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B&W entwickelt maßgeschneiderte Lösungen für Branchen mit höchsten Qualitätsanforderungen – von Elektrowerkzeugen bis zur Medizintechnik. Im Interview erklärt Geschäftsführer Sven Siefert, wie interdisziplinäres Know-how und ein systemischer Entwicklungsansatz dazu beitragen, individuelle Produkte nicht nur leistungsfähig, sondern auch nachhaltig und kosteneffizient zu gestalten.
Herr Siefert, B&W steht für tiefgreifende technische Expertise in besonders anspruchsvollen Branchen. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen bei der Entwicklung individueller Lösungen in der Medizintechnik?
Die Entwicklung individueller Lösungen in der Medizintechnik ist zweifellos eine der anspruchsvollsten Aufgaben – technisch, regulatorisch und im Hinblick auf die Erwartungshaltung der Kunden. Drei zentrale Herausforderungen prägen aus meiner Sicht diesen Prozess besonders:
1. Verstehen vor Entwickeln – die Kunst des Zuhörens: Bevor wir Lösungen entwickeln, müssen wir die Problemstellung in der Tiefe verstehen – nicht nur technisch, sondern auch aus Sicht der Nutzer. Dazu gehören aktives Zuhören und der Blick hinter die Anforderungen auf dem Papier.
2. Balance zwischen Individualität und Systemdenken: Der Wunsch nach maßgeschneiderten Lösungen muss mit wirtschaftlicher Skalierbarkeit vereinbar sein. Deshalb entwickeln wir bei B&W individuelle Lösungen in modularen Designs auf einer durchdachten technologischen Basis, die Wiederverwendbarkeit, Zulassungsfähigkeit und langfristige Wartbarkeit sicherstellt.
3. Das „Eisberg-Syndrom“: Was zunächst wie eine klar umrissene technische Aufgabe erscheint, entpuppt sich oftmals als komplexes Geflecht aus regulatorischen Anforderungen, materialtechnischen Grenzen, Usability-Erwartungen und branchenspezifischen Besonderheiten. 80 Prozent der Herausforderungen liegen unter der Oberfläche: Dies ist typisch für die Medizintechnik.
Ihr Unternehmen kombiniert eine langjährige Erfahrung mit modernster Technologie. Wie halten sich Tradition und Innovation die Waage bei Ihnen im Unternehmen?
Seit 1987 verbindet B&W handwerkliche Präzision mit modernster Technologie. Die Tradition sichert Qualität und Verlässlichkeit, während aktuelle Methoden wie Simulation, digitaler Zwilling, Modellbasierte Systementwicklung (MBSE) und Eco-Design kontinuierlich integriert werden. Dieser Gleichklang unter dem Motto „Innovation aus Tradition“ garantiert effizientes und nachhaltiges Engineering.
Bei B&W erleben wir jeden Tag, dass Tradition und Innovation keine Gegensätze sind – sondern sich vielmehr ergänzen und gegenseitig stärken. Seit über 35 Jahren begleiten wir Unternehmen mit maßgeschneiderten Lösungen. Besonders stolz sind wir darauf, dass viele unserer Kunden uns schon von Anfang an die Treue halten. Sie haben sich damals aus gutem Grund für B&W entschieden – wegen unserer Werte, unserer Haltung und unserer Verlässlichkeit. Diese Merkmale sehen wir als festen Bestandteil unserer Identität – sie sind unser traditionelles Fundament.
Gleichzeitig ist uns aber auch bewusst: Die Welt dreht sich weiter. Was vor 35 Jahren funktioniert hat, muss heute neu gedacht und weiterentwickelt werden. Deshalb verstehen wir Tradition nicht als „Festhalten am Alten“, sondern als stabiles Wertefundament, auf dem wir mit modernsten Technologien, Methoden und einem agilen Mindset aufbauen. So bleibt der Kern bestehen – aber die Werkzeuge entwickeln sich stetig weiter.
Sie betonen die enge Zusammenarbeit mit Ihren Kunden. Wie stellen Sie sicher, dass sich deren spezifische Anforderungen in den finalen Produkten wirklich widerspiegeln?
Indem wir den Kunden nicht als „Auftraggeber“, sondern als integralen Bestandteil des Entwicklungsprozesses begreifen. In der Praxis bedeutet das: Wir binden unsere Kunden nicht nur am Anfang und Ende ein, sondern kontinuierlich – in jeder Phase der Entwicklung. Das beginnt mit Co-Creation-Workshops und Anforderungsanalysen, reicht über regelmäßige Design-Reviews und Prototypentests bis hin zu Abnahmeverfahren, bei denen klinisches Feedback aktiv einfließt.
Besonders in der Medizintechnik ist es entscheidend, ein gemeinsames Verständnis über das Zielbild zu entwickeln – und dieses immer wieder abzugleichen. Deshalb arbeiten unsere Entwicklungsteams interdisziplinär und nutzen Methoden, die gezielte Iterationen ermöglichen. So schaffen wir Transparenz, vermeiden Missverständnisse und können auch auf sich ändernde Rahmenbedingungen flexibel reagieren.
Die Medizintechnik verlangt höchste Präzision und Sicherheit. Wie setzen Sie diese Anforderungen in Ihren Entwicklungsprozessen konkret um?
B&W implementiert funktionale Sicherheit und risikobasierte Prozesse schon in Konzeptphase, ganz konkret werden Toleranzanalysen und Simulationen schon ganz früh in der Entwicklung durchgeführt. Prototypen mit Testing und Verifikation erfolgen iterativ. Digitale Zwillinge und Simulation erlauben frühe virtuelle Verifikation – Fehler werden in der frühen Phase erkannt und damit kosteneffizient behoben.
