Im Gespräch mit Nils Schnorrenberger, Geschäftsführer der BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH
BIS Bremerhaven
- 18.03.2025


Herr Schnorrenberger, was bedeutet die Stadt Bremerhaven für Sie?
Die Segel in Bremerhaven stehen für mich ganz im Zeichen von Wandel und Innovation: Die Stadt vereint eine beeindruckende Forschungs- und Wissenschaftslandschaft mit starken Akteuren diverser Branchen, die hier harmonisch zusammenarbeiten. Ein besonderes Merkmal sind die kurzen Wege und die starken Netzwerke, die wir in Bremerhaven prägen. Ich erinnere mich an ein Beispiel aus dem Hafentunnelprojekt, eines der größten Infrastrukturerfolge in Bremerhaven: Ein essenzielles Bauteil fehlte und die reguläre Lieferzeit betrug durch den damaligen Chipmangel mindestens zwei Jahre. Dank unseres breiten Netzwerks und der kurzen Wege haben wir innerhalb weniger Tage durch einen regionalen Unternehmer Unterstützung erfahren – und das Spezialbauteil zufällig in einem Lagerbestand gefunden. Diese Flexibilität und Kooperation sind typisch für Bremerhaven und machen die Stadt zu einem attraktiven Standort für Unternehmerinnen und Unternehmer, die nachhaltige und innovative Projekte verwirklichen möchten. Hier zeigt sich, dass wir durch Zusammenarbeit und vorausschauendes Denken die Zukunft gemeinsam gestalten.Welche Rolle spielen nachhaltige Gewerbeflächen für die wirtschaftliche Zukunft der Stadt Bremerhaven – und welche neuen Impulse setzt dabei das LUNEDELTA?
In Bremerhaven fördern wir aktiv Wandel und Innovationen, dabei spielen nachhaltige Gewerbeflächen eine immer zentralere Rolle. Mit dem LUNEDELTA setzen wir ein Zeichen für die Zukunft – ein Gewerbegebiet, das Ökologie, Soziales und Wirtschaft in Einklang bringt. Das LUNEDELTA ist nicht nur ein Raum für innovative Unternehmungen, sondern ein lebendiges Beispiel dafür, dass wir mit Verantwortung und Weitsicht den Grundstein für eine zukunftsfähige Wirtschaft legen. Hier wächst durch moderne Stadtentwicklung ein Umfeld, in dem Unternehmungen aus verschiedenen Branchen – von erneuerbaren Energien über Lebensmitteltechnologie bis hin zu Mobilität und Logistik – zusammenkommen und voneinander profitieren.Ein besonderes Paradebeispiel in unmittelbarer Nähe zum LUNEDELTA ist das Klimabündnis im Fischereihafen, bei dem selbst Mitbewerbende zusammenarbeiten – und somit gemeinsam wachsen. Diese Zusammenarbeit ist charakteristisch für Bremerhaven und zeigt, wie eng die Wirtschaft hier zusammenarbeitet. Nachhaltige Gewerbeflächen sind somit nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich attraktiv und fördern die Kooperation zwischen Unternehmen.
Welche Nachhaltigkeitskriterien wurden im neuen Gewerbegebiet umgesetzt?
Das LUNEDELTA setzt neue Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit. Auf einer Fläche von insgesamt 150 Hektar im Süden Bremerhavens wird das Gewerbegebiet als integraler Bestandteil der Landschaft angrenzend an das Naturschutzgebiet der Luneplate entwickelt. Die Topographie vor Ort wird durch Fleete geprägt, die natürliche Parzellen gliedern und somit den kürzlich in Kraft getretenen Bebauungsplan gestaltet haben. Hier wurde die Bebauungsplanung behutsam aus der vorhandenen Landschaft heraus entwickelt: Vorhandene Gewässer werden zu Erholungsorten, während Freiflächen für ökologische Nutzung oder Freizeitaktivitäten entstehen.Grünflächen und Dachbegrünungen tragen zur Klimaregulierung bei und erhalten natürliche Lebensräume für die biologische Vielfalt. Unternehmen können hier ihre ökologischen Fußabdrücke minimieren, bewusst mit ihrer Klimabilanz umgehen und gleichzeitig Kosten sparen.
Warum sollten sich Unternehmerinnen und Unternehmer für das LUNEDELTA interessieren und welche Anreize werden für nachhaltiges Wirtschaften gesetzt?
