ein Auto „im Geiste“ des Geländewagens auf den Markt zu bringen.

Der Defender wurde von seinen Fans – und Ratcliffe – vor allem wegen der robusten Bauweise und Geländetauglichkeit geschätzt. Nun entwickeln Ratcliffes Mitarbeiter in Deutschland den „Grenadier“. Ab dem kommenden Jahr soll das Fahrzeug in einem Werk in Großbritannien vom Band laufen.

Mehr: Ineos plant größte Chemieinvestition in Europa

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