Handlähmung? Wie eine weltweit einzigartige myoelektrische
Orthese Betroffene unterstützt
Handlähmung
- 26.02.2025

Handlähmung führt neben körperlichen Beschwerden zu psychischer Belastung

Die Folgen sind einschneidend. Betroffene kämpfen damit, den Alltag zu bewältigen. Schon das Öffnen einer Flasche wird zum Kraftakt. Das Schließen eines Reißverschlusses kostet viel Geduld. Wer nur eingeschränkt greifen oder halten kann, sieht sich in vielen Situationen mit unüberwindbaren Hürden konfrontiert. Die Nahrungsvorbereitung erweist sich als umständlich, weil eine Hand fehlt, um Gemüse zu halten oder Töpfe sicher zu heben. Sogar das Essen fällt schwer, wenn Messer und Gabel nicht mehr gleichzeitig geführt werden können.
Zu den körperlichen Beschwerden kommen psychische Belastungen. Es entsteht häufig das Gefühl, nur eingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Der Verlust der Selbstständigkeit führt nicht selten zu Rückzug oder Depression. Angehörige stehen gleichzeitig vor der Herausforderung, pflegerische Aufgaben zu übernehmen oder Betreuungslösungen zu finden.
Durch innovative Medizintechnik wurde eine bahnbrechende Lösung entwickelt, um von Lähmung betroffenen Arme und Hände wieder in den Alltag zu integrieren. Patienten mit unterschiedlichsten Diagnosen eröffnet sich die Chance auf mehr Selbstständigkeit und eine bessere Lebensqualität.
"Empowering motion!"

So wurde HKK Bionics Erfinder der weltweit ersten myoelektrischen Handorthese – der "exomotion® hand one" mit sechs verschiedenen Griffmöglichkeiten. Die Handorthese ist konzipiert, um die Greiffunktion gelähmter Hände zu ermöglichen. Die Steuerung erfolgt über einen Sensor, der die myoelektrischen Signale auf der Haut misst, also die elektrischen Spannungen, die entstehen, wenn ein Muskel angespannt wird. Idealerweise wird ein Restmuskelsignal im betroffenen Arm genutzt. Falls dort kein verwertbares Signal vorhanden ist, kann die Steuerung alternativ über Muskeln im Brust- oder Bauchbereich oder andere geeignete Muskelgruppen erfolgen.
Durch die einzigartigen Technologie erlaubt die Handorthese bis zu sechs unterschiedliche Griffmuster. Dadurch lassen sich typische Alltagssituationen meistern, die zuvor kaum zu bewältigen waren, etwa das Öffnen einer Flasche, das Halten eines Wasserglases oder auch das beidhändige Schließen eines Reißverschlusses.
2020 ging die exomotion® hand one in Kooperation mit dem Sanitätshaus Häussler in Ulm an den Markt. Inzwischen ist sie in ganz Deutschland und Österreich erhältlich. Über 50 Sanitätshäuser mit mehr als 400 Filialen haben sich bereits auf das Produkt schulen lassen, um es inklusive der notwendigen Beratungs- und Serviceleistung anzubieten. Die Abrechnung erfolgt in der Regel über die Krankenkassen, sodass Patienten mit entsprechender Indikation keine zusätzlichen Kosten für das Hilfsmittel tragen müssen.
"Ich konnte meinem Freund ins Ohr kneifen!"

Dennoch hat sie sich stets bemüht, ein aktives Leben zu führen. Im sozialen Bereich tätig, stand sie täglich vor der Herausforderung, Arbeiten in der Höhe oder über ihren eigentlichen Bewegungsradius hinaus zu bewältigen. Die Wende kam, als ihre Ergotherapeutin ihr von der exomotion® hand one erzählte.
Seit Dezember 2022 nutzt Tatjana nun die Handorthese. "Dank der Orthese kann ich wieder viel besser Alltagstätigkeiten nachgehen", sagt sie und berichtet voller Freude, dass Kochen mit ihren Kindern jetzt reibungsloser verläuft. Während sie zuvor Töpfe und Zutaten kaum sicher festhalten konnte, gelingt ihr das Zubereiten von Mahlzeiten nun deutlich leichter. Auch das Öffnen von Flaschen bereitet weniger Probleme, denn sie kann sie mit der Orthese fixieren.
Besondere Momente zeigen, wie sehr sich ihre Lebensqualität verbessert hat. "Das Coolste war, als ich meinen Freund von hinten ins Ohr kniffen habe – das war echt witzig", erzählt sie schmunzelnd.