Das LUNEDELTA ist besonders attraktiv für Unternehmen aus den Bereichen der „Green Tech“ und „Green Transformation“ wie erneuerbaren Energien, Umwelttechnologie, Kreislaufwirtschaft, Mobilität und Logistik. Auch Betriebe mit nachhaltigen Geschäftsideen bieten wir hier ideale Bedingungen an. Das Konzept des LUNEDELTA ermöglicht nicht nur flexible und kurzfristig mietbare Räume im Gründungszentrum oder freie Grundstücksflächen im Erbbaurecht, sondern auch eine zukunftsweisende Infrastruktur, die ganzheitlich auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist.Die Nähe zur Natur, die umfassende Unterstützung durch die Wirtschaftsförderung Bremerhaven und die Möglichkeit, Teil eines starken Netzwerks zu sein, schaffen optimale Voraussetzungen für Unternehmen, die wachsen und expandieren – oder sich neu ansiedeln möchten. Das LUNEDELTA bietet durch Rahmenbedingungen wie dem Energiemanagement oder dem Mobilitätskonzept echte Mehrwerte für Unternehmen, die eine nachhaltige Produktionslinie ausbauen und innovative Projekte umsetzen wollen. Indem wir ökologische Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und wirtschaftliche Stärke gezielt verknüpfen, treiben wir Innovationen voran und gestalten eine zukunftsfähige Wirtschaftslandschaft – ob Work-Life-Balance oder Work-Life-Blending: Auch die Attraktivität der Unternehmen gegenüber Fachkräften steigt durch nachhaltige Arbeitsimmobilien und einem Umfeld, in dem Arbeit und Freizeit miteinander im Einklang stehen.

Was macht das LUNEDELTA so einzigartig im Vergleich zu anderen Gewerbegebieten und wie wurde seine Nachhaltigkeit bewertet?
Das LUNEDELTA zeichnet sich durch seine ganzheitliche und zukunftsorientierte Planung aus. Anders als traditionelle Gewerbegebiete wurde es von Anfang an als integraler Bestandteil der angrenzenden Naturlandschaft geplant. In puncto Nachhaltigkeit wurden die Planungen des LUNEDELTA durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) mit der höchsten Qualitätsstufe PLATIN prämiert. Diese Zertifizierung bestätigt, dass sich unsere Bemühungen bei der Planung in den Bereichen Energieeffizienz, Ressourcenschonung und Umweltfreundlichkeit auszeichnen.Kommen wir nun zum geplanten Gründungszentrum: Wie wird es konkret dazu beitragen, nachhaltiges Wirtschaften in der Region zu fördern und welche besonderen Merkmale zeichnen den Bau aus?
Das Gründungszentrum im LUNEDELTA ist mit seiner Cradle-to-Cradle-Philosophie unser Leuchtturmprojekt im nachhaltigen Bauen der öffentlichen Hand und dient gleichzeitig als Gebietsauftakt. Hier geht es nicht nur darum, Ressourcenverschwendung zu vermeiden, sondern auch Ressourcen gezielt und effizient einzusetzen. Das Gebäude wird als klimapositive Leitlinie für nachhaltiges Wirtschaften fungieren und Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Green Economy ansprechen. Mit flexibel und kurzfristig mietbaren Räumen und Werkstätten schaffen wir inspirierende Rahmenbedingungen, die Innovation und Kreativität fördern.
Von welchen neuen Möglichkeiten können regionale Unternehmen und Start-ups nach der Fertigstellung Anfang 2026 profitieren? Welche Rolle spielt dabei das Thema Co-Working?
Das Co-Working-Konzept ist ein zentrales Element des Gründungszentrums und mehr als nur die Bereitstellung gemeinsam genutzter Arbeitsräume, Werkstätten oder Kaffeemaschinen. Es geht darum, gezielt eine Umgebung zu schaffen, die den Austausch zwischen Start-ups, Unternehmen und kreativen Köpfen fördert. Durch offene, inspirierende Arbeitsbereiche entstehen Synergien, die Innovationen vorantreiben.Gerade für junge Unternehmen ist diese flexible Struktur ein großer Vorteil: Sie profitieren nicht nur von einer kosteneffizienten Alternative zu herkömmlichen Büroflächen, sondern auch von einer starken Community. Der direkte Kontakt zu anderen Gründerinnen und Gründern erleichtert den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit – oft entstehen hier ganz neue Geschäftsmodelle und Partnerschaften. Gleichzeitig bietet das Gründungszentrum Zugang zu einer nachhaltigen Infrastruktur, die auf die Bedürfnisse der Green Economy zugeschnitten ist.