Wie die Arbicon GmbH den Entsorgungsmarkt digitalisiert
Arbicon GmbH
- 11.03.2025
Herr Brühl, können Sie zur Einordnung zunächst einen Überblick geben, wie die Entsorgung von Wertstoffen herkömmlicherweise abläuft und welche Schwierigkeiten dabei entstehen?
Die großen Herausforderungen liegen vor allem bei den internen Prozessen. Sie beginnen bei der richtigen Erfassung und Trennung der Materialien direkt in der Produktion. Wir unterstützen mit dem optimalen Behältersystem, mit Sortierschildern und einem einzigartigen Icon-System für die optimale Wertstofftrennung. Durch den Einsatz effektiver Verdichtungssysteme reduzieren wir zudem Transportfahrten.Mit diesen Maßnahmen für optimale Trennung und Transportlogistik können wir bei unseren Kunden hohe Einsparungen realisieren. Damit erzielen wir eine Win-win-Situation: Entsorgungsprozesse werden sowohl ökologischer als auch ökonomischer.
Eine weitere Herausforderung für große Unternehmen sind die administrativen Prozesse. Das beginnt schon bei der Auftragsmeldung an den Entsorger, die in der Regel telefonisch erfolgt. Das Thema Erreichbarkeit ist hier für die Beteiligten oft problematisch. Zudem haben die Mitarbeiter keinerlei Info, ob eine Leerung eventuell bereits durch einen Kollegen veranlasst wurde. Das führt zu Doppelmeldungen oder ausbleibenden Meldungen und damit zu Kosten und mangelnder Verfügbarkeit.
Auch die rechtlichen Anforderungen durch die Gewerbeabfallverordnung sowie interne Anforderungen für Statistiken und Zertifizierungen nehmen zu. Für jede Abholung von Abfällen und Wertstoffen werden Liefer- und Wiegescheine von den Entsorgungsunternehmen bereitgestellt. Die jeweiligen Gewichte werden in der Regel manuell in Listen eingetragen, um daraus Auswertungen zu erstellen. Der Aufwand bei großen Abfallmengen und vor allem bei mehreren Standorten ist enorm.
Auch die Rechnungsprüfung ist bei großen Abfallmengen häufig Vertrauenssache, da eine korrekte Prüfung mit herkömmlichen Prozessen kaum möglich ist.
Einer der wichtigsten Punkte ist jedoch, dass eine Vielzahl von Auswertungen erstellt wird, um interne und externe Anforderungen zu erfüllen. Zumeist gibt es jedoch keine Daten, um die Entsorgung zu optimieren und entsprechende Einsparungen zu generieren.
Mit dem Arbicon-Portal bieten Sie Nutzern die Digitalisierung ihres Entsorgungs- und Abfallmanagements an. Wie arbeitet das Portal, welche Funktionen deckt es ab?
Auch die Rückmeldung der Entsorgungsunternehmen in Form von Liefer- und Wiegescheinen sowie sonstiger Dokumente erfolgt an das Portal. Sämtliche Daten und Dokumente werden hier dem jeweiligen Auftrag zugeordnet beziehungsweise sind bereits im System hinterlegt.
Das Portal generiert mit den Daten nun Statistiken für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess, erstellt automatisch alle rechtlich erforderlichen Dokumente und Statistiken, eine Gefahrgutauswertung und eine CO2-Bilanz. Und auch die Rechnungsprüfung erfolgt durch das Portal. Damit gewährleisten wir nicht nur absolut korrekte Abrechnungen durch die Entsorgungspartner, sondern auch die Sicherheit, dass alle Statistiken vollständig sind.
Wir garantieren unseren Kunden: Mit unserem Portal wird nie wieder ein Ordner zum Nachschlagen von Informationen oder eine Excelliste benötigt.
Da von der Ausschreibung bis zur Leerung von Containern die gesamte Abwicklung über Arbicon abläuft und es für beauftragende Unternehmen keine Rolle mehr spielt, welcher Entsorger welchen Auftrag übernimmt, können dann nicht ungeklärte Verantwortlichkeiten entstehen?
In keiner Weise. Es handelt sich um keine Plattform für Ausschreibungen. Mit unserem Portal geht es rein um die internen Prozesse von Unternehmen. Der Kunde arbeitet weiterhin mit festen Entsorgungspartnern und entscheidet eigenverantwortlich auch, mit welchen Entsorgungspartnern er zusammenarbeitet.
Mit unserem Portal bieten wir unseren Kunden jedoch die Möglichkeit, an jedem Standort, für jeden Materialbereich, mit dem bestmöglichen Partner zusammenzuarbeiten und dennoch einheitliche Prozesse und Statistiken zu haben.
Nach welchen Kriterien wählt die Arbicon GmbH Anbieter und Nutzer auf dem Portal aus, etwa in Hinblick auf die Einhaltung von Umweltschutzmaßgaben und Entsorgungsexpertise?
Wie soeben geschildert, entscheidet weiterhin unser Kunde, mit welchen Entsorgungspartnern er zusammenarbeitet. Dies können natürlich auch die bestehenden Entsorgungsunternehmen des Kunden sein. Selbstverständlich unterstützen wir unsere Kunden jedoch bei der Einhaltung von rechtlichen Vorschriften, bei Ausschreibungen oder bei Audits.
Ganz entscheidend ist an dieser Stelle unser Alleinstellungsmerkmal. Mit unserer langjährigen Erfahrung im Bereich Entsorgung bieten wir unseren Kunden nicht einfach nur ein Portal. Wir beraten und unterstützen im gesamten Entsorgungsprozess. Im Rahmen meiner früheren Tätigkeit als geschäftsführender Gesellschafter eines auf Industrieunternehmen spezialisierten Entsorgungsunternehmens kann ich auf sehr viel Erfahrung und ein großes Netzwerk zurückgreifen.
Gerade große Konzerne arbeiten häufig bereits mit einem Entsorgungspartner für das gesamte Bundesgebiet zusammen. Was kann Ihr Portal, was diese Generalentsorger nicht bereits leisten?
In bestimmten Materialbereichen ist der Einsatz von spezialisierten Betrieben zudem oft erheblich günstiger. Unsere Erfahrung zeigt, dass durch regionale und spezialisierte Entsorgungsunternehmen Prozesse und Kosten erheblich optimiert werden können.
In einem Fachbeitrag schreiben Sie, dass eine Kreislaufwirtschaft für Wertstoffe nicht nur Ressourcen schont, sondern auch Betriebskosten reduziert. Worin besteht dieser Zusammenhang? Haben Sie konkrete Beispiele?
Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit dürfen nicht im Gegensatz zueinander stehen. Bei unserer Tätigkeit haben wir immer beides im Blick. Auch hier dürfen wir die bereits zitierte Win-win-Situation anführen: Durch eine optimale Trennung von Abfällen und Wertstoffen werden Entsorgungskosten reduziert und Vergütungen für Wertstoffe erhöht.
Hierzu zwei Beispiele: Geraten Kartonagen durch fehlende oder falsche Erfassungssysteme im Restmüll, so entstehen Kosten für die Entsorgung und die Kartonagen landen anstatt in einer Papierfabrik zum Recycling in der Müllverbrennung. Hier werden im wahrsten Sinne des Wortes "Ressourcen verbrannt".
Ein weiteres Beispiel: Fehlwürfe im Bereich Schrott und Metall können zu einer deutlichen Abwertung des Materials führen. Ein optimales Recycling kann dadurch nicht oder nur mit erhöhtem Aufwand erfolgen. Dies führt zu unnötigen Kosten und zu unnötigem Ressourcenverschleiß.