"Die größte Herausforderung ist also, die Menschen zu überzeugen." – Thomas Hofmann und Markus Langguth von CONFER-SI im Gespräch
CONFER-SI GmbH
- 17.04.2025

Herr Hofmann, Sie und Ihr Geschäftspartner Markus Langguth haben beide über 25 Jahre Erfahrung in der Automobilbranche und beraten Unternehmen im kaufmännischen wie im technischen Bereich und der Produktion. Wie verbinden sich diese beiden Perspektiven in Ihrem Beratungsansatz?

Im Zusammenspiel mit der Einkaufsabteilung werden außerdem notwendige Veränderungen in der Beschaffung besprochen, die zwar gelegentlich zu einem teureren Einkaufspreis führen können, aber die Prozesse der Produktion derartig effizient stabilisieren, dass es am Ende eben kostengünstiger wird. Oft rechnet es sich beispielsweise, ganze Baugruppen über einen einzigen Lieferanten einzukaufen, das spart in den meisten Fällen Kosten.
Wenn Sie Unternehmen bei Transformations- und Veränderungsprozessen unterstützen, aus welchen typischen Herausforderungen besteht die tägliche Arbeit?
Thomas Hofmann: Der Mensch ist ein "Gewohnheitstier", Veränderung fällt vielen schwer. Nicht selten hören wir den Satz "Das haben wir schon immer so gemacht, das muss hier so sein". Für uns gilt zunächst, viel zuzuhören und zu erkennen, wo jeden einzelnen der Schuh drückt. Anschließend gilt es, den gesamten Ist-Zustand möglichst exakt darzustellen und mit den Betroffenen ein gemeinsames Verständnis der Probleme zu entwickeln.Dann machen wir Verbesserungsvorschläge, die durchaus extrem sein können. Gerade mit Ideen, die unsere Kunden aus der Komfortzone führen, wird ein Prozess angestoßen: Sukzessive sind immer mehr Beteiligte überzeugt, dass sich etwas ändern muss. Die größte Herausforderung ist also, die Menschen zu überzeugen. Gelingt das, verändern sich die Abläufe durch Eigeninitiative – und Feinjustierung durch CONFER-SI – wesentlich schneller.
Das Leistungsportfolio der CONFER-SI deckt neben der Strategieentwicklung vor allem die leistungswirtschaftliche Optimierung als auch die betriebswirtschaftliche Sanierung ab. In welchen Situationen ist dies besonders gefragt?
Markus Langguth: Im Grunde steht über allem die Krise eines Unternehmens. Krisen können unterschiedliche Ausprägungen haben, von der Strategie- über die Ertrags- bis hin zur Liquiditätskrise. Schwerpunkt unserer Tätigkeit ist die betriebswirtschaftliche Beratung in Krisensituationen. Je früher Unternehmen uns rufen, desto größer sind die Möglichkeiten. Ist die Liquiditätssituation erst einmal angespannt, gibt es oft nur den Weg der Sanierung über die Insolvenz in Eigenverwaltung. Sollte ein solcher Weg, der auch eine Chance für ein Unternehmen ist, sich neu aufzustellen, nötig sein, begleiten wir unsere Kunden auf diesem Weg. Die betriebswirtschaftliche Sanierung beginnt mit der Analyse der Zahlen und endet in einem Restrukturierungskonzept, welches auch die Leistungswirtschaft einbezieht.Welche Rolle spielen Interim-Management und externe Projektleitung in Ihrem Dienstleistungsportfolio und in welchen Situationen werden Sie angefordert?

Wo sehen Sie in der aktuellen schwierigen wirtschaftlichen Situation den größten Handlungsbedarf für Unternehmen? Wie gelingt es, Firmen in Krisensituationen rasch zu stabilisieren und gleichzeitig ihre langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern?
Markus Langguth: Ein derart schwieriges wirtschaftliches Umfeld kennen Unternehmen seit über 30 Jahren nicht mehr. Sicherlich, es hat immer Krisen gegeben, aber die gingen auch vorbei. Jetzt haben wir es aber seit Jahren mit einem problematischen Umfeld zu tun. Erst kam Corona, dann die Energiekrise, der Ukrainekrieg und seit einem Jahr haben wir eine Konjunkturflaute. Manch einer würde sogar von Rezession sprechen.Das macht es für Unternehmen so schwer, mit der Situation umzugehen. Der normale Weg, den Kopf wieder über Wasser zu bekommen, wäre, die Kapazitäten anzupassen oder Wachstum anzustreben. Strukturanpassungen kosten jedoch Geld, das die meisten Unternehmen aktuell nicht zur Verfügung haben – und Wachstumsmärkte existieren weltweit zurzeit nicht.
Das wichtigste Element der Krisenbekämpfung ist, die Ursachen zu erkennen und daraus Erkenntnisse abzuleiten. Hierzu muss alles hinterfragt werden, völlige Transparenz ist Voraussetzung. So kann ein Konzept zur nachhaltigen Restrukturierung und damit langfristigen Wettbewerbsfähigkeit entstehen. Geschafft ist es damit aber noch nicht, es muss auch die Umsetzung folgen. Daran scheitern die meisten Unternehmen, da sie nicht gewöhnt sind, mit solchen Situationen umzugehen. Das ist unsere Kernkompetenz.
Speziell deutsche Automobilhersteller und -zulieferer wirken vom internationalen Markt getrieben, etwa durch Elektromobilität und Digitalisierung. Welche spezifischen Strategien empfehlen Sie dieser Klientengruppe, um das Ruder wieder in die Hand zu bekommen?
Thomas Hofmann: Auch hier lautet das Thema: Veränderung. Getreu dem Motto "Wir machen aber doch die besten Schreibmaschinen" halten viele Unternehmen zu lange an Produkten fest, deren Bedarf künftig überschaubar sein dürfte.In einem unserer letzten Projekte haben wir es geschafft, die Wertschöpfungskette im Unternehmen durch zusätzliche Montagetätigkeiten und Modulfertigung deutlich zu steigern, was den rückläufigen Umsatz nahezu ausglich. Wichtig dabei waren drei Faktoren: Flexibilität, Qualität und ein enger Kontakt zum Kunden mitsamt Verständnis für seine Bedürfnisse.
Gerade beim Thema Flexibilität wird den Mitarbeitern der Unternehmen viel abverlangt. Ich habe den Eindruck gewonnen, die Arbeit hat in den vergangenen Jahren durch die Themen Work-Life-Balance und 35-Stunden-Woche nicht mehr den gebotenen Stellenwert. Wir brauchen jedoch die Flexibilität, dann zu produzieren, wenn die Ware gebraucht wird. Ich habe das Gefühl, auch die Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen öffnen sich hier und verabschieden sich von starren Arbeitszeitgerüsten aus der Vergangenheit.
Nochmals, mit den drei Säulen Kundenorientierung, Qualität und Flexibilität können wir in Zentraleuropa punkten und unseren Blick positiv in die Zukunft richten.