"Wir arbeiten wie eine interne Taskforce schnell und kooperativ"
Renato Strah, Geschäftsführender Gesellschafter der Anadeo Consulting GmbH, im Interview
Anadeo Consulting GmbH
- 05.03.2024


Könnten Sie uns einen kurzen Überblick über die Geschichte der Anadeo Consulting GmbH geben?
Anadeo Consulting wurde im Jahr 2003 gegründet, nachdem die Deutsche KPMG Consulting Niederlassung an BearingPoint verkauft wurde. Die Gründer von Anadeo haben bereits bei KPMG Consulting im Bereich Systemintegration Asset Management zusammengearbeitet und waren zu ihrem Zeitpunkt des Ausscheidens bei BearingPoint Senior Manager beziehungsweise Manager.Anadeo Consulting steht für die Verbindung von Strategie und Technologie im Asset Management. Was genau macht Ihre Beratung in diesem Bereich so besonders?
Wir setzen die strategischen und taktischen Ziele unserer Kunden operativ um und bringen die Prozesse sowohl fachlich als auch technisch zum Laufen. Dies gelingt uns sehr gut, da alle unsere Mitarbeiter ein sehr gutes fachliches Verständnis der Aufgabenstellungen für die technologische Umsetzung besitzen beziehungsweise vice versa, fachlich orientierte Kollegen eine sehr hohe technische Affinität haben und systemnah arbeiten. Dadurch sind wir das optimale Bindeglied zwischen dem Fachbereich und der IT, verstehen sowohl die fachlichen Anforderungen als auch die technischen Herausforderungen für die operative Umsetzung neuer Prozesse, Funktionen et cetera.
Welchen Herausforderungen sehen sich Asset Manager heutzutage gegenüber, und wie unterstützt Anadeo Consulting diese bei der Bewältigung?
Wie bereits dargestellt, setzen wir operative Prozesse im Bereich Handel, Abwicklung und Buchhaltung der Wertpapiere sowie im Bereich Reporting um. Insofern können wir zu den Herausforderungen, die es zum Beispiel in der Portfolio Allocation oder im Vertrieb der Produkte, zum Beispiel Fonds, aktuell gibt, keine Aussage treffen.Geht es um das Thema Operations, so sehen wir nach wie vor, dass eine weitere Automatisierung und damit auch Digitalisierung der Prozesse durch eine sehr heterogene Landschaft, bezüglich Finanzprodukten, Finanzmärkten und auch der Marktteilnehmer, schwer umzusetzen ist. Zudem erwartet der Markt immer wieder neue Innovationen, was das Anlagespektrum anbelangt, um entsprechende Renditen zu generieren. Ist eine solche gefunden, kommen wir gleich zum Thema Time-to-Market. In dem komplexen Umfeld sind oft zeitnahe Umsetzungen in hoher Qualität erforderlich. Denken wir da an regulatorische Anforderungen, bei denen die Zeiträume für die Umsetzung immer kürzer werden, aber auch bei Mergers- oder Insourcing-Mandaten, bei denen die Führungsebene frühe Erfolge vorweisen muss.
Und natürlich ist auch hier wie in so vielen Bereichen in der Zwischenzeit das Thema Regulatorik eine Herausforderung. Hier insbesondere die immer größeren Anforderungen an den Datenhaushalt, was Quantität, Aktualität und damit auch Qualität anbelangt.
Ihr Unternehmen legt großen Wert auf Kompetenz, Commitment und Kooperation. Können Sie ein Beispiel geben, wie diese Werte in Ihren Projekten zum Tragen kommen?
Wir arbeiten wie eine interne Taskforce schnell und kooperativ mit dem Fachbereich, der IT sowie der Führungsebene zusammen. Das ist uns auch aufgrund unseres Ansatzes, fachliche und technische Zusammenhänge gut verstehen zu können, schnell möglich. Hierbei ist es auch hilfreich, dass wir mit beiden Bereichen gleich auf Augenhöhe kommunizieren können, weil wir fachlich als auch technisch die internen Kollegen sehr gut verstehen und unsere Lösungen auch entsprechend präsentieren können. Dadurch kann man uns auch recht abstrakte Problemstellungen zur Lösung anvertrauen. Wir wissen schnell, was fachlich und technisch zu tun ist.Die Regulierungsdichte im Asset Management nimmt stetig zu. Wie bleibt Anadeo Consulting in diesem dynamischen rechtlichen Umfeld auf dem Laufenden, und wie bereitet das Unternehmen seine Kunden auf Veränderungen vor?