B&W arbeitet interdisziplinär. Welche Vorteile bringt dieser Ansatz insbesondere bei komplexen Produktentwicklungen mit sich?
Mechanik, Elektronik, Software – alle arbeiten parallel auf demselben Modell. Dies führt zu besseren Synergien, schnelleren Entscheidungen und weniger Schnittstellenfehlern. Durch diese Arbeitsweise entstehen kostengünstige Lösungen: Ein Ansprechpartner für das gesamte Projekt reduziert Kommunikationsaufwand und Abstimmungsbarrieren.
Der große Vorteil: Wir erkennen Zielkonflikte nicht erst spät im Projekt, sondern früh – und können sie integrativ lösen. Beispielsweise, wenn eine Designentscheidung regulatorische Auswirkungen hat oder eine Materialwahl die Reinigbarkeit im Klinikalltag beeinflusst. Durch diese enge Verzahnung vermeiden wir kostspielige Iterationen und verkürzen die Time-to-Market spürbar.
Interdisziplinäres Arbeiten bedeutet für uns also nicht nur „viele Kompetenzen“, sondern auch das bewusste Zusammenführen dieser Perspektiven zu einer robusten, marktfähigen Lösung. Unsere Kunden schätzen genau das: Dass sie bei B&W nicht Abteilungen briefen, sondern mit einem Team arbeiten, das ihr Produkt in der Tiefe versteht – technisch, funktional und strategisch.
Ein zusätzlicher Vorteil: Bei B&W laufen viele spannende, hochmoderne Projekte gleichzeitig – von innovativen Medizingeräten über smarte Sensorik bis hin zu digitalen Anwendungen. Diese Vielfalt erweitert den Horizont unserer Mitarbeitenden enorm, da sie regelmäßig mit neuen Herausforderungen, Technologien und Anwendungsfeldern in Berührung kommen. So fördern wir nicht nur fachliche Weiterentwicklung, sondern auch ein dynamisches, inspirierendes Arbeitsumfeld.
Im Bereich Gerätetechnik entwickeln Sie auch vernetzte Systeme. Wie verändern Themen wie Digitalisierung und IoT Ihre Arbeit als Engineering-Dienstleister?
Vernetzte Systeme erhöhen die Komplexität, bieten aber auch enormes Potenzial für Front-Loading durch Simulation, digitaler Zwilling und hohe Modularität der Produkte. B&W entwickelt Software zur Gerätesteuerung, integriert Sensorik und entwickelt sichere, smarte vernetzte Produkte – was Nachhaltigkeit durch Fernwartungsfähigkeit und Lebenszyklusüberwachung unterstützt.
Ihre Ingenieure gelten als Herzstück des Unternehmens. Welche Kultur und Werte prägen das Team – und wie fördern Sie Innovationsfähigkeit im Unternehmen?
Eine offene Atmosphäre, Ehrlichkeit, Work-Life-Balance und Freude am Tun prägen B&W. Kernwerte sind Flexibilität, Eigeninitiative („mitdenken“) und kontinuierliches Lernen. Mitarbeiter werden befähigt, neue Technologien einzubringen – zum Beispiel durch Forschungspartnerschaften, Inhouse-Seminare oder Wissenstransfer via Wissenszentrum. Ein Schwerpunkt bietet die Mitarbeit in Forschungsprojekten mit Hochschulen, Instituten und anderen KMU. So haben wir die Möglichkeit, uns an einer Mitarbeit an spannenden Produkten zu beteiligen und dabei neue Technologien auszutesten.
Qualität und Nachhaltigkeit stehen bei Ihnen im Fokus. Wie gelingt es Ihnen, beides in Einklang zu bringen?
Nachhaltigkeit beginnt schon im Design: modularer Aufbau, recycelbare oder biobasierte Materialien, langlebige Produkte gemäß Ökodesign-Verordnung. ECO-Design in Kombination mit Simulation und Digital Engineering ermöglicht eine höhere Effizienz, da auf diese Weise weniger Fehler, weniger Materialverschwendung und geringere Rückrufkosten anfallen – gleichzeitig steigert es die Qualität. Das heißt, Qualität, Nachhaltigkeit und Effizienz sind keine Gegensätze!
B&W ist seit 1987 erfolgreich am Markt. Was würden Sie sagen, ist der wichtigste Erfolgsfaktor, der Sie durch all die technologischen und wirtschaftlichen Umbrüche getragen hat?
Die verbindende Mischung aus technischer Exzellenz, Kundenorientierung und familiärer Atmosphäre bildet das Fundament. Der Fokus auf Qualität, Verantwortungsübernahme und langfristige Partnerschaften hat B&W erfolgreich durch Veränderungen geführt – über Gewerke (Mechanik, Elektronik und Software), Branchen (Automotive, Gerätetechnik und Medizintechnik) und Technologien (Digitalisierung, Vernetzung und KI).
Wenn Sie einen Blick in die Zukunft werfen: Welche technologischen Trends und Dynamiken beschäftigen Sie aktuell am meisten – und wie bereiten Sie B&W darauf vor?
MBSE, digitale Zwillinge und Simulation bleiben für uns zentrale Hebel, verstärkt durch KI-Integration. IoT, funktionale Sicherheit und Eco-Design werden im Fokus stehen, da wir weiter schnell, effizienter und nachhaltige Produkte entwickeln müssen. B&W investiert in Prozess- und Tool-Integration, offene Schnittstellen, sowie kontinuierliche Weiterbildung. Unser Ziel: weiterhin nachhaltige, innovative Lösungen liefern.
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