Der Economy Park Heidelberg-Leimen konzentriert sich auf die Branchen nachhaltiges Bauen und Medizintechnik.
TheVision
Herr Odszuck, wie entstand die Idee für den Economy Park Heidelberg-Leimen beziehungsweise wie kam die Zusammenarbeit zwischen den beiden Städten zustande?
Die Vision für den Economy Park Heidelberg-Leimen ist, ein zukunftsorientiertes und nachhaltiges Gewerbe- und Industriegebiet zu schaffen, das innovative Unternehmen anzieht und Synergien fördert. Die beiden auf dem Areal ansässigen Unternehmen Eternit (Etex-Gruppe) und Heidelberg Materials hatten größere betriebliche Veränderungen angekündigt, die zu freiwerdenden Betriebsflächen führten. Ihre Betriebe liegen jeweils an der Gemarkungsgrenze von Heidelberg und Leimen. Beide Städte haben in einem Letter of Intent (LOI) im Juli 2018 vereinbart, die Industrie- und Gewerbeflächen „rund um die beiden Unternehmen“ gemarkungsübergreifend gemeinsam zu entwickeln und zu vermarkten.
Das Areal ist mit circa 100 Hektar das größte interkommunale Industrie- und Gewerbegebiet, das in Baden-Württemberg entwickelt wird. Was sind die aktuell größten Meilensteine bei der Entwicklung des Projekts?
Zum einen die Überplanung, Neukonzeptionierung, Erschließung und Vermarktung des gesamten Verbandsgebietes mit einer erheblichen Verbesserung der Aufenthaltsqualität. Ungefähr 40 bis 45 Hektar an unbebauten Gewerbeflächen werden zukünftig für die Ansiedlung von Unternehmen zur Verfügung stehen. Zum anderen wird die Verkehrsinfrastruktur von Straße und Schiene erheblich verbessert. Zum Thema
Die denkmalgeschützte ehemalige Eternit-Halle wird die lebendige Mitte des Industrie- und Gewerbegebietes bilden.
Carl Rübartsch; Bauhaus-Universität Weimar, Archiv der Moderne
Welche Branchen werden sich zukünftig im Economy Park Heidelberg-Leimen ansiedeln können?
Schwerpunkte zukünftiger Unternehmensansiedlungen werden die Branchen nachhaltiges Bauen, die sich aus der bisherigen Nutzung ergibt, und Medizintechnik sein. Aber auch andere Branchen sind uns willkommen, sofern sie für die beiden Städte einen entsprechenden Mehrwert bieten.
Der Economy Park Heidelberg-Leimen verspricht „grenzenlose Perspektiven“ für Unternehmen. Welche neuen Chancen bietet die interkommunale Zusammenarbeit?
Heidelberg als Stadt der Wissenschaft, Forschung und Entwicklung mit seinem internationalen Renommée verfügt über eine hohe Anziehungskraft für Unternehmen, bietet ein hochattraktives Umfeld und hat glänzende Zukunftschancen. Das Verbandsgebiet ist hervorragend an den regionalen und überregionalen Schienen- und Straßenverkehr angebunden. Durch die interkommunale Zusammenarbeit können die auf beiden Gemarkungen aneinandergrenzenden freien Gewerbeflächen jetzt gemeinsam entwickelt werden. Diese Kooperation ermöglicht eine effizientere Ressourcennutzung und eine stärkere Wettbewerbsfähigkeit. Zudem fördert sie Innovation, Nachhaltigkeit und eine verbesserte Finanzierung, was zu einer erfolgreichen Entwicklung beiträgt.
Welche Infrastruktur wird dafür geschaffen?
Innerhalb des Verbandsgebietes wird eine neue Durchgangsstraße und eine neue Straßenbahnlinie gebaut. Diese soll angebunden werden an einen ebenfalls noch zu bauenden S-Bahn-Halt im Verbandsgebiet. Die energetische Versorgung erfolgt CO2-neutral, das Gebiet wird durchgrünt und erhält attraktive Aufenthaltsbereiche. Vom schnellen Internet bis zu einer modernen E-Ladeinfrastruktur für den LKW-Verkehr wird alles vorhanden sein.
Im Zentrum des Gebietes befindet sich die denkmalgeschützte, ehemalige Eternit-Halle, welche in Zukunft die neue lebendige Mitte bilden wird. Können Sie uns mehr über das innovative Haus-in-Haus-Konzept verraten?
Die ehemalige Produktionshalle von Eternit wurde Mitte der 1950er-Jahre von Ernst Neufert geplant und nach den „Grundsätzen des Neuen Bauens“ mit dem charakteristischen Sheddach errichtet. Die Halle, die letzte ihrer Art in Deutschland, hat eine Größe von circa 2,7 Hektar und bietet damit genug Platz für kleinteilige innovative Nutzungen, die über eine innere Erschließung zugänglich gemacht werden können. Die äußere Hülle bleibt dadurch erhalten.
Das Land Baden-Württemberg fördert das Vorhaben mit rund 3,2 Millionen Euro im Rahmen der Städtebauförderung. Bei einem Pressetermin im Jahr 2023 vor Ort (von links): Claudia Felden (Bürgermeisterin Leimen), Thorsten Krema (Etex), Eckart Würzner (Oberbürgermeister Heidelberg), Christiane Staab (MdL), Hans D. Reinwald (ehemaliger Oberbürgermeister Leimen) und Jürgen Odszuck (Erster Bürgermeister Heidelberg) in der ehemaligen Eternit-Produktionshalle.
Philipp Rothe
Wie beteiligt sich das Land Baden-Württemberg an dem Vorhaben?
Der Zweckverband wurde mit einem Teilgebiet 2023 ins Bund-Länder-Programm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ aufgenommen und wird mit einem Betrag von 3,2 Millionen Euro gefördert. Für eine Teilfläche des Verbandsgebietes wurde ein Sanierungsgebiet mit erhöhten steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten festgelegt.
Was sind die nächsten Schritte für den Economy Park Heidelberg-Leimen?
Die Bebauungsplanung zur Baureifmachung der Gewerbeflächen ist auf den Weg gebracht, das Planfeststellungsverfahren für Straße und Schiene ist in Vorbereitung, ebenso wie das anstehende Umlegungsverfahren im südwestlichen Teil des Verbandsgebiets.
Welche Erwartungen an das Projekt haben Sie für die Zukunft – kann dieses (interkommunale) Beispiel Schule machen?
Die Nachfrage nach baureifen Gewerbe- und Industrieflächen im Verbandsgebiet ist seit Bestehen des Zweckverbandes „Interkommunales Gewerbe- und Industriegebiet Heidelberg-Leimen“ sehr hoch. Mit Heidelberg sind es rund 155.000 Einwohnerinnen und Einwohner und mit Leimen knapp 30.000. Damit sich die beiden Städte trotz unterschiedlicher Größe auf Augenhöhe begegnen, tragen sie den Verband zu je 50 Prozent. Ein ungewöhnliches Konstrukt, das in der Praxis hervorragend funktioniert. Beide Städte sind sich ihrer Verantwortung bewusst, arbeiten vertrauensvoll und konstruktiv zusammen und wollen den gemeinsamen Erfolg.
Impressum
Zweckverband „Interkommunales Gewerbe- und Industriegebiet Heidelberg – Leimen“