Wir schauen uns regelmäßig an, was die Regulatoren in der Planung haben. Sei es auf Bundesebene etwa die BaFin oder EU-Ebene die ESMA oder EIOPA. Auch was die Rechnungslegung anbelangt, etwa steuerliche Behandlung von Fonds oder internationale Rechnungslegungsstandards wie der IASB. Wir bilden dann zu entsprechenden Themen interne Practice Groups, innerhalb derer sich dann die Kollegen die fachlichen Grundlagen aneignen und schon antizipieren, welche Auswirkungen die Regelungen auf die Prozesse oder IT-Systeme haben werden. Die Practice Groups fassen dann ihre Erkenntnisse zusammen. Wir bieten den Kunden dann Termine an, innerhalb derer wir diese präsentieren und mit dem Kunden fachliche und technische Aspekte, auch der Umsetzung, diskutieren. Das findet schon lange vor der finalen Verabschiedung der Regelungen statt, wenn diese noch im Entwurfs- und Diskussionsstadium sind.Darüber hinaus sind wir Informationsmitglied beim BVI (Bundesverband Investment und Asset Management), über den wir auch immer über die aktuellen Themen in der Asset-Management-Industrie auf dem Laufenden bleiben.
Inwiefern unterscheidet sich die Anadeo-Beratung für institutionelle Anleger, Hedgefonds oder Banken voneinander, und wie passen Sie Ihre Dienstleistungen an die individuellen Bedürfnisse Ihrer Kunden an?
Da haben Sie jetzt wirklich Marktteilnehmer mit teilweise sehr unterschiedlichen Anforderungen ausgesucht. Institutionelle Anleger können zum Beispiel Versicherungen sein, die das Kapital durch die Zuflüsse der Versicherungsverträge direkt am Kapitalmarkt anlegen und im eigenen Sinne verwalten. Es können aber auch Pensionsfonds sein, die im Vergleich zu Versicherungen ganz anderen Regularien unterstellt sind und zum Beispiel auch sehr unterschiedliche Anforderungen an das Risikomanagement und die Rechnungslegung haben.Eine Bank, die Eigenhandel betreibt und auch das Wealth Management für die vermögenden Kunden selber betreibt, sieht hier wiederum ganz anders aus. Hier muss man auch betrachten, ob man sich auf der Buy- oder Sell-Side der Bank befindet.
Und bei einem Hedge Fonds kann es sehr "exotisch" werden, was sowohl die Kapitalanlagen als auch die Prozesse anbelangt.
Sie sehen hier wieder das Thema Heterogenität in dem Markt, dass ich vorher schon angesprochen habe. Anadeo hat in allen hier angesprochenen Bereichen bereits erfolgreich Projekte durchgeführt. Unsere Dienstleistung müssen wir im Endeffekt gar nicht anpassen. Unsere Grundprinzipien bleiben die gleichen. Wir wenden sie letztendlich auf die individuellen und marktspezifischen Prozesse mit dem entsprechenden fachlichen Wissen an.

Die Digitalisierung und Einführung neuer Finanztechnologien bringen Veränderungen im Asset Management mit sich. Wie unterstützt Anadeo seine Kunden bei der Nutzung dieser neuen Technologien?
Ich mache den Beruf jetzt schon seit über 25 Jahren. Und in der ganzen Zeit habe ich immer die Digitalisierung für unsere Kunden vorangetrieben. Früher hieß es Systemintegration, Realisierung von Straight Through Processing oder was auch immer. Aber im Endeffekt ging es schon damals darum, Prozesse in technisch automatisierte Abläufe mit so wenig wie möglich manuellen Unterbrechungen zu bringen. Wir gehen technisch mit Softwareanbietern und neuen technologischen Standards mit und halten unser ganzes Team über entsprechende Schulungen auch immer up to date.Diese Erkenntnisse setzen wir in der Konzeptions- und Umsetzungsphase bei unseren Kunden in technische Prozesse um. Und letztendlich haben wir auch aus jedem der über zweihundert Projekte, die wir in der Zwischenzeit umgesetzt haben, etwas gelernt und mitgenommen. Diese ganzen Erfahrungen gehen hier dann natürlich auch mit ein.
Aktuell setzen sich unsere Kunden vermehrt mit dem Thema Data Management auseinander. Die Sensibilisierung hierfür hat aus unserer Sicht mit dem Thema ESG begonnen. Die Asset Manager mussten sich mit der Massenverarbeitung von Daten auseinandersetzen, bei denen sie die Inhalte und die Qualität nicht greifen konnten. Hier haben wir für unsere Kunden Projekte für die Qualitätsprüfung und Verarbeitung der Daten beziehungsweise Management des Datenhaushalts umgesetzt. Das nächste Thema, bei dem Data Management eine große Rolle spielen wird, ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Hier muss sichergestellt sein, dass entsprechend viele Daten zeitnahe, möglichst zentral und in sehr guter Qualität für die KI-Programme zur Verfügung stehen.
Sie bieten spezialisierte Consulting Services für verschiedene Aspekte des Asset Managements an. Was sind typische Probleme, die Ihre Kunden zu Ihnen führen, und wie entwickeln Sie passende Lösungen?
Ich nenne hier mal drei Beispiele, die gut darstellen, was uns unter anderem ausmacht: Integration eines neuen Softwaresystems, Insourcing beziehungsweise Outsourcing von Funktionen der Wertschöpfungskette und dann natürlich die Regulatorik, wobei ich hier Rechnungslegung und Steuern explizit mit dazu nehme. Bei ersterem sprechen wir über Systemkonfiguration, anpassen der Software an die fachlichen sowie prozessualen Vorgaben des Kunden sowie Datenmigration (Export von dem Altsystem, Transformation der Daten und Import in das neue System), welche unsere Kollegen durchführen. Hier haben wir eine Reihe an Spezialisten, die schon seit Jahren Erfahrung in verschiedenen Softwaresystemen haben. Wir hatten vor ein paar Jahren einen Kunden, der eine Software eingeführt hat, die in Kontinentaleuropa bis dato so gut wie noch gar nicht verbreitet war. Auch wenn wir nicht die Spezialisten für dieses spezielle Softwareprodukt waren, hat uns der Kunde um Unterstützung gebeten, da wir zum einen sein Geschäft, die Prozesse und den Markt, in dem er sich bewegt, sehr gut kennen und zum anderen ein sehr gutes Verständnis für Schnittstellen haben, mit denen die Software in die Systemlandschaft des Kunden integriert werden musste. Da hat der Kunde auf unser sehr gutes fachliches und technisches Know-how gesetzt.Ähnlich gelagert ist es beim Insourcing oder Outsourcing von Funktionen. Auch hier können wir unsere Kunden mit unserem sehr guten Verständnis der fachlichen Anforderungen, Prozesse und auch technischem Verständnis unterstützen, neue Kunden in ihre fachlichen und technischen Prozesse einzubinden. Aber auch unsere Kunden, die Funktionen auslagern wollen, sehr gut dabei helfen, ihre gesamte Organisation entsprechend neu aufzustellen und die neuen Prozesse, auch technisch, umzusetzen. Wir entwickeln für sie ein neues Target Operating Model.
Und das wandelt sich auch mit der Zeit. Wir haben Kunden, die State-of-the-Art-Softwaresysteme eingeführt haben und dann kam bei ihnen das Thema auf: Wir geben Funktionen an einen Serviceprovider ab oder aber auch – wir bieten jetzt, da wir technisch gut und effizient aufgestellt sind, den Service für andere Asset Manager an.
Und auf das Thema Regulatorik und unsere Vorgehensweise sind wir ja vorher schon eingegangen.
Können Sie ein konkretes Beispiel für ein erfolgreich abgeschlossenes Projekt geben und aufzeigen, welche besonderen Herausforderungen Ihr Team dabei meistern musste?
Im regulatorischen Bereich kann ich Ihnen das Beispiel eines Versicherungskonzerns benennen. Hier kam der Konzern auf die Asset-Management-Tochter zu, die zentral alle Kapitalanlagen verwaltet, und wollte neue Berichte von dieser für das Konzernberichtswesen haben. Die Besonderheit hier lag darin, dass Daten aus den unterschiedlichsten Bereichen, Stammdaten, Bestandsdaten, Transaktionsdaten, Risikomanagement et cetera benötigt wurden. Der Kunde, die Asset-Management-Tochter, war hier etwas ratlos und kam auf uns zu. Wir haben uns fachlich bereits mit den neuen Berichtsanforderungen auseinandergesetzt und konnten dem Kunden hier dabei helfen, zu identifizieren, was genau wo in welchem Bereich an Daten zugeliefert werden muss, wie diese zu konsolidieren sind und wo welche Prozesse anzupassen sind, damit die Datenanforderungen des Konzerns erfüllt werden konnten. Letztendlich haben wir nach der Analyse und der Konzeption auch große Teile der Umsetzung in ihrem Kern-Asset-Management-System, diversen Schnittstellen und der Reporting Datenbank vorgenommen. Die Herausforderung hier lag darin, dass wir es mit allen Operations-Bereichen und -Prozessen des Asset Managers zu tun hatten, vom Front Office bis zur Buchhaltung und dem Berichtswesen. Von überall wurden Daten benötigt und mussten Prozesse angepasst werden.Hinzu kam noch die Kommunikation und Abstimmung mit dem Konzern, der seine eigenen Anforderungen für die Konsolidierung hatte. Hier waren wir die fachliche und technische Schnittstelle. Dazu kam noch, dass es sämtliche Asset-Klassen betroffen hat, die der Asset Manager in den Büchern hatte. Das waren sämtliche Wertpapier- und Derivate-Klassen bis hin zu Alternative Investments. Hier war es sehr hilfreich, dass wir gute Kenntnisse über alle Finanzprodukte hinweg hatten, die Prozesse Front-to-Back verstehen und insbesondere auch in der Kommunikation und Zusammenarbeit als kompetente und kooperative Kollegen, Stichwort interne Task Force, wahrgenommen wurden.